Wie die Fremdbetreuung die Beziehung zum Kind ruiniert

Kindergartenfrust

Ich gebe zu, der Beitrag ist etwas frustgeladen und der Titel sicherlich ebenso übertrieben. Aber so ist es eben gerade. Grundsätzlich habe ich nämlich nichts gegen Fremdbetreuung. Meine beiden Kinder gehen in den Kindergarten, bzw. die Kinderkrippe, seitdem sie ein Jahr alt sind. Und ich fand nichts Schlimmes dabei. Gerade Wirbelwind hat ihren Spaß dort und ist Nachmittags äußerst traurig, wenn ich sie „schon“ abhole.

Doch etwas stößt mir immer wieder auf: Die Zeit mit den Kindern schrumpft. Okay, das ist für Euch jetzt vielleicht nichts Neues. Aber was mich besonders stört ist die Tatsache, dass wir diese reduzierte Zeit nicht effektiv nutzen (können). Das hat verschiedene Gründe.

Grund 1: Kranke Kinder

Der erste Grund ist ganz aktuell. Wölkchen ist krank. Das ist nun auch nicht sonderlich überraschend, wenn das Kind in den Kindergarten geht. Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch auch, dass Wölkchen nicht in den Kindergarten gehen kann, sondern kränkelnd zu Hause betreut werden muss. Doch anstatt diese Zeit miteinander zu genießen, ist es ein einziger Krampf. Sie hängt an mir, ist quengelig, weint bei Kleinigkeiten und möchte non-stop von mir getragen werden. Das kann ich nicht leisten, denn schließlich hat sie inzwischen Kleinkind-Gewicht erreicht. Und so wird gejammert, weil ich das falsche Buch aus dem Regal gezogen habe, weil ich sie für meinen Toilettengang neben mir abstelle oder weil die Fliege gepupst hat. Der Grund ist eigentlich egal, die Stimmung ist so oder so ruiniert. Es wird gejammert, geheult und (von meiner Seite) verzweifelt funktioniert. Qualitätszeit zwischen Mutter und Kind Fehlanzeige. Im Gegenteil: ich sehne den Tag herbei, an dem ich Wölkchen wieder in den Kindergarten stecken kann. Ist das denn die richtige Einstellung? Wohl kaum.

Grund 2: Zeitdruck

Nehmen wir einmal an, die Kinder sind gesund und gehen in den Kindergarten. Dann muss man die Meute selbstverständlich morgens erst einmal pünktlich in den Kindergarten bekommen. Die Eltern müssen sich ja auch irgendwann mal auf Arbeit blicken lassen. Die gemeinsame Stunde am Morgen ist geprägt von Zeitdruck und Routinen. Anziehen, Frühstück, Zähneputzen und dann los. Da ist zwischen Aufstehen und Losmarschieren nicht wirklich Zeit für das familiäre Leben.

Im schlimmsten Fall führt der Zeitdruck auch noch dazu, dass die Kinder in bester Autonomiephase einfach blockieren und nichts mehr machen. Kein Schritt vor, kein Schritt zurück. Nur die zerrende Mutter (also ich), die die Kinder doch einfach nur irgendwie in den Kindergarten bekommen möchte. Kennt Ihr den Spruch „Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht?“. Das musste ich bereits mehrmals am eigenen Leib erkennen. Im Gärtnern kann ich noch so viel lernen.

Grund 3: Müde Kinder

Aber es geht ja noch weiter. Am Nachmittag holen wir die ausgepowerten Liebsten dann aus dem Kindergarten ab. Ein ganzer Tag mit 15 anderen Kindern auf engstem Raum sowie strikt einzuhaltende Regeln liegen hinter ihnen. Das schlaucht. Was bleibt sind zwei Stunden mit schlecht gelaunten Kindern, ehe sie sich dem Abendessen und -programm widmen. Die beste Zeit des Tages haben sie bereits hinter sich. Sie sind müde und überreizt. Wenn dann noch ein harter Arbeitstag der Eltern hinzukommt, steht einem entspannten Abend nichts mehr im Wege. Nicht.

Grund 4: Ehrgeizige Eltern

Am Wochenende versucht man dann die verlorene Zeit wieder herauszuholen, plant Ausflüge und hat besonders hohe Ansprüche an die gemeinsame Zeit. Denn um die gute, gesunde und wache Zeit möglichst effektiv auszunutzen, ist uns nichts zu aufwendig. Und wer hoch stapelt, kann tief fallen. Denn natürlich sind Kinder am Wochenende nicht automatisch glücklich und kooperativ. Wer hätte das gedacht?! Das führt zwangsläufig zu Frust.

