Von unwissenden Müttern und ferbernden Kursleiterinnen – meine Erfahrungen mit PEKiP

Gleich vornweg: Der Babykurs, den ich hier beschreibe, läuft offiziell NICHT unter PEKiP, weil die Kursleiterin gewechselt hat und die „Neue“ nun keine Lizenz dazu hat. Inhaltlich ist es dennoch identisch und wird daher der Einfachheit halber von mir so genannt. 
Ich war also beim PEKiP-Kurs. Also dem Baby-Spiele-Förderkurs. Ihr wisst schon. Vier mal fand der Kurs bislang statt und inzwischen hat sich doch etwas angesammelt, was ich in einem Blogpost loswerden möchte.

Dass Frau so einen Kurs mit ihrem Baby besucht, kann ja zwei Gründe haben. Zum Einen möchte man Gleichgesinnte kennenlernen, sich austauschen und eventuell sogar Freundschaften schließen. Und auf der anderen Seite hofft man Anregungen für das Baby zu erhalten, Spielideen beispielsweise. Bei mir trifft eher ersteres zu. Wenn man in einer Stadt lebt, in der man nicht aufgewachsen ist, kann man nie genug soziale Kontakte sammeln.

Der erste Termin

Gebannt stürmte ich in den Kursraum und inspizierte meine potenziellen neuen Seelenverwandten. Sieben Frauen saßen um mich herum, vier Erstlingsmamas, drei Mamas in zweiter Runde. Die Kursleiterin wirkte sehr nett, kompetent und engagiert.
Nachdem wir unsere Kinder ausgepackt hatten, ging es jedoch kurios los. Wir sollten nicht nur uns vorstellen, sondern auch gleich mal noch allen mitteilen, welche tollen Entwicklungsschritte unser Sprößling bereits beherrscht. Vielleicht nicht so ganz die passende Einstiegsfrage in einem Kurs mit völlig fremden Personen, die sich erst kennenlernen müssen. Stattdessen fingen die Kursteilnehmerinnen an, ihre Kinder wie Sonderangebote anzupreisen. Der kann schon das… sie macht schon das… Besonders das Drehen wurde thematisiert. Die Mutter eines recht propperen Exemplares gab kleinlaut zu, dass ihr Kind sich noch nicht drehe, dafür könne er aber bereits sitzen. Demonstrativ setzte sie ihn daher die gesamte Kursstunde vor sich hin. Dass die Kursleiterin sie darauf hinwies, dass die Babys das selbst machen sollen und vorher nicht hingesetzt werden sollten, wurde ignoriert. „Aber wie soll er denn sonst in die Sitzposition kommen?“, fragte die Erstlingsmama. War ich damals auch so naiv?

Den zweiten und dritten Termin überspringe ich mal elegant. Viel gibt es dazu nicht zu erzählen, außer den üblichen Spielchen, die dort gespielt wurden, Liedern von Krabbelspinnen, die gesungen wurden und Alltagserfahrungen, die ausgetauscht wurden. Oh doch, eine Sache: Wölkchen entdeckte ein neues Lieblingsspielzeug: die Fliegenklatsche. 
 

