„Ich bin fix und fertig. Ich brauch ne Dusche und nen Schnaps“
Diese Worte schrieb ich meinem holden Gatten, nachdem ich gestern endlich wieder zu Hause angekommen war. Was war passiert?
Wir waren am Wochenende bei meiner Schwester zu Besuch. Die ganze Rasselbande. Erst haben wir am Sonntag unseren Geburtstag gefeiert, dann sollte am Dienstag mein Neffe eingeschult werden. Da Papa wieder arbeiten musste, sind er und Wirbelwind bereits eher mit dem Auto zurückgefahren. Ich blieb noch bis Mittwoch mit Wölkchen und wollte dann mit dem Zug nach Hause fahren. Mit dem Zug fahren. Mit Wölkchen, unserem Kurzschläfer und Schnell-überfordert-Baby. Man merkt, da ist Platz für viel Abenteuer. Und so war es dann auch.
Da meine Schwester am Mittwoch arbeitete, marschierte ich zu Fuß mit Kinderwagen und Koffer zum Bahnhof. Wir hatten etwas die Zeit verpeilt, und so schob ich ein nicht wirklich sattes Wölkchen im Eiltempo vor mir her.
Den Zug haben wir geschafft, den Kinderwagen reingebuckelt und ich habe mich mit meinem (selbstverständlich wachen) Wölkchen auf einen freien Platz begeben. Sie meckerte sofort los und ich startete einen Stillversuch. Der scheiterte kläglich, weil Wölkchen mit der Situation völlig überfordert war. Zug kannte sie nicht und die Mama wirkte auch noch so abgehetzt. Da konnte ich sie noch so anlächeln, das überdeckte wohl nicht meine Angespanntheit. Also schnappte ich mir das schreiende Wölkchen und ging etwas im Flur spazieren. Und noch etwas. Und noch etwas. Nach einer Weile und unzähligen Tragetechniken versuchte ich erneut mein Stillglück. Sie trank wenig, aber immerhin. Doch Schlafen wollte sie nicht. Ok, sie wollte schon, fand aber von selbst nicht dort hin.
Also trug ich sie wieder umher. Die anderen Fahrgäste lächelten freundlich, entzückt (warum auch immer) oder zeigten völliges Desinteresse. Auf jeden Fall war niemand dabei, der mir Erziehungsratschläge gab oder mich wegen des lauten Görs anmotzte, zum Glück. Ich kam sogar mit einer älteren Frau ins Gespräch. Da stellte sich heraus, dass sie einen Enkelsohn hat, der am selben Tag geboren wurde. Ein Zufall!
Nachdem wir bereits eine Stunde unterwegs waren und sich mein Sitzplatz etwas verwaist vorkam, packte ich das Tragetuch aus. Das war immerhin deutlich sicherer, als mit Wölkchen ohne durch den Zug zu schlendern. So hatte ich die Hände frei, um mich im Fall der Fälle an den Sitzen festzuhalten. Irgendwann schlief sie tatsächlich ein. So entstand auch das obige Foto. Doch schon nach 20 Minuten ging es wieder von Vorne los. Also starteten weitere Stillversuche mit mäßigem Erfolg und Bespaßungstechniken. Und irgendwann war es tatsächlich geschafft und Zugfahrt Nummer eins beendet.
Zwischenbilanz: 2 1/2 Stunden Fahrt und 20 Minuten geschlafen.
Nun musste ich umsteigen. Man half mir bereitwillig den Kinderwagen herauszubefördern. Und erleichtert schlenderte ich den Bahnsteig entlang. Dann fiel mir auf, dass ich den Koffer im Zug vergessen hatte. Also zurückgeflitzt (der Zug war zum Glück noch da), Koffer herausgeholt und dann zum Anschlusszug gehetzt. Dort mussten wir nochmals 1 Stunde durchhalten, ehe wir endgültig zu Hause sein würden. Auch hier trug ich Wölkchen 30 Minuten umher, doch dann schlief sie bis zum Ende der Fahrt ein.
Zwischenbilanz: 1 Stunde Fahrt und 30 Minuten geschlafen
Anschließend holte ich Wirbelwind aus dem Kindergarten ab, stillte im Kindergarten erneut, schob ein schreiendes Wölkchen zum Spielplatz und verfrachtete es dort angekommen wieder ins Tragetuch, wo sie seelig bis zum Abend schlummerte.
Mein Fazit: Nie wieder Zugfahren mit Baby, erst recht nicht alleine ohne Partner. Mit Wirbelwind hatte ich das damals übrigens auch gemacht. Da war die Zugfahrt zwar „nur“ 2 Stunden lang, aber Wirbelwind schlief sowohl auf Hin- als auch auf Rückfahrt die ganze Zeit (was für sie allerdings auch untypisch war).
Na dann, prost!
Eure Wiebke
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