Ich bin eine nichthelikopternde Kontrollmutter

Ich habe den „großen“ Test (Link leider nicht mehr aktiv) gemacht. Heraus kam eine Kontrolletti-Mama. Und irgendwie kann ich mich damit gut arrangieren, denn das war mir immer schon klar. Das wäre noch keinen Blogpost wert, wenn bei Twitter nicht folgedes passiert wäre: Ich merkte an, dass ich eine „Nichthelikopternden Kontrolletti-Gruppe“ aufmachen würde, woraufhin Dani von Glucke und so meinte, dass es das ja gar nicht gibt, weil beides zusammen gehört. Stimmt das? Für mich nicht. Denn ich bin einerseits kontrollsüchtig, würde mich aber nie als helikopternde Mutter bezeichnen. Da das schwer in 140 Zeichen zu fassen ist, hier ein Erklärungsversuch:

Was heißt Kontrolletti-Mama?

„Kontrolletti“ – das klingt doch schonmal besser, als kontrollsüchtig. Irgendwie niedlich. Und damit man sich als solch abgestempelte Mutter auch wohl fühlt, erklärt der oben genannte Test eine Kontrolletti folgendermaßen:“Du bist perfekt organisiert. Mit Deinem Baby hältst Du dich penibel an einen festgelegten Schlafen-Essen-Spielen-Rhythmus. Jede Stunde wird die Windel gewechselt und auch zwischendurch kontrollierst Du, ob nicht doch schon gewickelt werden muss. Deine Wickeltasche ist immer perfekt ausgestattet und wird natürlich täglich wieder aufgefüllt.
Andere Mütter schätzen an Dir, dass Du im Notfall immer aushelfen kannst – sei es mit Feuchttüchern, Wechselwäsche oder Pflastern.“

Was ist an mir so Kontrolletti?

Die Beschreibung zur Kontrolletti-Mama passt schon irgendwie, aber irgendwie auch nicht. So ein Mini-Test kann eben schwer die Facetten einer Mutter erfassen. Hier also die korrigierte Version:
Ich versuche perfekt organisiert zu sein. Wenn mir nicht diese blöde Schwangerschaftsdemenz in die Quere kommen würde. Denn dann kann ich Organisationstalent auch mal ohne Schlüssel vor der Tür stehen oder ohne Windeln im Babykurs. Und nein, ich wechsle NICHT die Windeln im Stundentakt. Dafür bin ich zu geizig, und zu faul. Auch wenn es schon vorkam, dass ich innerhalb von 10 Minuten drei Windeln verbraucht habe. Denn Wölkchen erledigt gerne ihr Geschäft in die frische Windel. Dreimal.  Eine Wickeltasche besitze ich nicht. Das passt auch in meine Handtasche. Wechselwäsche habe ich nicht dabei, dafür Geld, das hat mir auch schon oft den A… gerettet.
Grundsätzlich versuche ich schon Herrin der Lage zu sein, indem ich mich gut vorbereite und immer einen Plan B in der Tasche habe. Wie bei einem Schachspiel versuche ich verschiedene Züge durchzudenken und je nachdem, welche Spielsteine mir das Schicksal vor die Füße wirft, entsprechend zu reagieren. Wenn mein Plan mal nicht aufgeht, bin ich auch schnell unwirsch. „So war das nicht geplant“, denke ich dann.
Im Alltag mit Baby hat das seine Vor- und Nachteile. Denn leider führt das dann dazu, dass ich wütend auf das Baby werde, wenn es nicht so funktioniert, wie ich es mir gedacht habe. Es sollte jetzt schlafen, tut es aber nicht. Und ich muss doch gleich die Große aus dem Kindergarten abholen, und wann soll Wölkchen dann schlafen? Und Stillen muss ich auch noch. Und überhaupt. Das Gute daran ist jedoch, dass oftmals meine Pläne aufgehen. Und die Strukturierung des Tages, so wie ICH es für richtig halte, tut in der Regel auch Wölkchen gut. Denn ich strukturiere den Tag ja nach ihren Bedürfnissen, insbesondere ihren Schlafbedürfnissen. Und so bin ich dann eben diejenige im Pekip-Kurs mit dem ausgeschlafendsten Baby, das am wenigsten meckert, weil ich ihr kurzes Nickerchen vor dem Kurs geplant habe.
Aber bedeutet dieser Kontrollwahn automatisch, dass man auch gegenüber seinem Kind „helikoptert“. Aus meiner Sicht nicht. Kontrolletti-Mama sucht die Kontrolle über die Situation, eine Helikopter-Mama die Kontrolle über das Kind. So ist zumindest meine Interpretation.
Aber gucken wir uns erst einmal an, was Helikopter-Eltern überhaupt sind.

Was sind Helikopter-Eltern?