 

Wir fassen zusammen: Wir haben unsere Kinder nur noch dann, wenn sie krank, ausgepowert und müde sind. Oder wir stellen uns zu hohe Ansprüche an uns als Eltern in der Zeit, in der wir etwas zusammen erleben könnten.  Traurig, oder?

Habt Ihr auch diese Erfahrung gemacht?

Eure Wiebke

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Warum die Fremdbetreuung die Beziehung zum Kind ruiniert

30 Comments

  1. Sabrina Barbara
    Antworten
    2 November 2017 at 4:13 pm

    Liebe Wiebke, einerseits muss ich dir zustimmen, denn so läuft bei uns auch. Andererseits versuche ich gerade abends nach dem langen KindergartenTag bzw dann am WE zu „entschleunigen“ 😉 Lieber gemütlich spazieren, ohne Termine und Gehetze am WE und unser Abendprogramm besteht immer nur aus nach Hause gehen, spielen, Abendessen, baden, lesen. Also das ganz normale, ohne Zeitdruck. Klappt mal besser mal schlechter und auch ich denke momentan, hm, ist das gerade alles??? Aber wenn es das ist, was wir (oder ihr?)als Familien brauchen , dann ist das jetzt so…ändert sich ja auch wieder…alle paar Monate 😉 ganz liebe Grüße Sabrina

    • Stefanie
      Antworten
      11 November 2017 at 6:06 pm

      Hhhm, ein paar interessante Punkte. Ich habe vier Kinder (5, 4 und zweimal 2 Jahre alt). Alle sind in der Kita. Ich arbeite drei Vormittag und erledigen so gut wie möglich die Hausarbeit während die Kinder nicht da sind um so in der Kita freien Zeit nur noch für die Kinder da sein zu können. Das funktioniert in der Regel gut. Ohne Kita könnte ich die Mannschaft auch nicht von morgens bis abends bespaßen. Mir ist es wichtig, nur für die Kinder dazu sein, wenn wir zusammen sind. Ich möchte dann nicht noch nebenher Wäsche machen, kochen etc. Mit einem gut strukturierten Tag kann man im Alltag viele schöne gemeinsame Stunden trotz Kita verbringen.

  2. Tina
    Antworten
    2 November 2017 at 7:57 pm

    Also wenn ich mich so an meine Kinderzeit erinnere war es mir wichtig dass sich Mama um mich gekümmert hat wenn ich krank war. Das gehört zu einer normale Eltern Kind Beziehung in dem Alter. In der Zeit ist man einfach der „Kümmerer“. Und Freizeitgestaltung war auch zweitrangig. Hauptsache man macht es zusammen. Auch wenn man miteinander arbeitet. Auch ganz kleine Kinder wollen einfach im Alltag mithelfen. Das war bei uns daheim (wg Bauernhof) total wichtig. Am schönsten war die Sommerzeit, Heu einfahren etc. Wir mussten immer mit und dabei sein. Abends waren alle erledigt aber beim gemeinsamen Essen war es immer total harmonisch denn wir hatten gemeinsam was geschafft! Ob es sich nach einen Indoor Spielplatz Besuch, Schwimmbad, Museum etc auch so angefühlt hätte? Ich glaube nicht…

  3. 2 November 2017 at 8:31 pm

    Wie eigenartig- genau diese Gedanken hatte ich heute auch, besonders weil ich in der letzten Zeit bemerke, dass der Kindergarten vor allem unseren Großen negativ beeinflusst. Oder besser gesagt seine Freunde, vor denen er nicht „Nein“ sagen kann, wenn ihm etwas nicht gefällt. Und dementsprechend aufgedreht und überreizt kommen er und seine kleine Schwester oft heim, und am Nachmittag heißt es für mich oft Überleben und sehr, sehr geduldig und diplomatisch zu sein. Ich mache also ganz ähnliche Erfahrungen! Und die Wochenenden gestalten wir in letzter Zeit ruhiger, da wir gesehen haben, dass ihnen zu viel Action nach der Woche nicht unbedingt gut tut.
    Viele Grüße und Kraft!? Claudia

  4. 3 November 2017 at 2:57 pm

    Hallo Wiebke!
    Ich habe diese Erfahrung nicht gemacht.
    Allerdings nicht, weil es bei uns anders läuft, sondern weil ich solch einen Stress befürchtet habe und wir uns gegen eine Außer-Haus-Betreuung entschieden haben. Das war einer der Gründe. Habe ich auch mal ausführlich was zu geschrieben. Ich würde mir wünschen, dass in unserer Gesellschaft alles ein wenig mehr auf Kinder zugeschnitten ist, damit bummeln und trödeln morgens auch mal erlaubt sein kann.
    Ich wünsche dir viel Kraft und einen bazillen-freien Winter ?
    Liebe Grüße
    Isabel

