U7a und Impfen – so war unser heutiger Arzttermin

Die U7a

Gerade sitze ich ganz „aufgekratzt“ am PC. Es ist eine Mischung aus Stolz und Erleichterung, die mich gerade erfüllt. Dabei lag doch nur ein kleiner Arzttermin hinter uns. Meinem Wirbelwind gegenüber habe ich gestern abend noch ganz ruhig und fröhlich erklärt, dass wir zum Arzt gehen. Der guckt dann, wie schön sie gewachsen ist, was sie schon alles kann, und vielleicht gibt es am Ende noch einen kleinen Pieks und ein tolles Pflaster, wenn sie gesund genug ist.
Sie hatte meine Erklärung am Bett ganz interessiert aufgenommen, hat sich von meiner (gespielten) Euphorie anstecken lassen und ist heute morgen munter neben mir her zum Arzt gelaufen. Das Wartezimmer kannte sie inzwischen gut, denn wir waren erst vor drei Wochen dort. Da konnte dann leider doch nicht geimpft werden, weil Wirbelwind gerade eine neue Erkältung bekam. Also nun der zweite Anlauf. Diesmal haben wir es gleich mit der U7a kombiniert, damit wir nicht wieder umsonst auf der Matte stehen. Wirbelwind war fröhlich gestimmt. Sie ging zielstrebig zur Spielecke, ritt auf dem Pferd, vergnügte sich mit dem Babyspielzeug, entdeckte das Parkhaus und als ich gerade dabei war ihr aus einem Barby-Buch vorzulesen, ging es (zum Glück) los.

Die U7a

Die Schwester rief uns in einen separaten Raum, in welchem sie sofort die Hose ausziehen sollte. Ich las Angst in Wirbelwinds Augen. Sogleich wurden bei mir Erinnerungen an die letzte Untersuchung wach. Da stand sie völlig überfordert vom fremden Raum, der fremden Person und den seltsamen Tests in der Ecke und boykottierte fast alle Versuche, so dass sich die Schwester nur auf meine Erzählungen verlassen konnte. Ich redete ruhig auf Wirbelwind ein und versuchte zu erklären, was die Schwester jetzt macht: „Sie will nur schauen, wie schwer Du bist“ oder „Guck mal, jetzt guckt sie wie groß Du bist. Wie wenn wir Dich an der Tür messen!“. Sie kooperierte.

Als ich ihr die Hose wieder anziehen durfte, fühlte sie sich deutlich wohler. Auf meinem Schoß wurden mir noch ein paar Fragen gestellt, was sie gefrühstückt habe, ob sie Dreiwortsätze spricht (echt jetzt, mit fast 3 Jahren?), ob sie aus dem Becher trinkt, ob sie selbstständig auf die Toilette geht, ob sie alleine die Treppen hoch und runter läuft, ob sie beim Rennen mit dem Körper schlingert (keine Ahnung). Als ich auf die Frage, womit sie gerne spiele, „Malen“ antwortete, wurde sofort ein Papier gezückt und sie durfte etwas krakeln. Die Schwester bemerkte freudig, dass sie den Stift sehr schön hält. Dass sie am Ende eine Ente gemalt hat, wurde ihr zwar von der Schwester in den Mund gelegt, aber sie war zufrieden. In einem Bilderbuch sollte sie ein paar Dinge benennen, was sie auch tat. Schließlich gab es noch einen Sehtest, bei welchem ich ihr erst das eine, dann das andere Auge zuhielt, und sie sollte auf einer Tafel die immer kleiner werdenden Bildchen benennen. Auch das meisterte sie mit Bravour. Wir durften noch einmal kurz im Warteraum Platz nehmen, ehe wir zur Ärztin aufgerufen wurden.

Die Ärztin merkte an, dass Wirbelwind sich sehr gut entwickelt, das Gewicht (14,6 kg) im Durchschnitt, ihre Größe (103 cm) jedoch eher im oberen Bereich liegt. Ich vermeldete, dass dies ja schon immer so war. Sie schaute auf die Unterlagen, stimmte mir zu und ließ den Satz verlauten, den ich mehrmals im Monat höre: „Naja, sie sind ja auch groß“. Schließlich wurde noch gefragt, ob sie schon beim Zahnarzt war.

Es folgte die körperliche Untersuchung. Nun musste das Oberteil ausgezogen werden. Auch das war Wirbelwind wieder unangenehm. Die Ärztin horchte sie ab und war zufrieden. Das Herz schlägt regelmäßig, keine Nebengeräusche in der Lunge. Nur die Haut ist eben sehr trocken. Aber das ist ja nichts Neues. Der Kopfumfang wurde gemessen, 48 cm, ich dachte der wäre schon größer. Dann sollte sich Wirbelwind auf den Rücken legen. In dem Moment klingelte das Telefon und die Ärztin war kurz in ein Gespräch verwickelt. Wirbelwind lag derweil so halbnackig auf der Pritsche und tat mir irgendwie Leid. Sie guckte auch sehr irritiert. Ich begann mit der Kitzeltaktik und kitzelte Bauch und Achseln. Sie gackerte fröhlich. Als die Ärztin uns wieder zuwandte, tastete sie den Bauch ab und stellte fest, dass alles schön weich ist. Wie der Stuhlgang sei, wollte sie noch wissen, ob sie öfter unter Verstopfungen leide. „Nein im Gegenteil, er ist meist sehr weich“, antwortete ich.

