Warum ich heulen könnte, wenn ich an Wölkchens Eingewöhnung denke…

Vier Tage Eingewöhnung liegen hinter uns. Und in meinem Bauch rumort es. Mächtig. Ich könnte wirklich heulen, wenn ich an die vergangenen Tag und – besonders – an die nächste Woche denke. Gerade bin ich so gar nicht zufrieden, wie es läuft, auch wenn mir die Erzieherinnen etwas anderes weiß machen wollen. Der erste Tag lief super und viel besser, als gedacht. Aber ich kenne mein Wölkchen. Und ich sehe kleine Anzeichen, die mir echt Bedenken geben, wenn ich nächste Woche Dienstag das erste Mal den Raum verlassen soll.
In meiner letzten Buchrezension kam es ebenfalls nochmal heraus, auch wenn dieser Fakt bei der Eingewöhnung eigentlich klar ist: das einzugewöhnende Kind braucht eine Bezugsperson abseits der Mutter. Jemand, der ihm Sicherheit gibt, wenn die Mutter plötzlich den Raum verlässt. Sicherheit und Geborgenheit. Und bei Wölkchen, ganz wichtig, Körperkontakt. Und da wären wir auch schon bei meinem Problem: das ist hier in den ersten vier Tagen NICHT passiert.

Der erste Tag

Aber von Vorne. Die Gruppe hat drei Erzieherinnen. Da Wölkchen in der ersten Woche nachmittags eingewöhnt wurde, war die Gruppe bereits sehr klein und die Zahl der Erzieherinnen reduziert, auf eins, um genau zu sein. Das heißt die ganze Zeit war exakt eine Erzieherin für fünf Kinder da. Das ist vom Betreuungsschlüssel her in Ordnung, aber zu wenig, um sich auch effektiv um ein einzugewöhnendes Kind zu kümmern. Noch dazu war es leider nicht die Erzieherin, die mir am meisten zusagte, und die bereits etwas Kontakt zu meinem Wölkchen aufgenommen hatte.
Nach dem ersten Tag war ich dennoch zufrieden. Die Erzieherin machte einen netten Eindruck, spielte mit den Kindern und war lustig drauf. Ich war so fixiert darauf, dass Wölkchen nicht auf meinem Schoß sitzt, sondern den Raum erkundet, dass mir gar nicht aufgefallen war, dass Wölkchen bislang die Erzieherin ignorierte – und umgekehrt.

Der zweite und dritte Tag

Auch am zweiten Tag (Mittwoch) war es so. Wölkchen spielte mit mir oder mit sich selbst. Aber immerhin, sie spielte.
Dann am dritten Tag war ich überrascht: Es war nur noch ein Kind da, das bei der Erzieherin auf dem Schoß saß. Nun war es heruntergeklettert, um sich anderweitig zu beschäftigen. Und Wölkchen ging mit einem Buch auf die Erzieherin zu. Ich war ganz gerührt von dieser Geste und freute mich wirklich riesig. Doch was machte die Erzieherin? Sie nahm Wölkchen nicht auf den Schoß, wie das andere Kind, sondern legte stattdessen das Buch auf ihre Beine und guckte kopfüber mit ihr in das Buch. Bitte was?!

