Was ich meinem Kind nicht beibringen möchte…

Die kindliche
Frühförderung boomt. Alles Spielzeug muss pädagogisch wertvoll sein, den
Kindern wird noch im Kindergarten Englisch beigebracht. Und wenn sie in die
Schule kommen, können sie längst schreiben und lesen.
Sicherlich
sollte man die natürlich Neugier des Kindes bedienen. Wenn es fragt, dann soll
es auch eine (korrekte) Antwort erhalten. Es ist eine Sache, ob das Kind mit
Drei schon den Namen lesen kann, weil es einfach neugierig ist oder weil Eltern
es ihm eingetrichtert haben.
Auch ich bringe
meinem Kind Vieles bei: wie es die Jacke anziehen kann oder die Schuhe, wie es
den Löffel hält, wie sie Wörter richtig ausspricht, was dort oben auf dem Baum
sitzt und was dieses große Auto auf der Straße macht. Manchmal sind meine
erzieherischen Beiträge aber weniger pädagogisch wertvoll, wie seltsame
Geräusche aus dem Mund produzieren, lustige Dinge ans Ohr hängen, Grimassen
schneiden oder einfach nur rumalbern. 
Doch es gibt
ein paar Dinge, die soll mein Kind erst gaaaanz späääääät lernen, bitteschön,
oder wieder verlernen. Hier einmal eine kleine Auswahl:
Deckel aufdrehen
Mal im Ernst:
diese Drehverschlüsse sind toll: Wirbelwind versteht zwar schon, dass sie zum
Öffnen die Hand etwas Drehen muss, aber feinmotorisch ist sie zum Glück noch nicht
so weit, dass sie diese auch aufbekommt. Klar möchte ich, dass mein Kind eine
Super-Feinmotorik hat. Aber die Cremetuben, Wasserflaschen, Marmeladengläser, Seifenblasenflaschen…
sollen doch bitte zu bleiben. 
Zumindest
solange, bis sie nicht mehr den gesamten Inhalt in der Gegend verteilt.
Rennen
Naja, dafür ist
es eigentlich schon zu spät. Wirbelwind kann schon ein ordentliches Tempo
hinlegen. Das wurde mir auch letztens zum Verhängnis. Ich habe sie im Park zu
weit alleine auf der Wiese spielen lassen, plötzlich rannte sie auf die Straße
zu, ich natürlich so schnell wie möglich hinterher. Ich hätte sie nicht
eingeholt, wenn eine andere Mutter Wirbelwind nicht aufgehalten hätte. Mir ist
das Herz echt in die Hose gerutscht! So schön diese Fähigkeit auch ist, so
gerne würde ich mir doch wünschen, dass sie noch nicht so flink auf den Beinen
unterwegs wäre. 
Zumindest
solange, bis sie versteht, dass Straßen gefährlich sind. Oder sie vor einer
großen Sprinter-Karriere steht.
Schlüssel benutzen
Türen kann sie
ja nun schon seit einer Weile öffnen. Daher schließen wir gerne auch mal unsere
Wohnungstür ab, damit sie uns nicht ins Treppenhaus rennt und morgens um sieben
Uhr mit ihrem Gebrüll alle Nachbarn aufweckt oder anderen Schabernack treibt.
Sie weiß zwar, dass die verschlossene Tür mit dem Schlüssel aufzumachen geht,
aber sie bekommt es glücklicherweise noch nicht selber hin, auch wenn er
steckt. Und diese Fähigkeit soll sie auch bitteschön nicht erlernen.
Zumindest
solange, bis sie 16 23 Jahre alt ist und spätabends von irgendeiner
Party nach Hause kommt. Dann wäre die Fähigkeit Schlüssel zu benutzen schon
toll. Denn die Eltern wollen ja ihren wohlverdienten Schlaf 😉
Türschutzgitter öffnen
Natürlich soll
sie das nicht können. Sonst wär es ja hirnrissig sich so eine Barriere in die
Wohnung zu holen. Denn wenn wir den Abendbrottisch abräumen und mit vollen
Händen vor diesem Türschutzgitter stehen (wir haben das Gitter vor der Küche),
ist es schon nervig. Doch Wirbelwind soll in der Küche keinen Schabernack treiben.
Und wir sind froh, dass sie bislang noch nicht diese Tür öffnen kann. 
Zumindest
solange, bis sie nicht wahllos irgendwelche Knöpfe an Herd und Geschirrspüler
dreht und drückt oder irgendwelche Vorräte anknabbert.
Handy anmachen
Wirbelwind ist schon
sehr geschickt, wie sie auf meinem Handy herumwischt, um zwischen den
verschiedenen Videos, die ich damit aufgenommen habe, zu wählen. Ich weiß, dass
Handys nicht gerade das Paradespielzeug von Kleinkindern sein sollten. Aber so
eine Medienkompetenz ist auch nicht zu verachten. In jedem Fall wäre es fatal
das Ganze ohne Aufsicht zu machen, denn gerne driftet sie auch mal ins www ab.
Und so bin ich froh, dass sie eines noch nicht kann: das Handy anschalten. Und
das werde ich ihr auch nicht zeigen. 
Zumindest
solange nicht, bis sie alt genug für ein eigenes Handy ist, damit ich sie immer
anrufen kann, wenn ich Sehnsucht nach ihr habe… oder wissen möchte, wo sie
steckt 😉
Sprechen
Natürlich
möchte ich, dass Wirbelwind sprechen lernt. Und sie ist auf dem besten Weg,
denn sie redet ohne Unterlass. Aber das hat auch seine Schattenseiten. Denn man
muss aufpassen, was man in ihrer Anwesenheit so macht und sagt. Je geschickter
sie wird, desto eher sind die kleinen und größeren Geheimnisse oder
Unachtsamkeit gegenüber Anderen auch ausgeplaudert. Das fängt mit
Schimpfwörtern an und hört beim Toilettengang nicht auf. Daher kann sie sich
mit dem Reden ruhig Zeit lassen.
Zumindest
solange, bis sie genug Taktgefühl besitzt die wirklich wichtigen Sachen tief in
ihrem Inneren zu behalten.
Wie sieht es
bei Euch aus? Was sollen Eure Kinder nieeee können?
Eure Wiebke

2 Comments

  1. 28 April 2014 at 4:23 pm

    Uuui, das deckt sich schon ganz gut mit meinen Vorstellungen. Besonders das mit dem Sprechen kann ich bestätigen – Motte spricht ja schon richtig gut und manchmal muss ich lachen und weinen zugleich, weil sie irgendeine absurde Sache von mir oder meinem Mann aufgeschnappt hat und diese fröhlich nachplappert. Und ihre Lieblingsfloskel ist im Moment "ein Ment" (einen Moment) – obwohl das ist wirklich irgendwie süß!

    • 28 April 2014 at 4:40 pm

      Oh ja, es die Kleinen können enorm süß sein, wenn sie losplappern. "ein Ment" ist ja echt goldig!

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