Mein heutiger Staun-Moment mit Wirbelwind

Pokal an Herbstlaub_Staunen_Kind

Ganz aktuell hat Frida von 2KindChaos sich gefragt, warum sie ihr Kind nicht viel öfter als das wunderbare Wesen sehen kann, das sie ist. Auch ich hatte einmal berichtet, dass ich viel zu wenig über Wirbelwind staune und daraufhin mein persönliches „Wieder-Staunen-Lernprogramm“ gestartet (siehe hier und hier). Und als ich vorhin noch so dachte, ich müsste mal wieder schreiben, wie toll unser Wirbelwind ist, lieferte sie mir heute eine Steilvorlage. Also seid gespannt, womit mich Wirbelwind heute so begeistert hat.
Es ist Abend. Der Papa hat noch Wölkchen ins Bett gebracht und sich dann verabschiedet. Er hat Ausgang. Das hat er sich verdient, nachdem er zwei Tage (und Nächte) allein mit den Kindern bei den Großeltern war.

Ich schaue mit Wirbelwind noch etwas fern. Als die Sendung vorbei ist, schaltet sie auf mein Bitten den Fernseher aus. Wir kuscheln noch etwas und sinnieren über den dunklen Fleck an der Decke. Wir kommen zu dem Schluss, dass ein Dieb sich Eierkuchen gemacht hat und beim In-die-Luft-werfen ein dunkler Fleck des Eierkuchens an der Decke hängen geblieben sein muss. Die Antwort gefällt mir doch deutlich besser, als Vogelkacke. Es war einer dieser tollen Momente, in denen man die Zeit vergisst und so froh ist, mit seinem Kind auf Augenhöhe rumalbern zu können. Es tut uns beiden gut und kommt doch viel zu kurz im durchgetakteten Alltag.

Nun fällt Wirbelwind ein, dass sie noch etwas Kartoffeln essen möchte. Genau in dem Moment, in dem ich die Mikrowelle anschalte, meldet sich Wölkchen über das Babyfon. Am Rufen merke ich schon, dass es nicht nur „Uaaaah, mein Nuckel ist weg“ ist. Nachdem ich den Nuckel in ihren Mund befördert hab, bestätigt sie mein erstes Gefühl. Sie weint weiter. Ich streichele und beruhige, sage, dass sie wohl nur schlecht geträumt hat. Ich zeige ihr ihr Zimmer und erkläre, dass sie wieder zu Hause ist. Sie weint weiter. Draußen wartet, bislang ganz ruhig, Wirbelwind. Erinnerungen werden wach, in denen ich die völlige Kontrolle über die Situation verlor.

Ich schnappe mir Wölkchen und nehme sie kurzerhand mit. Ich erwärme die Kartoffeln und serviere sie Wirbelwind, bevor ich Wölkchen noch etwas Zahnungsöl an die Backe schmiere. Dann gibt es noch einen großen Schluck Wasser und ich lasse Wirbelwind allein Kartoffeln mampfend im Wohnzimmer zurück, um Wölkchen ins Bett zu legen.

Wölkchen lässt sich ablegen, ist aber sehr unruhig. Langsam schließen sich die Augen. Immer wieder gehen sie jedoch auf, schauen nach mir. Immer wieder wälzt sie sich nach links und rechts. Die Zeit vergeht. Bestimmt 15 Minuten hocke ich schon an Wölkchens Bett und bin erstaunt, dass ich kein Rufen aus dem Wohnzimmer höre. Kein Klappern. Kein Rascheln. Kein Klopfen. Oh doch, jetzt geht die Tür auf. Ich höre, wie Wirbelwind den Lichtschalter am Bad betätigt. Dann höre ich die Zahnbürste klackern und kurz darauf Putzgeräusche. Sie putzt sich unaufgefordert die Zähne! Stolz macht sich in mir breit. Während ich auf die immer gleichmäßigeren Atemgeräusche von Wölkchen horche, kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Langsam schleiche ich mich vom Bett weg und sehe nun, wie Wirbelwind durch die Türritze illert. Ich gehe raus und schleuse Wirbelwind wieder ins Wohnzimmer. Dort offenbart sie mir Folgendes:

„Ich habe meine Zähne geputzt!“
„Ich weiß, das habe ich gehört. Das hast Du richtig gemacht.“
„Und ich habe mir ein Buch angeschaut, als Du nicht da warst!“
„Und ich habe die dort reingemacht.“
(Anm.: Sie hat heute gesammelte Herbstblätter zu den Blumen in die Vasen gesteckt)
Und dann etwas vorwurfsvoll: „Du warst ganz schön lange weg!“

Ich muss lachen und meinen Wirbelwind noch einmal ganz fest drücken. Noch vor ein paar Monaten sah das ganz anders aus. Da war Wirbelwind nicht so verständnisvoll. Da wäre sie nie auf die Idee gekommen, selbstständig ihre Zähne zu putzen. Und sie hätte lieber an die Kinderzimmertür geklopft, weil sie sich langweilt, anstatt ein Buch anzuschauen. Sie ist groß geworden. Sehr groß.

Etwas verbringen wir noch Zeit zusammen. Ich hole ihr den Pokal vom Regal herunter, den sie sich schon längst einmal näher anschauen wollte. Dass nichts darin war, war für sie etwas enttäuschend. Aber dafür studierten wir den Lorbeerkranz der abgebildeten Person. Als ich zum Schlafengehen aufrufe, steckt sie mir kurzerhand noch ein Blatt ins Haar. Mein persönlicher Lorbeerkranz.

Nachdem ich ihr Gute-Nacht-Lied gesungen habe, geht auch sie ins Bett. Leise schleicht sie sich ins Zimmer, schaut – wie immer – in Wölkchens Bett und kuschelt sich schließlich in ihres. Ich kraule ihr noch etwas den Rücken, ehe ich auch sie in die Nacht verabschiede.

Schlaft gut, meine Lieben.

Eure Wiebke

2 Comments

  1. 9 Oktober 2016 at 11:40 pm

    Wunderschöner Moment :-). Da geht einem als Mama echt das Herz auf.
    Selbst beim Lesen war ich eben ganz gerührt.
    Liebe Grüße,
    Nicole.

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