  5. Sera
    Antworten
    3 November 2017 at 7:19 pm

    Das klingt gerade so als ob der Kindergarten Schuld sei an einer ruinirten Beziehung. Das finde ich unfair. Der kann nichts dafür, dass wir Dinge tun müssen wie Arbeiten, Sich-an-Regeln-halten oder oder oder… Auch den Zeitdruck machen wir Eltern uns oft selbst. Meine Kinder sind auch nicht permanent motzig, wenn sie krank sind. Sie sind auch nicht immer gut drauf, wenn wir 3 Wochen Ferien/ Urlaub haben. Also: Fremdbetreuung kann nicht viel dafür. Sie ist auch oft besser als ihr Ruf.

    • 3 November 2017 at 10:54 pm

      Liebe Sera,
      nein, ich gebe nicht dem Kindergarten schuld. Wie ich auch eingangs schreibe, halte ich sehr viel davon und schicke meine Kinder mit einem guten Gewissen hin. Dennoch gibt es eben Tage, an denen es nicht so läuft. Und ja, vieles ist auch Einstellungssache, das habe ich im letzten Punkt ja versucht zu verdeutlichen. Ich arbeite dran 😉
      VG Wiebke

  6. Frau Espunkt
    Antworten
    3 November 2017 at 9:39 pm

    Typischer Fall von selber schuld würde ich sagen. Und darüber jetzt jammern? Selten so einen Quark auf einer Seite gelesen.
    Erst ne Entscheidung treffen und dann die automatische Folge für die Konsequenzen verantwortlich machen. Oh Mann.
    Hast ja gefragt „wie seht ihr das?“ So sehe ich das. Alles Gute.

    • 3 November 2017 at 11:00 pm

      Danke für deine Meinung.
      Ja, ich nehme mir heraus auf meinem Blog zu jammern. Muss auch mal sein. Geht gleich wieder.
      Es stimmt, ich habe die Entscheidung selber getroffen, allerdings ist dieses Schwarz-Weiß-Denken aus meiner Sicht hier nicht zielführend. Nicht immer trifft man Entscheidungen, weil man 100% dahinter steht, sondern weil die Alternativen nicht wirkliche Alternativen sind.
      Viele Grüße, Wiebke

  7. Mia
    Antworten
    4 November 2017 at 8:08 pm

    Einer der vielen Gründe, weshalb wir unsere Kinder selber betreuen. Zeit, Zeit und Zeit zusammen. Nicht nur die müde (angebliche Qualitätszeit nach der Kita), sondern auch die entspannte. Und schlichter geteilter Alltag. Fühlt sich für uns stimmig an.

  8. Vivi
    Antworten
    5 November 2017 at 9:56 am

    Hallo ! Ich wollte Dir erstmal sagen, ich mag gerne den Ton, in dem Du schreibst, und Du darfst natürlich meckern, es gibt leichtere und schwierigere Momente, gerade brauchst Du vielleicht einfach ein bißchen Urlaub, es wird schon alles…
    Ich bin totaler Morgenmuffel.Leider muß ich zur Arbeit aufstehen. Ist blöd. Lässt sich aber nicht ändern. Zum Glück ist nur 1 von meinen 3 Kleinen so wie ich.
    Die Zeit am Abend verbringen wir mit gemeinsam essen vorbereiten, Baden, und dann vor dem Schlaf noch eine ganze Weile spielen und vorlesen. Am Wochenende versuchen wir als Familie 1 mal alle 5 zusammen raus. Muß aber nicht weit sein. Alles andere ist zu stressig.
    Zum Thema Krippe Kindergarten wollte ich noch was schreiben, um Dich in Deiner Entscheidung zu unterstützen. Meine kleine Maus durfte krankheitsbedingt 7 Monate lang nicht in die Krippe gehen. Vorher ging sie ca.ein halbes Jahr schon hin. Sie war 3 Monate lang im Krankenhaus, dann musste sie noch 4 Monate lang mit mir zu Hause bleiben. Und sie fand es ganz blöd. Ihr Zwillingsbruder und ältere Schwester sind beide jeden Tag los und sie durfte nicht. Sie hat sich dann so gefreut wieder hingehen zu dürfen. Auch wenn es nicht leicht war. Sie musste noch Mut sammeln, hatte mit Ängstlichkeit zu kämpfen, aber hat sich doch gefreut. Also Kita ist toll für die Kinder! Auch wenn da noch keine „Freundschaften“ sind, ist es einfach toll mit (immer denselben) Kindern zu sein und was tolles erleben. Und abends haben wir doch ganze 5 Stunden zusammen also das ist auch viel. Vielleicht habe ich da das Glück daß meine Kinder auch abends gut gelaunt, nicht übermüdet und gereizt sind. Ich hätte damals auch sagen können, ich bin Zuhause mit einem Kind, könnte auch 1 oder die 2 anderen zu hause lassen oder früher abholen. Sie wollten es aber nicht.
    Ja, die Zeit vergeht schnell aber so ist es halt. Und es ist aber kein Grund zu versuchen die Kinder bei uns solange wie möglich zu behalten. Auch klein dürfen sie was ohne uns erleben.