Der vierte Tag

Und nun am Freitag wurde es noch einmal gesteigert. Immer wieder saß ein Kind auf dem Schoß der Erzieherin. Aber nie Wölkchen. Immer wieder sprach sie andere Kinder an, selten Wölkchen. Und als sie es dann doch tat, wartete sie keine Reaktion ab, sondern guckte gleich wieder weg. Einmal rief sie ihren Namen, Wölkchen horchte auf, schnappte sich ihre Malfafel und ging zwei Schritte auf die Erzieherin zu. Diese hatte inzwischen ihren Kopf wieder weggedreht. Weg von Wölkchen. Der zarte Faden, den sie mit dem Namenrufen geknüpft hatte drohte zu zerreißen. Wölkchen stand unschlüssig da, schaute auf ihre Maltafel, dann wieder zur Erzieherin, wieder auf die Maltafel.
Und in mir schrie es nur „EY, SCHAU HER! MEIN KIND MÖCHTE MIT DIR EINE BEZIEHUNG AUFBAUEN: DAS, WAS EIGENTLICH DEIN BESCHISSENER PART IST. SCHAU VERDAMMT NOCHMAL HER!“
Ich sagte nichts. Denn dann wäre Wölkchen zu mir gelaufen, nicht zur Erzieherin. Irritiert aber dennoch gewillt ging Wölkchen schließlich doch auf die Erzieherin zu, obwohl kein Blickkontakt bestand. Sie stellte sich zu ihr.
JETZT MACH DOCH WAS!
Sie schaute nun doch Wölkchen an. Das zweite Kind blieb auf ihrem Schoß sitzen und sie guckten gemeinsam in ein Buch.
Und nun ist die Bindung aufgebaut, oder was?
Die letzte viertel Stunde am Freitag lief Wölkchen immer wieder zu meiner Tasche. Ich dachte sie wollte etwas daraus haben, bot ihr Wasser und Nuckel an. Aber sie rannte dennoch immer wieder dort hin. Ab und an stand sie auch an der Tür. Das fand ich aber nicht verwunderlich. Sie mag einfach keine geschlossenen Türen. Und so war es verständlich für mich, dass sie dort stand und meckerte, dass sie nicht an die Türklinge kam. Als ich dann gehen wollte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich sagte „wir gehen jetzt zu Wirbelwind“. Wölkchen zeigte auf meine Tasche und rannte dann zur Tür. Die letzte viertel Stunde wollte sie mir sagen, dass sie gehen möchte, dass ich meine Tasche packen und mit ihr den Raum verlassen soll. Und ich habe es nicht verstanden. Sie hatte also keinen Bock mehr auf Kindergarten. Nach vier Tagen. Na, das kann was werden.

So soll es weiter gehen

Nächste Woche wird Wölkchen vormittags in der Gruppe spielen. Über 10 Kinder werden es dann sein. Die Erzieherin meinte ermutigend zu mir: „Dann ist sie abgelenkt. Das wird schon.“ Und ich denke nur: „Ablenkung“ ist vielleicht die falsche Strategie. Am Dienstag soll sie dann in einem mit Kindern überfüllten Raum von mir alleine gelassen werden. Ohne Bezugsperson. Und dann soll sie sich ablenken, von ihrem Leid von mir getrennt zu sein. ABLENKEN.
Ich weiß, man soll positiv herangehen, damit man auch diese positiven Schwingungen auf das Kind überträgt. Aber ich kenne mein Wölkchen gut genug, um zu wissen, dass es einfach nicht reicht. Selbst bei Oma hat sie geweint, die ihr deutlich vertrauter war.
Dass Wölkchen weinen wird, das steht außer Frage und wird wohl nicht zu vermeiden sein. Wie sie in dieser Trauer aufgefangen wird, das ist jedoch das, was mir Kopfzerbrechen und Magengrummeln bereitet.
Sie soll doch im Kindergarten Spaß haben, Freunde finden, spielen und eine schöne Zeit haben. Wie soll das gehen, wenn der Start so traumatisch ablaufen wird?
Ich werde am Montag mit den Erzieherinnen reden und sie bitten, mehr auf Wölkchen einzugehen. Ansonsten bin ich am Dienstag nicht bereit den Raum zu verlassen. Ich muss mir nur noch überlegen, wie ich es ihnen verklickere, ohne den Groll auf mich zu ziehen. Habt Ihr Ideen?
Eure verzweifelte Wiebke

14 Comments

  1. 8 Oktober 2016 at 7:51 am

    Hallo Wiebke. Erst mal: das wird schon. Reden ist wirklich auch mein Vorschlag. Sprich offen und ehrlich an, was in dir vorgeht und frag, warum sie so wenig auf Wölkchen eingeht. Vielleicht ist es ihr gar nicht aufgefallen und danach ändert es sich. Das würde ich vor Dienstag in Angriff nehmen. Ansonsten wünsche ich dir Glück und bleib einfach bei Bedarf noch dort. Kann Wölkchen nicht eine andere Bezugperson bekommen? Vielleicht hilft das. Oder ein älteres Kind zur Seite? LG, Sabine

    • 8 Oktober 2016 at 8:29 am

      Hallo Sabine, oh ich mache mir gerade einfach viel zu viele Gedanken. Über ein Jahr lang habe ich Wölkchen getragen, bekuschelt und getröstet. Es ist irgendwie unvorstellbar, dass ich das nächste Woche nicht mehr in der Macht habe und noch dazu das Gefühl habe, dass es einfach nicht richtig läuft. Ich spreche Montag mit den Erziehern. Ich bin gespannt, was sich dann ändert. LG Wiebke

