Das Bloggen und ich – ein Zwiespalt

Bloggen im Zwiespalt

Ich habe zum Bloggen immer ein ambivalentes Gefühl. Ein Zwiespalt zwischen dem Wunsch sich zu äußern und damit eventuell sogar Anerkennung zu erhalten und auf der anderen Seite die Befürchtung abgewiesen zu werden. Eigentlich ist es wie im realen Leben, nur dass man sich seine Blogbekanntschaften nicht aussuchen kann. Ich kann nicht filtern, wer meine Beiträge liest (außer ich stelle den Blog auf privat). Jeder kann zu mir kommen und mich anhören. Jeder, der möchte. Das mag ich. Ich freue mich, wenn Leser aus freien Stücken zu mir finden und dann auch noch sagen, dass es ihnen gefällt. Aber im realen Leben weiß ich, wem ich meine Geheimnisse anvertraue, hier auf dem Blog weiß ich es nicht. Das macht mich zurückhaltend in manchen Themen. Sicherlich ist das gut für meine Kinder und meinen Mann. Denn sie können sich sicher sein, dass ich sie nicht bloßstellen werde, dass ich nicht zu sehr aus dem Nähkästchen plaudere.

Doch ist es nicht das, was die Leser wollen?

Wie findet man als Blogger das perfekte Mittelmaß? Gibt es das überhaupt? Oder stehen alle Blogger in diesem Zwiespalt, mal mehr und mal weniger stark, je nachdem, wie ihre eigene Persönlichkeit und ihr Umfeld das Bloggen begreift?

Die Blogger-Persönlichkeit

Manchmal denke ich, dass ich viel zu zurückhaltend bin. Ich besitze nicht die klassische Blogger-Persönlichkeit, die bei (erfolgreichen) Bloggern anzutreffen ist: selbstbewusst, nahbar, quirlig, gesprächig, anteilsam.

Das alles bin ich in meinen Augen nicht. Noch dazu denke ich über jeden Schritt zweimal nach. Und wenn ich es in einem Beitrag mal nicht gemacht habe, dann mache ich mir hinterher Gedanken, wie die Worte nun bei Euch Lesern ankommen. Das hemmt mich sehr, wie ich finde und es führt ab und an dazu, dass ich mein ganzes Bloggen hinterfrage. Macht es mich glücklich? Wo wird das hinführen? Mach ich mir zu viele Gedanken, um so einen offenen Blog zu führen? Kann ich das auf Dauer aushalten?

Netzwerken – das A u O des Bloggens

Was ich am Bloggen und Twittern schön finde ist die Tatsache, dass man sein Zeug macht und wer mag, kann dann darauf reagieren. Und wer nicht mag, lässt es eben bleiben. Das ist so schön unaufdringlich. Ganz mein Geschmack. Mit Netzwerken hat das allerdings nichts zu tun. Da muss man aktiv auf die anderen zugehen. Und schon klopft mein Herz wieder bis zum Hals.

Die fehlenden Blogger-Eigenschaften bei mir führen dazu, dass Netzwerken für mich harte Arbeit ist. Auf Twitter merke ich das ganz besonders. Ich lese so gerne die Tweets anderer. Und manchmal wundere ich mich, dass die Twitterer so von sich preisgeben. Und ich wundere mich noch mehr, wie sehr es die anderen interessiert. Ich lese das auch sehr gerne, tue mich aber schwer damit, auf die Tweets zu antworten. Was sagt man da? Was kann ich antworten, ohne den Gegenüber zu langweilen, zu ärgern, zu maßregeln oder auf andere Art und Weise negativ auf mich aufmerksam zu machen? Also lasse ich es ganz. Lieber gar nicht auffallen, als negativ. Manchmal überwinde ich mich und dann macht es auch Spaß. Aber manchmal erhalte ich keine Reaktion oder nicht die Erhoffte, und schon kommen wieder Zweifel.

Bloggen für wen?

Für wen mache ich das ganze eigentlich? Was passiert, wenn Blogbeiträge oder Tweets nicht die Reaktion erhalten, die ich mir gewünscht hätte.

Antwort: es macht mich traurig. Ja, ich stecke Gedanken und Hoffnungen in die Beiträge und wünsche mir Reaktionen. Mein Selbstbewusstsein ist angeknackst genug, dass ich mir dann, wenn niemand antwortet, gleich wieder Gedanken mache. Jetzt warst Du wieder nicht witzig oder geistreich genug. Ach die anderen schreiben einfach schöner. Mehr „Personality“, bitteschön! Vielleicht muss ich mir ein aufregendes Hobby suchen, meine Haare färben und ein Tatoo stechen lassen? Bin ich dann hipper? Nicht so „normal“? Wer möchte denn schon auf Dauer dieses unaufregende Alltagsleben lesen, das ich hier verblogge. Hier mal ein Arztbesuch, da mal eine Geburtstagsfeier und immer wieder der verflixte Alltag. Ein paar von Euch interessiert das, das weiß ich. Aber die breite Masse erreiche ich damit nicht, habe ich das Gefühl.

