Heute
musste ich zum Zahnarzt. Gleich früh um 8 Uhr wurde ich
bestellt. Mein Kind (sie ist 16 Monate alt) überlegte sich natürlich
gerade heute mal bis 7:10 Uhr zu schlafen, wo sie doch sonst so eine
Frühaufsteherin ist. Und so hieß es in aller Eile Zähneputzen, Anziehen
und zum Auto hetzen. Denn das Kind musste 7:30 in der Kita sein, dann
gab es Frühstück und quasi eine „Abgebsperre“ für die Eltern. Ganze zwei
Ampeln liegen auf dem Weg zur Kita, aber beide sind IMMER rot. Und
besonders frustrierend ist es, wenn man sich hinter gefühlten 20 Autos
in der Schlange einreiht. Dann wird endlich die Ampfel grün, doch das
Auto vor einem bewegt sich keinen Zentimeter. Und schließlich wird die
Ampel wieder rot und man steht immernoch am selben Fleck! Kennt Ihr das auch?
haben wir es dann doch noch zur Kita geschafft. Also schnell das Kind
ausgezogen und abgegeben. Die Erzieherin kam mit einem strengen Blick
auf mich zu. Ich guckte auf die Uhr und meinte nur: „Oh, zwei Minuten
nach halb acht, fast pünktlich“. Doch den Humor teilte die Erzieherin
nicht mit mir. Sie hielt mir einen Vortrag über die Bedeutung von
Pünktlichkeit, damit die Kinder nicht beim Essen gestört werden, wenn
die Türen ständig auf und zu gehen und die Kinder und Eltern ein und aus
gehen. Das verstehe ich ja, doch hat ihr Vortrag deutlich mehr gestört,
als die Abgabe meines Kindes!
Entsprechend
gelaunt setzte ich mich wieder ins Auto und – da war doch was, ja der
Zahnarzt. Also hingedüst, Parkplatz gesucht und so stand ich fünf
Minuten vor Terminbeginn – hier also überpünktlich 😉 – vor der
Sprechstundenhilfe, die sich deutlich freundlicher mir gegenüber gab.
Ich durfte Platz nehmen und stellte überrascht fest, dass trotz meiner
Pünktlichkeit bereits eine Person im Warteraum saß, eine weitere trat
mit mir ein. Also war ich an zweiter Stelle. Na, das wird doch nicht so
lange dauern, oder? Falsch gedacht. Nach kurzer Zeit betrat die vierte
Person den Raum, ein Herr in mittleren Jahren, der auch sobald als
erster aufgerufen wurde. „Die Reihenfolge des Aufrufens bestimmt der
Arzt und hängt von der Dringlichkeit des Falles ab“ stand auf einem
Schild geschrieben. Jaja, Dringlichkeit des Falles. Das war wohl eher
der Privatpatienten-Status. Und so wartete ich geschlagene 60 Minuten
und wurde schließlich als Vierte aufgerufen. Die Wartezeit verbrachte
ich mit der Beobachtung der mit mir verdammten Personen. Alle verhielten
sich unauffällig: kurzes Grüßen beim Hereinkommen, dann wird sich eine
Zeitung herausgesucht, hingesetzt und unauffällig darin herumgeblättert.
Doch dann gab es fast immer diese „Ausreißer“, die sich nicht gefügig
in ihren Stuhl setzten und ruhig warteten, sondern ihren Unmut des Wartens
– sei es gewollt oder nicht gewollt – mit ihrer gesamten Körpersprache
zum Ausdruck brachten. So auch heute: Eine ältere Frau betrat bereits
laut hustend den Raum. Schmiss ihre Tasche mit einem lauten Rumps auf
den Nachbarstuhl und setzte sich stönend hin. Dann zeigte sie eine
Synfonie von Verhaltensweisen, die in mir fast die Vermutung aufkeimen
ließen, dass sie unter Klaustrophobie leidete. Hier ein Husten, da ein
Schniefen, dann ein tiefes Ein- und Ausatmen, als wolle einen der Arzt
abhören. Dann folgt ein hektischen Zehenwackeln, ein Hin- Und
Hergerutsche auf dem Stuhl, der unvermeidliche Positionswechsel und dann
beginnt das Spiel wieder von Vorne. Dabei schaute sie immer wieder zur
Glastür in den Flur hinaus, als ob der kritische Blick nach draußen die
Wartezeit verkürzen würde. Hatte sie sich den Platz strategisch so
günstig gelegt, dass sie freie Sicht nach draußen hatte? Zur
Klaustrophobie kam ich dann, als sie für ca. 1 Minute den Raum verließ
und dann (auf der Toilette konnte sie in der Kürze der Zeit nicht
gewesen sein) wieder auf dem selben Stuhl Platz nahm und zudem ständig
aus dem Fenster schaute. Da wurde man allein vom Zugucken schon unruhig!
Das hatte zum Glück ein Ende, als mein Name schwerverständlich durch
die Lautsprechervorrichtung geplärrt wurde. Ich begab mich zum Zahnarzt
und war innerhalb von fünf Minuten wieder draußen.