  2. 8 Oktober 2016 at 8:15 am

    Oje…Es geht um das kleine WölkChen und es soll ihr da gut gehen und du solltest auch mit einem guten Gefühl den Kindergarten verlassen 🙂 sprich an was deiner Ansicht nicht gut ist 🙂 sie sind ausgebildet und sollten verstehen was in dir vorgeht und falls nicht, dann haben sie den Beruf verfehlt 🙂 meine kleine brauchte keine Eingewöhnung in der Krippe, da sie seid der Geburt 1 1/2 Jahre lang IT mir die große hingebracht hat 🙂 als sie anfing zu krabbeln blieben wir immer 10-20 Minuten und schon da wurde sie mit einbezogen obwohl sie noch lange nicht in den Kindergarten ging 🙂 sie bekam, als sie große aus der Gruppe zu den "Großen" kam ihren platt in der Krippe und sie kannte schon alle 🙂 meine beiden sind 5 & 3 🙂 die kleine ist seid August auch bei den "Großen" 🙂 wenn ihr danach ist, dann darf sie in die Krippe und da 1-2 Stunden spielen da alles ein Gebäude ist 🙂 die kleine hat da noch ihre Freunde mit denen sie immer spielte und die vermisst sie natürlich ?

    • 8 Oktober 2016 at 8:27 am

      Das hört sich bei Euch ja super an. Wölkchen kennt auch bereits die Kita, aber eben nicht diesen Gruppenraum und die Personen auch nicht. Das war alles neu für sie. Ist ja toll, dass Ihr auch schon etwas bleiben konntet. LG Wiebke

  3. 8 Oktober 2016 at 8:20 pm

    Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Wie können Profis in einem Bereich Dinge nicht sehen oder erkennen, die für einen Laien offensichtlich sind?

    Für das Gespräch würde ich, wie oben schon beschrieben, frei heraus reden und erzählen, was Dir auf dem Herzen liegt. Sprich aus der Ich-Perspektive und wie du dich fühlst und was du wahrgenommen hast. Dann formuliere einen Wunsch oder noch besser eine Bitte, an die Erzieherin.

    Auf der anderen Seite habe ich lernen müssen,dass die Kinder auch lernen müssen, dass sie nicht jeder so gut kennt und auf die Bedürfnisse eingeht, wie die Eltern und auch sie sich Gegebenheiten anpassen müssen, können und dürfen. Das ist nicht immer einfach… Auch und insbesondere nicht für die Eltern. ��

    Ich wünsche dir für das Gespräch viel Kraft und die richtigen Worte.

    • 9 Oktober 2016 at 8:16 am

      Vielen Dank für Deine Worte. Ja ich weiß, die Kinder sind anpassungsfähig. Bei Wirbelwind hatte ich da auch keine Bedenken. Aber Wölkchen ist eben Wölkchen. Ich werde morgen mit den Erziehern reden und sehen, was sie sagen und was mein Bauchgefühl sagt.
      LG Wiebke

  4. 8 Oktober 2016 at 8:36 pm

    Liebe Wiebke,

    ich kann deine Gedanken und Sorgen gut nachvollziehen. Ich habe mehrere Eingewöhungszeiten mit 2 Kindern hinter mir und ich weiß, dass man sich sehr viele Gedanken macht.
    Übrigens geht das ja mit diesen Eingewöhungszeiten immer weiter. Man zieht um, das Kind wechselt die Gruppe, den Kindergarten, wird eingeschult. Und jedesmal sind da viele neue Menschen und es stellt sich die Aufgabe irgendwie klarzukommen.
    Ich würde tatsächlich mit den Erzieherinnen sprechen und auf eine längere Präsenz pochen. Immerhin muss es dir auch mit dem Kita Aufenthalt deiner Tochter gut gehen.
    Auf der anderen Seite bin ich mir sicher, dass deine Tochter klar kommen wird. Die Kleinen können viel mehr als gerade wir Mütter denken. Und meistens schätzen sie auch schnell die Unabhängigkeit und das sie nun ganz eigenständig eine Gruppe besuchen können.
    Ich glaube nicht, dass deine Tochter von dieser Erfahrung traumatisiert wird. Ganz sicher nicht. Klar ist es eine Herausforderung für sie, aber sie wird dadurch auch ganz viel lernen.
    Deshalb: Kopf hoch, das wird! Trau deiner Tochter das zu.