Der vierte Termin

Aber der vierte Termin wird mir in Erinnerung bleiben. Die Kursleiterin startete die Fragerunde „Habt Ihr Einschlafrituale?“ Eine erzählte, dass ihr Baby Einschlafprobleme hätte. Sie hätte verschiedene Einschlafrituale. So badet sie beispielsweise ihr Baby alle zwei Tage, jedoch nicht jeden Tag. (Echt jetzt, alle zwei Tage? ich mache das einmal pro Woche?!) Dann gibt es die Flasche und dann geht es ins Bett. Und dann schreit er los.
Die Kursleiterin hörte aufmerksam zu und holte dann tief Luft, um ihre Weisheit mit der Erstlingsmama zu teilen. Sie meinte „Da gibt es ein Buch, das ich empfehlen kann. Es heißt ´Jedes Kind kann schlafen lernen`“. Ich zuckte zusammen. Hat sie das gerade wirklich gesagt? Sie redete weiter: „Da stehen Tipps drin, wie man das Einschlafproblem in den Griff bekommt. Bei meinen Kindern hat das auch geklappt. Ja das waren schon harte Zeiten, als ich in der Küche saß und zuhörte, wie…“. Jetzt konnte ich nicht mehr an mich halten. Ich mischte mich ein, ehe sich die Leiterin noch weiter verplapperte. Aber da gäbe es doch viel bessere Bücher, meinte ich. Das halte ich nicht für richtig. Ich kann beispielsweise das Buch „Schlafen statt Schreien“ empfehlen, versuchte ich die anderen Mütter zu überzeugen. Da ist alles rund um das Thema Baby und Schlafen beschrieben, auch warum Babys noch gar nicht durchschlafen müssen. Und wie man Einschlafrituale gestaltet. Und auch wie man das Baby sanft vom Einschlafstillen entwöhnt. Die Kursleiterin merkte, dass sie mit dem Thema wohl in ein Wespennest gestochen hatte und versuchte sich zu rechtfertigen: „Ich wollte das Buch ja auch nur empfehlen wegen der Rituale, die darin beschrieben sind.“ Neee ist klar. Aber wegen der Rituale sitzt man nicht abends in der Küche und hörte seinen Babys beim Schreien zu.
Eine Teilnehmerin fragte später, was die Leiterin denn von Türhopsern hielte. Sie habe da schon Schlechtes gehört und wolle wissen, ob es denn in Ordnung sei, das Baby darin zumindest fünf Minuten am Tag hüpfen zu lassen, weil er das so gerne tut. Und jetzt kommt`s: Die Kursleiterin schaut mich an und fragt: „Wiebke, kannst Du das beantworten?“ Ohne Scheiß. Wollte die mich herausfordern, oder baute sie auf meine Kompetenz? Ich habe es nicht herauslesen können, aber ich antwortete gerne, denn dazu hatte ich zufällig vor ein paar Monaten auf einem anderen Blog etwas gelesen.  Die Kursleiterin war mit meiner Antwort zufrieden und ergänzte meine Bemerkungen.
Ein großes Thema kam schließlich noch auf: die Beikost. Eine Mutter hatte das „Problem“, dass ihr Baby derzeit keinen Brei mehr mochte, sondern lieber Milch trank. Woran das nur liegen könnte? Auch hier fragte mich die Kursleiterin, was ich davon hielt. Solche Diskussionen finde ich ja irgendwie lächerlich. Mütter machen sich einfach zu viele Gedanken. Ich meinte nur, das ist bestimmt ein Schub. Gibt ihm doch einfach das, was er möchte: Milch. Ja, manchmal ist es wirklich so einfach. 
Ich merkte noch an, dass Wölkchen manchmal auch keinen Brei möchte, sondern lieber feste Nahrung zu sich nimmt, wie Brot, Dinkelstangen oder Zucchini und anderes Gemüse. Alle guckten mich ungläubig an und meinten, ob ich nicht angst hätte, dass sie sich daran verschluckt. Hilfe, wo war ich denn hier gelandet! Na, dann verschluckt sie sich einmal und weiß es dann, war meine Antwort. Die Blicke der anderen Mütter sagten mir, dass sie das wohl nicht so schnell nachmachen würden.
Ich bin ja sonst keine, die gerne im Mittelpunkt steht und mit Weisheiten um sich schlägt. Aber hier hatte ich das Gefühl ich hätte die Kursgebühr am Ende für mich beanspruchen können. Ich sag`nur: bloggen bildet. 😛

Auf jeden Fall bin ich gespannt, wie es weiter gehen wird. Sechs Termine stehen noch aus. Vielleicht kann ich nochmal aus dem Nähkästchen plaudern, falls es Euch überhaupt interessiert.

Welche Erfahrungen habt Ihr mit PEKiP und ähnlichen Kursen gemacht? 

Eure Wiebke

12 Comments

  1. Anonym
    Antworten
    27 Januar 2016 at 6:56 am

    Ohwei! Manchmal hat man echt Pech, mit wem man so in einem Kurs landet, dass war bei uns beim Kleinkindturnen so.
    Ganz anders war unser PEKiP-Kurs, die Leiterin war super kompetent und Bedürfnisorientiert und die meisten (bis auf 2) Mütter total auf meiner Wellenlänge – wir sehen uns heute noch regelmäßig einmal die Woche, die Kinder werden jetzt alle zwei Jahre alt.
    Aber es steht und fällt halt leider ganz oft damit, ob alle so zusammen passen….
    Mareike

    • 27 Januar 2016 at 6:15 pm

      Oh so etwas hätte ich ja auch toll gefunden! Das wird hier leider nicht so sein. :-/

    • Berit
      Antworten
      5 Februar 2020 at 12:27 pm

      Liebe Wiebke,

      leider ist dein Beitrag schon älter, aber ich muss trotzdem dazu Stellung nehmen. Ich bin selbst ausgebildete Pekipgruppen-Leiterin und muss dir sagen: deine Erfahrungen haben glücklicherweise rein gar nichts mit Pekip zu tun. Beim Lesen merke ich sofort, dass es keine ausgebildete Pekipleiterin ist, da es absolut konträr zu den Lerninhalten unserer Ausbildung ist: sowohl das gemeinsame Singen als auch die Vorgabe von bestimmten Themen, zu denen beraten wird, gehören nicht zum Pekipkonzept. Lediglich Bewegungsanregungen (ohne Zwang mitzumachen) stehen im Mittelpunkt der Pekipgruppen.