Und das wurmt mich. Weniger, weil ich sehe, wie andere, taffere Blogger erfolgreicher sind, sondern weil ich mir selber so viele Gedanken mache und mein Verhalten sowie das meiner Leser zu stark bewerte.

Für wen bloggen wir?

Jetzt mal Hand aufs Herz. Für wen bloggen wir? Natürlich finde ich es eine wunderbare Möglichkeit, um meine Gedanken zu sortieren und festzuhalten. Es ist prima, dass ich später einmal darauf zurückgreifen kann, wenn ich mich nicht mehr recht erinnere oder meine Kinder neugierig werden, was die Mutti da so in ihrer Kindheit geschrieben hat. Aber dazu braucht es keinen Blog, sondern nur einen Block. Aus Papier.

Warum öffentlich? Weil ich das Miteinander mag. Ich finde es toll Antworten und Hilfestellungen zu erhalten. Wenn mir jemand sagt, dass ich ihn zum Lachen gebracht habe oder er sich nun verstandener fühlt, dann macht es mein Herz weich. Dann freue ich mich riesig. DAFÜR blogge ich.

Das Problem dabei? Wir Blogger machen und sehr stark davon abhängig, was andere von uns halten. Wir definieren uns (nicht im Gesamten, aber unser Blogger-Ich) über die Bestätigungen der Leser, wir machen uns von ihnen abhängig. Das klappt gut, solange es Leser uns positive Reaktionen gibt. Aber dieses Abhängigkeitsverhältnis kann eben auch nach hinten losgehen. Nämlich dann, wenn die Reaktionen ausbleiben oder nicht die gewünschten sind.

Was heißt das für mich?

Cool bleiben. Das ist wohl die Hauptbotschaft dieses laut gedachten Denkprozesses.

Jeder hat sein eigenes Tempo. Wenn ich langsamer im Social Media unterwegs bin, dann darf ich von meinen (bald) Followern keine ungeahnten Sprünge erwarten. Ich muss meine Ansprüche herunterschrauben und meinen Bloggewohnheiten anpassen. Ich darf mich nicht mit anderen Bloggern vergleichen, die nicht so sind wie ich.

Klingt plausibel, oder? Ich werde es mir wohl einmal auf Papier schreiben (so analog, und so) und in meiner Tasche mit mir führen. Wenn ich dann mal wieder frustriert bin, dann schaue ich mir diese Worte an und komme hoffentlich wieder runter. In mein Tempo.

Eure Wiebke

4 Comments

  1. 8 Juli 2017 at 8:15 am

    Schön geschrieben – wie immer! Und absolut wahr.
    Ich habe da absolut die gleichen Gedanken wie du! Wieviel preisgeben? Ist das nicht zu viel? Oder zu wenig? Besonders auch auf Fotos. Ich zeige die Kinder zwar, aber nie ihr Gesicht so das man es erkennen könnte.
    Mit dem Netzwerken geht’s mir auch ähnlich. Erst mal fehlt mir die Zeit bei sämtlichen Blogs die ich so gerne lese, FB Posts, Instagram Bildchen und Tweets immer und überall zu reagieren und zu kommentieren. Ich hänge eh zu viel am Handy. Aber natürlich würde ich gern mehr „dazu gehören“, grade auch bei Twitter wo ich erst seit kurzem mitmische.
    Im Hinblick auf die MiniBlogst in Frankfurt Versuche ich jetzt schon Kontakte zu knüpfen. Ich geh da nämlich ganz mutig allein hin, ohne jemanden zu kennen. Und mir geht jetzt schon der A**** auf Grundeis wenn ich dran denke das ich da allein herum stehe und alle andern in Grüppchen! Aber ich werfe mich halt nun selbst ins kalte Wasser Mal wieder. Hilft ja alles nix. Meist ist es ja dann „gar nicht so schlimm“ und wenn ich aufgetaut bin, bin ich recht gut bei der Kontaktaufnahme. Ich muss halt nur erst mal auftauen. Du hast nicht zufällig auch Lust zu kommen? Dich würde ich tatsächlich gern Mal treffen 😀 und da würde mir bestimmt auch gleich ein Gesprächsthema einfallen. 🙂
    LG
    Katja

    • 10 Juli 2017 at 10:27 pm

      Liebe Katja,
      vielen Dank für Deinen lieben Kommentar! Immer wieder schön zu hören, dass es anderen ähnlich ergeht.
      Die Sache mit der Mini-Blogst überlege ich mir. Dich würde ich auch gerne einmal kennen lernen. Ich gebe Dir Bescheid, wenn ich mich dafür entschieden habe.
      LG Wiebke

  2. 11 Juli 2017 at 10:24 pm

    Liebe Wiebke, ich finde du machst das ganz toll, ich lese so gerne hier mit, mag, wie du Sachen recherchierst und angehst. Mach das weiter so (wenn es dich freut :-)), ich bleibe jedenfalls hier! Alles Liebe, Ulli

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