  9. 5 November 2017 at 9:58 pm

    Am Wochenende stressen wir uns nicht so sehr, doch aktuell kriegt sie (16 Monate) immer wieder Wutanfälle und ich merke, dass mich das teilweise überfordert. Auch die Müdigkeitszeichen kann ich nicht immer sofort deuten, da ist mein Mann definitiv geübter, da er die letzten Monate Elternzeit hatte und jetzt i.d.R. Der ist, der zu Hause bleibt, wenn die Kleine krank ist. – Das gibt mir dann zuweilen schon zu denken. Doch ohne Arbeit geht es eben auch nicht. :-/

  10. 6 November 2017 at 2:55 am

    Liebe Wiebke,
    Sehr interessante Gedanken und ein kluger Text.
    Ich finde das Spannungsfeld „endlich mal Zeit mit den Kindern“ und „wie kriege ich den Tag rum?“ echt schwer, weil unberechenbar.
    Dieser Zeitdruckkampf morgens war bei uns auch lange so. Wurde besser, als Coco (3) jetzt in den Kindergarten kam (erste Fremdbetreuung bei ihr). Denn: Kiga ist schön, aber auch anstrengend. D. h. Am Nachmittag (ab 14h) gehen nur noch entweder ruhige Sachen oder auch körperliche, bei denen die aber dann nicht mehr groß kooperieren muss. Also zB mit mir allein auf einen eher leeren Spielplatz. Sie ist dann abends so platt, dass sie um 7 schläft, weswegen sie auch morgens früher ausgeschlafen ist. Denn vorher hatte sie einen wesentlich späteren Rhythmus als Maple (5) und das war Stress pur. Jetzt haben wir sogar morgens manchmal noch Zeit, was kurzes zu spielen. Maple ist inzwischen deutlich robuster ubd will oft als aller letztes abgeholt werden (16:15/16:30h). Sie ist dann müde, kaputt und glücklich und genießt es, sich von mir an- und ausziehen zu lassen etc. In der Zeit hat Coco schon wieder etwas aufgetankt in Ruhe und das klappt ganz gut. Die Zeit zwischen Abholung und Abendessen ist dann kurz, aber Quality Time.
    Ich habe mich such schon mal bei dem Gedanken erwischt: „Ach, heute nehm ich beide früh mit, damit ich mal mehr Zeit mit meinen Kindern hab!“ und dann zog sich der gut gemeinte Nachmittag wie Kaugummi.
    All das schreibe ich allerdings in dem Luxus, im Moment nicht arbeiten zu müssen. Was die Lage ja schon mal massiv beeinflusst.
    Ich muss zugeben, dass mir der Kindergarten-Rhythmus, so sehr er auch Zeiten vorgibt, besser tut als frei in den Tag hineinzutrödeln. Das endet bei uns immer in schlechter Laune.

    Alles Liebe!
    Mo
    mit ebenfalls krankem Kind, das morgen zu Hause bleibt

    • 10 November 2017 at 12:45 pm

      Meine liebe Mo, vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich mag den Kindergarten auch sehr, allein deswegen weil ich sehe, wie gerne meine Kinder (insbesondere die Große) dort hin gehen. Ich mag den zeitlichen Ablauf und die Zeit, in der ich anderen Aufgaben (eben z.B. Arbeiten zu gehen) nachkommen kann. Als Wölkchen die eine Woche krank zu Hause war, war sie die letzten Tage sehr leicht reizbar. Das führe ich nicht mehr auf die Krankheit zurück, sondern darauf, dass ihr der Tagesablauf fehlte. Sie sah, wie ich arbeiten ging und Wirbelwind in den Kindergarten, und sie selbst blieb mit Papa zu Hause. Das brachte sie komplett durcheinander. Als sie dann gestern das erste Mal wieder in den Kindergarten kam, freute sie sich richtig darauf. <3
      Das ist die schöne Kehrseite der Fremdbetreuungs-Medaille. 😉
      LG Wiebke

  11. Christin
    Antworten
    9 November 2017 at 12:12 pm

    Liebe Wiebke,

    ich versteh dich so gut. Ganz genauso ist es bei uns auch.

