Buchstabierkönig

„Wollen wir
dann nachher noch auf den  S  P 
I  E  L 
P  L  A 
T  Z  gehen?“
So, oder so
ähnlich hört man uns fast täglich fragen. Das Wort „Spielplatz“ wird dabei in
inzwischen rasanter Geschwindigkeit buchstabiert. Hauptsache die Kleine kann
das Wort nicht als solches identifizieren, was es wirklich bedeutet. Denn dann
flitzt sie zur Tür, schnappt ihre Schuhe und möchte sofort hinaus. Die Hoffnung
wollen wir ihr nicht zerstören, falls es doch nicht dorthin geht oder zumindest
nicht sofort. Denn alles, was länger als ein paar Sekunden nach Ankündigung
passiert, dauert schon wieder vieeeeel zu lange. Wehe die Mama muss nochmal auf
die Toilette „Pipi“ machen oder ihre Handtasche mit Leckereien für die Kleine
befüllen, damit es unterwegs kein Gezeter gibt. Dann wird ungeduldig an der Tür
gestanden und gerüttelt. Seit Neuestem wird die Tür auch aufgemacht (sie wächst
einfach zu schnell!).
Und damit
es uns mit dem Buchstabieren nicht zu langweilig wird, variieren wir ab und an
das Wort und den dazu gehörigen Anlass. Das könnte dann so klingen: „Wollen wir
heute Abend   B  A 
D  E  N   ?“ Wenn
wir das Wort richtig aussprechen, flitzt sie sofort zur Badezimmertür, klopft
dagegen und will hinein. Wehe das Wasser ist dann noch eingelassen und die
Heizung noch nicht aufgedreht… Die Hose kann dann nicht schnell genug
ausgezogen werden. Und … hui … hinein ins kühle (naja, eigentlich warme) Nass.
Ein
weiteres beliebtes Wort ist die Banane. Auch hier hat sie einen Ort, wo sie
danach sucht, wenn wir es aussprechen: die Küche. Und um abzuklären, ob der Partner
jetzt die Banane auch geben würde, oder doch lieber zum Abendbrot warten würde,
muss man eben wieder buchstabieren.
Und heute
haben wir den Gipfel des Buchstabierwettbewerbs erklommen. Ich habe heute
Urlaub genommen und unser Kind bei der Kita abgemeldet und wir sind „in die
Stadt“ gelaufen, um schön zu frühstücken und etwas einzukaufen. Blöderweise
kommen wir dabei am Kindergarten vorbei. Also teilte ich meinem Freund meine
Bedenken mit: „Du, da kommen wir aber am  
K  I  N 
D  E  R 
G  A  R 
T  E  N  
vorbei! Dann ruft sie bestimmt ´Da, da!` und will rein.“ Wir haben dann
zumindest die Straßenseite gewechselt, aber es trat genau das ein, was wir
prophezeit hatten. Zumindest gab sie sich mit der Antwort zufrieden, dass der
Kindergarten heute zu hatte. Zum Glück war gerade kein Kind zu sehen, welches das
Gegenteil bewies.
Es bleibt
also abzuwarten, welche Buchstabenketten uns in Zukunft durch den Alltag
begleiten werden. Doch eines ist klar: spätestens zum Schulanfang müssen wir
uns eine andere Art der Kommunikation überlegen, wenn unsere Geheimsprache
eiskalt aufgedeckt werden wird.

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