      Ich grüße dich ganz herzlich,
      Berit Effkemann

  2. 27 Januar 2016 at 7:26 am

    Gott, das klingt ja furchtbar! Da bin ich im Nachhinein ganz froh, dass ich mit der Prinzessin solche Kurse nicht gemacht habe.

    Liebe Grüße, Biene

  3. Anonym
    Antworten
    27 Januar 2016 at 8:54 am

    Oh, Wiebke, jetzt habe ich an einigen Stellen doch kräftig geschluckt. Dumm, wenn das aus dem Munde einer "berufenen" Kursleiterin gibt.
    Zum Glück ist unser PEKiP-Kurs anders. Die Leiterin ist herrlich undogmatisch, hat tolle Tipps – aber nur auf Nachfrage. Und sie macht Angebote bei Interesse – Wasserspiele wie nächste Woche oder mal Fingerfood gemeinsam im Kurs an den Zwergen testen. Wenn es auf Interesse stößt. Allgemein ist ihr Mantra: "Mütter kriegen zu oft gesagt, was sie alles falsch machen oder anders machen sollen. Keiner sagt ihnen, was sie gut machen. Deshalb werde ich das tun."
    Ansonsten betont sie die Individualität, hat sich aber die Erlaubnis geholt, die Mütter auf grobe Entwicklungsrückschritte hinzuweisen, falls sie welche sieht – dezent natürlich. Schade ist, dass die zwei Zweitlingsmamas dort nicht so auf meiner Wellenlänge sind und die Erstlingsmuttis halt leider andere Sorgen haben. Eine Erstlingsmama ist ganz klasse, aber super-ruhig (ihr Kind auch), zwei weitere haben ein Nichttragekind und ständig eine Mommy-War im Kopf, die man noch so oft ausräumen kann. Die restlichen Mütter sind so fixiert auf die Kursleiterin und ihren Erstling, dass man kaum mehr als ein paar Worte wechselt. Die Kursleiterin besucht alle Babies und hängt natürlich oft bei den Erstlingen fest, wo die Klassiker besprochen werden (voll gestillt und kein Stuhlgang, will nicht getragen werden, mache ich was falsch, zahnen, wunder Po, Gewicht usw.). Aber recht diskret. Bei Bedarf kann man sich "einmischen", aber es kann auch eher ein Gespräch zwischen Leiterin und Mutter sein, was eher Charakter eines Zwiegesprächs hat. Söhnchen ist ziemlich mobil und beginnt sich gerade zu drehen (ist 18 Wochen) – da Nr. 1 immer hinterher war, kommt mir das ziemlich früh vor. Ist mir aber eigentlich alles egal. Ich bin nicht so die klassische Frühfördermama. Ich nehme mir im Kurs Zeit um mit meinem Kind zu spielen, er liebt das nackige Strampeln. Und wenn man das Haushaltsthema wieder aus der Kiste holt – zuhause nimmt man sich manchmal halt doch nicht die Zeit, um so ausgiebig mit dem Zwerg zu spielen. Jedenfalls keine 90 Minuten. Und die Anregungen für Spielzeug sind super.

    Sei es wie es ist, liebe Wiebke. Du bist eine routinierte Mama und die Dame hat gemerkt, dass man dir nichts vormachen kann. Vielleicht hat sie dich auch angesprochen, weil sie gemerkt hat, dass ihre Empfehlungen doch etwas out-dated wirken (waren die wirklich mal aktuell? – mich schaudert). Damit es sich noch lohnt mit der Kursgebühr, würde ich dir empfehlen, das ganze als "Spielzeit" zu verbuchen und für den anderen Quatsch entweder auf Durchzug zu stellen, oder zu schauen, welche Mutter sich evtl. am Ende auf deiner Wellenlänge befindet. Ich hatte inzwischen alles dabei – von Erstlingsmama mit kerngesunder Pragmatik bis zu unsicheren Zweitlingsmama (ja-die gibt es ;)).