Wikipedia weiß, dass Helikopter-Eltern Exemplare sind, die sich ständig in der Nähe ihrer Kinder aufhalten, um diese zu überwachen und zu behüten.
Ein besonders schönes Exemplar traf ich letztens auf dem Spielplatz an. Die Mutter entfernte sich tatsächlich niemals mehr als fünf Meter von ihrem etwa 1 1/2-jährigen Kind. Sie zog ihm alle zwei Minuten die Schuhe aus, um ihn von der Ballast eines Kiessteines zu befreien. Wenn das Kind im Sand saß, wurde der Popo sofort abgeklopft. Und als es einmal sogar über die Hängebrücke laufen durfte, wurden die Gehversuche von einer keifenden Mutter begleitet, die mit ausgestreckten Armen unter ihm herlief und unentwegt „Ahhhh vorsichtig, vorsichtiiiiiig“ rief.
Auch mein Mann gehört eher zu der helikopternden Sorte. Bewegt sich das Kind nicht gerade auf festem Boden, lässt er gerne den Satz „Vorsicht, Du fällst“ von sich. Dass er dabei im Präsens redet, irritiert mich dabei regelmäßig, schließlich strauchelt hier noch (?) niemand. Meine Devise lautet hingegen eher: lass sie probieren. Wenn sie hinfällt, dann weiß sie, dass es weh tut und dann macht sie es nicht nochmal oder anders. Nur so kann man ja schließlich lernen. Mein Mann antwortet auf diesen Spruch dann gerne: das nützt ihr nichts mehr, wenn sie sich das Genick gebrochen hat. Ja, so ist er. Irgendwie ist es ja auch süß, ich habe nur Bedenken, dass er damit auch Ängste beim Kind schürt.
>>>“Vorsicht das ist hoch!“ – schwuppdiwupp hat es Höhenangst.
>>>“Geh nicht so nah an den Hund heran!“ – und schon entsteht eine Hundephobie.
Mehr Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes könnten da förderlicher sein.
Aber eines muss ich noch gestehen: Auch wenn ich denke, dass ein Kind die Welt selbst erkunden und seine eigenen Erfahrungen machen muss, so hat meine zurückhaltende Art doch noch einen anderen Grund. Und dies hat Mama notes in ihrem Titel so schön knapp und prägnant zusammengefasst: „Helikopter Parenting ist mir zu anstrengend“. Genau so ist es. Ich sitze auf dem Spielplatz lieber auf der Bank, esse Kekse, plaudere mit anderen Müttern oder twittere ein wenig, als meinem Kind panisch hinterherzulaufen. Schließlich verbrauche ich ja schon genug Energie dabei den Spielplatzausflug zu planen und all die leckeren Fressalien einzupacken 😉
So, nun wisst Ihr Bescheid.
Welcher Mama-Typ seid Ihr in dem oben genannten Test? Und passt das aus Eurer Sicht?
Eure Wiebke

7 Comments

  1. 28 Januar 2016 at 7:38 am

    Ich bin auch eine Kontrolletti-Mama laut dem Test und finde, das passt schon in einigen Teilen. Helikoptern tue ich allerdings auch nicht.

    Liebe Grüße, Biene

  2. Anonym
    Antworten
    28 Januar 2016 at 9:42 am

    Prust, angeblich bin ich auch eine Helikoptermama. Warum? Weil man doch etwas planen sollte (Tasche packen, *bevor* der Nachwuchs abreisebereit ist, Wickeltisch kontrollieren, *bevor* mit einer Stinkbombe keine Wechselklamotten griffbereit sind, etc.), wenn nicht alles im Chaos versinkt. Allerdings muss ich nur zwei Antworten, deren Optionen beide nicht passen, ändern, dann bin ich auf einmal Freestyle-Mama. Passt eigentlich besser. Kreatives Chaos mit ein paar festen Eckpunkten.

    Und zum Thema Helikoptermama hab ich noch einen: Meine Schwiegermutter beschwert sich immer, dass der Große zu viel "Auslauf" mit dem Laufrad bekommt und sie ihn viel enger bei sich laufen lassen würde. Viiiel zu gefährlich. 😀

    Meine Lesart: Ohne einen rudimentären Plan ist man bei zwei Zwergen immer angeschmiert. Würde dieser Plan immer funktionieren, wäre man aber keine Helikoptermama, sondern ein Genie.

    In diesem Sinn fröhliches Planen,

    Calliope

    P.S. Ihr findet mich in der Tonne. Ich muss leider etwas nachstopfen, da ich so viele dieser sogenannten "Pläne" in dieselbige treten konnte. Die Mülltonne habe ich leider vergessen rauszustellen. :))

    • 29 Januar 2016 at 10:20 am

      Liebe Calliope. Grüße an die Tonne 😛
      Naja, der Test ist jetzt auch nicht sonderlich genau. Ich habe ihn etwas später nochmal gemacht und die Sachen, bei denen ich das letzte Mal unentschlossen war, anders getippt, und schon war ich auch Freestyle. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen 😉
      LG

  3. 25 April 2016 at 6:32 pm

    Hach ja, ich bin auch oft zu faul zum helikoptern 😉 Ich bin schon ängstlich, aber da ich das weiß, arbeite ich da an mir und – so schwer es mir fällt – lasse ich die Kinder halt machen. Mehr Gelassenheit kam bei mir auch zwangsläufig mit dem zweiten Kind – denn ich kann nicht immer beiden hinterherhechten 😀

  4. Andrea
    Antworten
    4 September 2018 at 2:31 pm

    Der Link zu dem Test funktioniert bei mir nicht…?

    • 4 September 2018 at 3:01 pm

      Liebe Andrea, vielen Dank für den Hinweis. Das ist sehr schade. Dann scheint der Test offline genommen worden zu sein. 🙁

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