    Mein kleiner (20 Monate) geht auch in die Kita – ganztags.
    Ich genieße die Zeit mit ihm Nachmittags, auch wenn wir gerade bei dem Wetter nur zu hause dann sind und zusammen kuscheld auf dem Sofa sitzen und TV schauen.
    Aber ich bin auch froh wenn er dann „endlich“ im Bett liegt und schläft und auch ich Feierabend machen darf.

    Ist in meinen Augen auch komplett normal und menschlich.

    Aber leider gibt es immer (besonders im Internet) die Mutter-Maffia die mit erhobenen Zeigefinger da steht und alles bemängelt.
    * warum schiebst du dein Kind ganztags in die Krippe ab? – dann hättest du keine Kinder bekommen sollen wenn es finanziell nicht anders geht!!
    * du lässt dein Kind in dem Alter TV schauen? – das geht ja mal gar nicht.
    * du bist froh wenn dein Kind im Bett liegt und schläft? Du gibst dein Kind in die Kita selbst wenn du MAL einen freien Tag hast? – dann hättest du keine Kinder bekommen sollen
    * dein Kind übernachtet mal bei den Großeltern und das in DEM Alter schon? – da hättest du keine Kinder bekommen sollen.

    Ich könnte ewig so weiter schreiben.

    Aber ist es nicht traurig das man sich selbst ein schlechtes Gewissen macht und teilweise sich nicht traut die Wahrheit zu sagen, aus Angst verurteilt zu werden?

    Ja ich gehe 40h arbeiten, genauso wie mein Partner, weniger ist einfach nicht machbar wenn wir unseren Lebensstandard erhalten wollen – und warum sollte man deshalb keine gute Mutter sein?
    Ja ich schaue mit meinem kleinen zusammen TV und wir kuscheln zusammen – wir haben beide einen anstrengenden Alltag und genug Action, da kann man auch mal gemütlich abschalten.
    Ja ich freu mich wenn mein Kleiner im Bett schläft und ich auch mal wieder kurz Zeit für mich finde – man ist ja nicht nur Mutter, sondern auch noch eine Frau.
    Denn wenn man „nur“ Mutter ist und sich nicht mehr Zeit für sich nimmt, dann vernachlässigt man sich und ggf. auch die Partnerschaft – und schon wird wieder mit dem Finger auf einen gezeigt, und bekommt zu hören „Dann musst du dich nicht wundern wenn dein Partner sich ne andere sucht“.

    Also egal was man macht, es gibt immer jemanden der meint es besser zu wissen und mit erhobenen Zeigefinger dasteht.
    Dabei sollte man sich doch gegenseitig unterstützen und helfen, sich mutzusprechen um zu merken WIR SIND NICHT ALLEIN.

    Wie oft bin ich in dem 1. LJ von meinem kleinen weinend zusammen gebrochen weil mir alles zu viel war.
    Ein Schreikind, ein Speikind, er hat keinen Mittagsschlaf gemacht und auch in der Nacht nicht geschlafen, er wollte jede Stunde an die Brust und trinken und das über 9 Monate lang.
    Ich war genervt und fertig und fühlte mich als die schlechteste Mutter der Welt.
    Hatte Angst das ich mein Kind nicht genug lieben würde – denn warum ist mir denn sonst alles so viel und so anstrengend?!
    Im Internet posteten fast alle Mütter wie toll doch die Zeit ist und das sie am liebsten für immer zuhause bleiben würden mit ihrem Kind – und ich saß da und war wieder verzweifelt, weil ich mich innerlich darauf freute wieder auf arbeit gehen zu dürfen. Wieder mal etwas Zeit für mich habe und ALLEIN und in ruhe auf die Toilette gehen zu können.

    Wie viele Tränen hätten bei mir vermieden werden können, wenn ich das Selbstvertrauen in mich als Mutter schon da gehabt hätte welches ich jetzt habe?!
    Mein Kind ist Glücklich, er geht gerne in die Kita und hat schon einen sehr guten Freund gefunden – wenn nur sein Name fällt schaut er schon auf und lacht und ja ich bin eine bessere Mutter geworden seit ich auch Zeit für mich finde, dadurch bin ich relaxter (meistens) und das kommt meinem Kleinen Wirbelwind auch zu gute.