    Bei mir existiert zumindest dasselbe Problem, dass aus dem PEKiP-Kurs keine wirklich zu mir/uns "passt" und trauere schon jetzt unsere Rückbildungsgruppe nach, wo von den Müttern drei super sind (lustigerweise ist eine davon Erstlingsmama und eine weitere wohnt ums Eck), eine nette Sportskanone mit Terminwahnsinn dabei ist (aber etwas anders drauf) und zwei weitere ruhige Exemplare. Und alle sind super tolerant, wenn man andere Vorstellungen hat – wahrscheinlich weil die Zweitlingsmamas wissen, dass der Faktor Kind weder vernachlässigbar, noch beeinflussbar ist. Vielleicht lassen sich meine drei Lieblingsmuttis ja warmhalten.

    Falls du Dampf ablassen willst, kannst du gern eine Fortsetzung schreiben. Stichwort Psychohygiene. Außerdem: es ist dein Blog 😉 – wen es nicht interessiert, der kann ja drüberlesen.

    Liebe Grüße,

    Calliope

    P.S. Meine Kommentare sind immer ewig lang – vielleicht interessiert dich das ja auch nicht. Gern bescheid geben.

    • 27 Januar 2016 at 6:19 pm

      Liebe Calliope, ich liebe Deine tollen Kommentare. Sie sind so unterhaltsam und informativ zugleich. Bitte weitermachen 😉
      So wie Du es mir geraten hast, sehe ich es auch. Ich als Soziologin treibe dort quasi Feldforschung und beobachte die teilweise doch lustig anmutenden Szenen. Mal sehen, vielleicht gibt es noch genug Material für eine Fortsetzung 😉 Und ja, Psychohygiene ist wohl der Hauptzweck meines Blogs!
      Also ganz lieben Gruß, Wiebke

  4. 27 Januar 2016 at 9:57 am

    Meine Pekip Leiterin hat zwar das Buch nicht empfohlen, wohl aber, das Kind mit 6 Monaten ins eigene Zimmer und ins eigene Bettchen zu legen. Ich fürchte, in der Welt 'da draußen' gibt es noch unheimlich viele Menschen, die nicht bedürfnisorientiert und bindungsorientiert handeln.
    Das Buch Schlafen statt Schreien
    fand ich auch gut!
    LG, snowqueen

  5. 27 Januar 2016 at 11:17 am

    Oh mein Gott…Gut, dass du erwähnt hast, dass sie keine ausgebildete PEKiP Leiterin ist, sonst hätte ich dir echt geraten, beim PEKiP Verband Alarm zuschlagen. Gut, dass immerhin du ihre Ratschläge kritisch siehst und seine Meinung dazu äußerst.
    Unser PEKiP Kurs ist total super, um mal ein positives Beispiel zu nennen. Die Leiterin gibt seit 15 Jahren PEKiP Kurse (mit Lizenz), arbeitet seit 20 Jahren in der Kinderkrippe und ist außerdem (wie ich) Heilerzieherin. Sie ist sehr kindorientiert und weiß, dass nicht alle in eine Schublade passen.

    Kennst du die Entwicklungstabelle von Kuno Beller? Die ist super, weil die Entwicklungsschritte dort keine Altersangabe haben. Ist vielleicht besonders für die Kursleiterin und die anderen Eltern ganz interessant.

    Als lizenzierte PEKiP Leiterin bekommt man auch tolles Infomaterial vom PEKiP Verband.

  6. 27 Januar 2016 at 1:50 pm

    Oje! Das bei Deiner Antwort zur Breifrage alle gestutzt haben finde ich schon bemerkenswert! Sag denen doch bei eurer nächsten Kursstunde, dass es da draußen einen total verhippte Mama gibt, dessen Tochter NIE Brei angerührt hat (weder selbsr gemacht noch gekauft), weil sie den absolut nicht wollte! Wiasi von Anfang an feste Nahrung- auch wenn kindergerecht und "risikofrei"…? Grüße in meine alte Heimatstadt!!!

  7. 27 Januar 2016 at 4:32 pm

    Puhhh, da hast du ja echt was zu erzählen. Ich war damals mit meinem Sohn zweimal bei der Babymassage und bin dann nicht mehr hingegangen. Und zwar genau aus diesem Grund. Die anderen Mamas waren mir zu … Ich kann es gar nicht ausdrücken. Ich hätte mir auch nicht vorstellen können, eine dieser Mütter näher kennenzulernen.

    Ich fühlte mich in dem Kurs nicht wohl, fand die Massage irgendwie albern. Das bin nicht ich gewesen. Deswegen bewundere ich dich echt dafür, dass du das so durchhälst.

    LG Anke

    • 27 Januar 2016 at 6:20 pm

      Ach so unwohl fühle ich mich nicht dort und es ist eben eine gute Gelegenheit, dass Wölkchen mal nackig herumrollen kann. Ich denke auch nicht, dass sich die Szene vom letzten Mal wiederholen wird. Wir werden sehen…
      LG

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