    Herzliche Grüße
    Silke

    • 9 Oktober 2016 at 8:14 am

      Liebe Silke, vielen Dank für Deine Worte. Ihr alle habt mir viel mehr Mut gemacht mit den Erzieherinnen zu reden und zu versuchen gelassener an die Sache heranzugehen. Ich werde es versuchen 😉
      Viele Grüße, Wiebke

  5. Simone
    Antworten
    9 Oktober 2016 at 10:58 am

    Liebe Wiebke,

    als erstes denke ich auch, sprich' es auf jeden Fall an. Vielleicht hat die Erzieherin tatsächlich nicht gemerkt, wie sie auf Wölkchen (und Dich) wirkt, vielleicht hat sie tatsächlich ihre Gründe. Und selbst dann muss man darüber sprechen, wie das für Wölkchen ist – denn jedes Kind ist anders. 😉

    Allerdings bin ich überhaupt überrascht dass ihr 1. Eure Eingewöhnung am Nachmittag macht (wenn nur noch 1 von 3 Erzieherinnen da ist) und 2. keine der Erzieherinnen Wölkchens Bezugserzieherin werden soll.
    So lief es nämlich bei uns. Wir hatten vorher ein Kennenlern-Gespräch mit allen Erziehern – bzw. bei Nr. 2 kannten wir die ja schon, da sie in die Gruppe der Großen gekommen ist – wo uns mitgeteilt wurde, wer der Bezugserzieher wird. Und die war dann von Anfang an für das Kind da und hat auch frühzeitig Körperkontakt aufgenommen. Denn gerade im Trubel ist so ein Erzieher ja auch der sichere Hafen, wo man mal eben Kraft tanken kann.

    Ich drücke auf jeden Fall die Daumen für's Gespräch und bin gespannt, wie die Eingewöhnung weiterläuft.

    Viele Grüße, Simone

    PS: Weil ich immer nur quer lesen kann: Sind Wirbelwind und Wölkchen dann in einem Gebäude? Oder werden sie sich nur draußen sehen?

    • 9 Oktober 2016 at 11:20 am

      Beide Kinder sind im selben Haus, aber in verschiedenen Gruppen. Sie sehen such also nur draußen oder aber dann, wenn ich sie später abholen würde +im Spätzimmer)
      Ja, die Sache mit der Bezugserzieherin ist merkwürdig und werde das morgen auch ansprechen. Uns wurde keine konkrete Person zugewiesen. Ich war automatisch davon ausgegangen, dass es diejenige ist, die nun die erste Woche mit ihr verbracht hat. :-/
      LG Wiebke

  6. 9 Oktober 2016 at 6:14 pm

    Hey, ich finde es super, dass du auf dein Bauchgefühl hörst. Geh Dienstag nicht, wenn das nicht geklärt ist. Die erste Trennung sollte gut verlaufen, damit auch der Rest gut verlaufen kann. Ist dann am Dienstag auch die Erzieherin da, die Wölkchen die ganze Zeit über um sich hatte? Ich finde die erste Trennung bei euch auch schon ziemlich früh…ich weiß Berliner Modell…aber man hat vier Wochen Zeit und wir haben die erste Trennung viel später gemacht. Und dann gab es gar keine Tränen! Hör unbedingt auf dein Gefühl. Alles Gute!!! :)))

  7. 10 Oktober 2016 at 10:42 am

    Du Arme, ich kann das so gut nachvollziehen!! Wenn du kein gutes Bauchgefühl hast dann hör bitte drauf – red mit den Erzieherinnen, es ist dein Kind, du kennst es am besten, und du darfst auch Ansprüche stellen – ist ja nicht so, das du was außergewöhnliches willst!! Mein Sohn ist deinem Wölkchen glaub ich sehr ähnlich, er hat 1 Jahr gefremdelt und wollte nicht mal zu Oma – wir haben ihm die Zeit gegeben, und siehe da, seit einem halben Jahr ist er sehr gerne bei der Tagesmutter (die auch Körperkontakt bietet, das ist echt komisch, das das in deinem Kindergarten nicht so abläuft)
    Ich wünsch dir alles Gute, wird schon werden!!! Drück dich mal unbekannterweise (auch der Mama tut Körperkontakt gut, mir jedenfalls :-)) lg Ulli

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