    LG Christin

    • 10 November 2017 at 12:41 pm

      Liebe Christin, ich kann Dich sehr gut verstehen. Auch ich war froh, als mein Kind endlich in den Kindergarten kam und ich endlich mal wieder durchatmen und ein paar Stunden mal nur an mich denken konnte.
      Und wenn Dein Kind gerne in den Kindergarten geht ist das doch prima. Auch meine gehen gerne dorthin. Erst heute meinte die Große: „Ich freue mich, meine Freunde gleich wieder zu sehen!“ Und das ist doch wunderbar! Ich bin ein absoluter Befürworter der „Fremdbetreuung“. Eine „Full-Time-Mama“ könnte ich nicht sein. Und wenn die Kinder auch noch glücklich sind, ist es doch wunderbar.
      LG Wiebke

  12. Katja
    Antworten
    10 November 2017 at 11:36 am

    Liebe Wiebke!
    Ich mag deinen Text sehr!!! Du setzt dich kritisch mit dem Thema Kindergarten/ Krippe auseinander….das würde ich mir bei anderen Eltern auch wünschen.
    Ich arbeite in einer Kita und bin gelegentlich enttäuscht und sogar entsetzt, wie wenig Eltern Zeit mit ihren Kindern verbringen wollen. Die Betreuungszeiten werden immer mehr ausgedehnt…vollzeit arbeiten und Kinder zu haben schließt sich ja nicht aus, aber zu welchem Preis?
    So gut die Fremdbetreuung auch ist, sie ersetzt nicht die wertvolle Elter-/Familienzeit.
    Für Familien, die aus finanziellen Gründen voll arbeiten müssen, habe ich natürlich volles Verständnis.
    Ich sehe aber auch die Entwicklung zu „Luxusfamilien“… beide Partner gehen Vollzeit arbeiten um ein großes Haus, Autos, Flugreise und teure Kleidung zu finanzieren. Da stellt sich bei mir die Frage nach den Prioritäten!
    Ach ja… ich habe selber 3 Kinder, die ab dem 3. Lebensjahr den Kindergarten besucht haben…noch ganz klassisch von 8.00 bis 12.00 Uhr.
    LG Katja

    • 10 November 2017 at 12:36 pm

      Vielen Dank für Deinen Kommentar. Ja es ist eben alles eine Frage der Prioritäten. Wenn man die Wahl hat zwischen Arbeiten gehen oder Kinder betreuen, ohne zu große finanzielle Einbußen zu erhalten, dann ist das wunderbar. Denn dann kann man sein Bedürfnis nach der gemeinsam zu verbringenden Zeit so anpassen, wie es für Eltern und Kinder richtig erscheint. Es ist eben auch ein subjektives Empfinden, wo dieser Wohlfühlpunkt liegt. LG Wiebke

  13. 10 November 2017 at 12:27 pm

    Liebe Wiebke,

    ein guter Text, den ich gerne gelesen habe. Und oft dabei genickt habe.
    Das Leben ist nicht immer schwarz oder weiß, das hast du gut eingefangen.
    Ich empfehle deinen Text sehr gerne bei mir weiter:
    https://hammamama.blog/2017/11/09/so-saftig-dieser-gluehwein-kuchen-ein-guglhupf-mit-schwipps-und-vieeel-schokolade/

    Viele Grüße
    Barbara

  14. Ireen
    Antworten
    10 November 2017 at 7:32 pm

    Hallo Wiebke,
    mit Entsetzen habe ich die Überschrift gelesen, mit viel Interesse und „Geht mir auch so“ deinen Artikel. Ich habe vor Kurzem auch arg darüber nachgedacht.
    Ich bin Lehrerin, an einer Grundschule, fast Brennpunktschule. Ich habe in meiner Klasse so viele Kinder aus bildungsschwachen Familien, sozialschwach etc. Tagsüber kümmere ich mich um sie, spiele die „Mutter“/ Erzieherin/ Zuhörerin/ Interessierte etc, die die Kinder einfach nicht zu Hause haben. Ich kümmere mich darum, dass es den Kindern besser geht, führe Gespräche mit Experten, schreibe Anträge usw… und mein Kind? Was ist mit meinem Kind? Das ist in der Krippe. Dort ist er – Gott sei Dank- glücklich, geht gern und fühlt sich wohl. Aber ich bin tagsüber nicht so für mein Kind da, wie für die fremden. Mittlerweile komme ich recht gut damit klar, auch wenn mein 15 Monate alter Süßer nach der Krippe müde, fertig und super unbelastbar ist. Ich brauche mir nichts mehr mit ihm vornehmen, noch nicht mal einkaufen. 17 Uhr wird gegesssen und 18 Uhr schläft er, in seinem Bett, was genau neben unserem steht und wo er sich ohne Probleme ins „große Bett“ rollen kann. Unsere Zeit ist dann eben nachts, wir kuscheln uns alle aneinander, ich höre ihn atmen und das ist unsere Zeit…. erstmal…bis zur nächsten Phase. 😉