Die Impfung

Nach einem Blick in den Mund wurde Wirbelwind soviel Fitness bescheinigt, dass auch die Impfung noch erfolgen konnte. Ich setzte sie auf meinen Schoß und erklärte noch einmal, dass sie kurz gepiekst wird, und sie dann ein Pflaster bekommt. Sie schaute gespannt und etwas irritiert, wie die Schwester ihren Oberarm mit einer roten Flüssigkeit bestrich. Als sich die Ärztin mit der Nadel näherte, zeigte ich Wirbelwind das Mobile über uns. Sie war etwas vom Pieks erschrocken und überlegte loszuweinen. Nach einem Blick in mein fröhliches Gesicht, beruhigte sie sich aber schnell und schaute dann schon wieder relativ entspannt auf das Pflaster, das ihr sofort auf den Arm geklebt wurde. Puh geschafft. Ich glaub die Ärztin konnte auch den Stein hören, der gerade von meinem Herzen fiel. Ein neuer Impftermin wurde ausgemacht, Unterlagen wurden übergeben und schon konnten wir wieder die Praxis verlassen.

Warum bin ich so euphorisch?

Ich habe eingangs von der Euphorie geschrieben, die mich auch jetzt noch beim Schreiben überkommt. Warum war ich im Vorfeld so nervös?

Irgendwie liegt es in meiner Natur, zu viel über Dinge nachzudenken. Das geht einfach nicht aus meinem Kopf heraus. Ich mache mir über alles und jeden Gedanken, frage mich, wie Wirbelwind wohl reagieren würde, was sie denkt, fühlt, ob sie glücklich ist.

Eben auch weil Wirbelwind in fremden Situationen sehr zurückhaltend ist (was sie ja in der letzten Untersuchung deutlich zum Ausdruck gebracht hat), war ich etwas skeptisch. Und auch die Impfung beschäftigte mich, weil Wirbelwinds letzte Spritze zu lange her ist, als dass sie sich daran erinnern könnte. Wie würde sie darauf
reagieren? Im Spiel hatte sie schon oft ihren Arztkoffer herausgeholt und mir eine Spritze gegeben. Nie habe ich „Aua“ geschrien. Sie weiß nicht, dass eine Spritze auch etwas wehtut.

Aber umso mehr war ich bemüht, ihr meine Gedanken nur gefiltert weiterzuleiten und ihr eher das Positive am Arztbesuch verständlich zu machen. Sie sollte ja nicht ängstlich in die Praxis hineinmarschieren. Und ich glaube das ist mir auch gut gelungen. Je mehr sie in der U7a von sich preisgab, die Bilder beim Sehtest benannte, mit der Schwester redete, sich von mir auf der Pritsche beim Arzt kitzeln ließ, desto mehr stieg der Stolz in mir. Mein großes Mädchen. Sie zeigte mir, dass sie schon Einiges verstand, war von der fremden Situation nicht total überfordert und – das ist wohl das, was mich besonders berührt – zeigte mir, wie sehr sie mir vertraute. Wenn ich so glücklich gucke, lächle, ihr über das Köpfchen streichele und sage, dass sie etwas ganz toll gemacht hat, dann kann sie sich zurücklehnen, mir vertrauen, sie selbst sein.

Ich weiß schon, dass ich zum nächsten Termin wieder nervös sein werde. Das kann ich einfach nicht abstellen. Doch ich weiß auch, dass alles gut werden wird. Denn ich bin für Wirbelwind da. Und das kann sie spüren, dessen bin ich mir sicher.
Eure Wiebke

4 Comments

  1. 11 Mai 2015 at 8:38 pm

    Oh, das ist so süß geschrieben! Und es berührt mich gerade sehr, weil ich morgen auch die U7a mit unserer Großen habe und selbst schon ganz aufgeregt bin. Bei unserer Tochter ist es auch so, dass sie plappert wie ein Wasserfall, aber wehe wenn jemand Fremdes sie nach ihrem Namen fragt. Da ist sie stumm wie ein Fisch! Hoffentlich klappt es bei uns morgen auch so gut, wie bei deinem Wirbelwind….

  2. Tina
    Antworten
    2 Mai 2016 at 8:23 pm

    Ich weis gar nicht ob das hier hin passt aber ich war mit meiner dreijährigen heute wieder beim HNO. Seit November 15 leidet die ständig an einer mittelohrentzündung für alle sechs Wochen etwa auftritt. Der Arzt stellte fest, dass das Wasser hinter dem Trommelfell nicht abläuft und jetzt sollen ihr die Polypen entfernt werden.
    Was mich daran so traurig macht, ist die eigene Erfahrung. Ich hatte die selbe op mit 13 und hab immer wieder bestimmte Bilder im Kopf.
    Habt ihr evtl Vorschläge was ich machen kann damit ich etwas entspannter an die Situation ran gehen kann?

Ich freue mich über einen Kommentar

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