    • Nane
      Antworten
      29 Januar 2018 at 11:25 pm

      Hallo,
      Aber ganz ehrlich du und dein Partner, ihr bekommt doch werktags null von eurem Kind mit? Das könnte für mich nie richtig sein. Wie siehst du das? Warum entscheidest du dich dafür? Warum gibt es keine Alternative mehr für dein Kind da zu sein. Es ist so klein und keiner kennt es wirklich. Ihr nicht, weil ihr es kein sehr und die Erzieher nicht, weil sie soviel anderes sehen müssen.

      • 30 Januar 2018 at 3:01 pm

        Hallo, naja, ich bekomme schon etwas von meinen Kindern mit. Aber es ist ja nicht die Menge an Zeit, die mich verzweifeln lässt, sondern die Qualität. Wie ich aus dem Hamsterrad herauskomme, weiß ich allerdings nicht. Geld brauche ich ja auch zum Leben. 😉 Ich denke wenn die Kinder größer werden und nachmittags nicht mehr so überreizt sind, wird es wieder besser. Ist eben gerade eine sehr anstrengende Zeit – kein Dauerzustand. Viele Grüße, Wiebke

  15. Kristin
    Antworten
    1 Dezember 2017 at 8:49 pm

    Hallo,

    Schreibe sehr selten Kommentare, aber ich tue es einfach mal. Ich kann dich in der Frustration verstehen. Ich denke, aber wie alles, ist dies nur eine Phase und geht vorbei. Ich habe mal irgendwo gelesen oder gehört, dass auch bei Kindern zu Hause die Maske fällt, wie bei Erwachsenen auch. Sie müssen nicht mehr so stark funktionieren, kooperieren oder Ihre Gefühle regulieren und sich anpassen. Das sie das dann ein bisschen „raushängen“ lassen, zeugt dann eigentlich von einem Sicherheitsgefühl zu Hause. Hier kann sich das Ventil öffnen, ohne dass sich die Kleinen Sorgen machen müssen, nicht mehr lieb gehabt zu werden. Wenn man sich das vor Augen führt, entsteht ein anderer Blickwinkel. Natürlich hat man den Wunsch, vorhandene Zeit dann gut zu nutzen. Aber das gelingt ja auch manchmal im Alltag selbst mit dem Partner nicht, wenn man gestresst ist und/ oder sich streitet ?. Nicht jede Quality Time besteht aus Aktionen. Da gebe ich meinen Vorschreiberinnen recht. Der normale Alltag sollte genauso wert geschätzt werden. Vielleicht auch einfach nur zuhören, Nähe empfinden und zur Ruhe kommen. Liebe Grüße

  16. Marion
    Antworten
    2 Dezember 2017 at 8:49 am

    Liebe Wiebke,

    Ich kann deine Gedankengaenge verstehen. Klingt alles sehr logisch und aus einem echten Familienalltag wie er im Buche steht aber… Ich lese daraus, dass du gerne hättest das deine Kinder immer zu funktionieren haben und immer gute Laune haben sollten. Morgens, nach dem Kindergarten, am Wochenende und bei Krankheit. Damit du es voll auskosten kannst, dass sie da sind. Kinder sind da, um unser Leben zu bereichern aber keinesfalls nur im positiven. Es sind kleine Lebewesen und haben ihren eigenen Kopf und man sollte jede Zeit mit ihnen schätzen und genießen egal wie stressig oder schwer. Die Bindung leidet unter dem Zeitmangel nicht. Ich kann nur von meinem Haushalt sprechen in dem Punkt. Meine Tochter wird seit dem 4 Monat betreut. Erst 30 Stunden, jetzt 40. Ich bin alleinerziehend, arbeite Vollzeit und studiere nebenbei aber ich nehme mir immer vorrangig Zeit für meine Tochter. Wir haben morgens keinen Zeitdruck, weil ich alles gut plane und organisiere. Wir haben die halbe Stunde Zeit zu kuscheln und zu quatschen, weil ich das so im voraus bedenke. Wir müssen dann um 7.15 Uhr aus dem Haus. Und nach der Kita ist sie müde und kaputt. Wir gehen dann einkaufen und nutzen so die Zeit gemeinsam. Egal was; Hauptsache zusammen und am Wochenende keinen Stress machen mit aufwendiger Planung von Aktivitäten. Wir gucken immer worauf wir Lust haben und selbst wenn es nur ein Gang zum Ikea ist oder ne Runde UNO.. Zusammen ist es am schönsten. Meine kleine ist 5. Also was ich damit sagen will ist, die Zeit genießen und möglichst alltägliche Aktivitäten zusammen machen und wenn das Kind einen braucht; da sein und nicht rummaekeln weil die kleinen Racker nicht so funktionieren wie man es gerne hätte.
    Ich wünsche dir alles Gute.

  17. Andrea
    Antworten
    3 Dezember 2017 at 12:05 pm

    Hallo, ich bin zum ersten Mal hier und habe den Artikel gerade mit gemischten Gefühlen gelesen. Ich bin Erzieherin, werdende Mutter und selbst mit 2 Geschwistern aufgewachsen. Die Erinnerungen an meine Kindheit sind sehr präsent und darüber bin ich sehr froh. In meinen Alltag als Erzieherin bekomme ich nämlich Tag täglich Dinge zu hören, über die sich Wiebke „beschwert“. Das schlimmste von allen war: „Urlaub mit Kind ist auch nicht mehr das, was es mal war!“
    Ich weiß nicht, was in den letzten jahren passiert ist…. Heutzutage haben Eltern Ansprüche an ihr „gewünschtetes Einschkind aller Zeiten“, die die Kinder überhaupt nicht erfüllen können, geschweige denn von müssen! Sie werden teilweise noch als Babys in Kitas und Krippen fremdbetreut, um danach noch mit ihren Eltern ‚quality time‘ erleben zu dürfen (darf man eigentlich gar nicht sagen, denn dürfen darf man sich aussuchen und eine Alternative von Mamas oder Papas Plan gibt es ja oft nicht). Das der Tag für die Kinder genauso anstrengend ist wie für die Eltern, erkennt Wiebke zwar- im Vergleich zu anderen Eltern – es ändert aber nichts an „ihren Vorstellungen“!
    Schaltet doch einfach alle mal (einer reicht hier leider nicht mehr) 3 Gänge zurück! Hört auf euer Bauchgefühl, erinnert euch an eure eigene Kindheit! Nie war Kindheit so stressig, vollgestopft mit ‚quality time‘ (die im Übrigen keine ist)! Lasst euren Kindern Luft zum Atmen, Raum für die eigene Entwicklung (und ja, auch Kinder mit 3 Jahren können schon allein spielen!) und vor allem: Lasst sie doch einfach Kinder sein: trotzen, toben, Grenzen austesten, all das gehört zur gesunden Persönlichkeitsentwicklung dazu! Aber bitte nicht in der ‚quality time‘! ;(
    Undnoch etwas: hört endlich auf Ansprüche an eure Kinder zu stellen, die ihr selber nicht erfüllen könnt! Eure Eltern hatten euch eines: Lieb! Und zwar ohne Ansprüche oder das Bedingungrn daran geknüpft wurden! Eine Spur Gelassenheit würde den Eltern der jetzigen Babys und Kleinkinder sehr gut bekommen.
    (Was im Übrigen nicht heißt, dass man Kinder nicht fordern darf. Aber altersentsprechen in mit realem Bezug, beispielsweise im Haushalt, wie oben von anderen schon erwähnt wurde. Realitätsnah und nicht realitätsfern….Es sollte zum Lebensumfeld passen und nicht an den Haaren vorbei gezogen sein (Los, wir zählen jetzt auf Chinesisch, wieviele Teller wir brauchen).

    Andrea (Erzieherin u bald Mutter)

    P.S. Ich habe absichtlich eher über als untertrieben, wobei ich unsere Gesellschaft leider tatsächlich so bescheuer…. wahrnehme!

  18. Bento
    Antworten
    2 Januar 2024 at 9:19 pm

    Das kommt mir bekannt vor, auf der anderen Seite Frage ich mich op das Problem nicht einfach das System ist. Leider muss die Mehrheit von uns arbeiten gehen und die Kinder in die Schule um später genauso arbeiten gehen zu können. Klar wird die FreizeitZzit als Familie in die Enge gerückt und der Rest der Zeit muss man als Familie nur noch funktionieren. Richtig schön klingt das nicht, aber auch die Zeit sollten wir genießen. Die Zeit wo Kinder krank und anhänglich sind mag schwiereg sein ist aber auch „schön“ da sie die Eltern da umso mehr spürbar brauchen.

Ich freue mich über einen Kommentar

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