Eine verflixte Farce in vier Akten

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Jetzt komme ich einmal dazu Euch den gestrigen Tag zu schildern. Gestern abend hatte ich einfach keine Kraft mehr dazu gehabt. Es kamen so viel Verkettungen auf einmal zusammen, dass es fast schon einer verflixten Farce gleicht. Aber lest selbst…

1. Akt: Prolog – erster Teil

Alles begann Mittwoch früh. Die letzten Tage bequemte sich Wirbelwind meist so gegen 7:15 Uhr aus dem Bett, wenn bei ihr die Sonne am Nachtlicht/Wecker aufging. Nicht so heute. Da rief sie 6 Uhr nach mir und stand dann 6:30 Uhr strahlend neben meinem Bett. Ich strahlte mürrisch zurück. All meine Versuche sie zum Kuscheln noch etwas im Bett zu halten scheiterten. Während der Papa am Wochenende mit der Taktik „Rückenkraulen“ noch geschlagene 2 Stunden herausholte, weil sie wieder einschlief, wollte das selbe Manöver mir einfach nicht gelingen. Blöd nur, dass ausgerechnet an diesem Tag die Kita streikte und wir es uns doch eigentlich soooo gemütlich machen könnten. Eigentlich.

Also wurde schön gefrühstückt, sich angezogen und dann schauten wir ein Fotoalbum aus meiner Kleinkindzeit an. Wir hatten ja Zeit. Es hätte ein schöner, entspannter Tag werden können. Hätte.

2. Akt: Prolog – zweiter Teil

Dann fing es an. Bereits seit einigen Wochen wird die Wohnung über uns saniert, doch erst seit Dienstag wurde es richtig laut. Da schauten wir noch fasziniert dem Seilzug zu, der an unserem Fenster immer neue Utensilien nach oben transportierte. Ein Koffer, ein Eimer, noch ein Koffer und andere nicht definierbare Geräte. Hätte ich mal die Aufschrift auf einem der Koffer besser gelesen, dann hätte ich gewusst, dass das eine große Ding eine Bohrmaschine beinhalten musste. Denn keine 5 Minuten später, ich wollte Wirbelwind die Zähne putzen, ertönte direkt über uns ein höllischer Lärm. Es klang als wollten sie sich zu uns durchboren, um eine schöne Maisonettewohnung zu schaffen. Wirbelwind schrie wie am Spieß, ließ sich nicht beruhigen. Das Bohren hörte kurze Zeit später wieder auf. Ich zeigte Ihr auf dem Computer noch Bilder einer Bohrmaschine, um ihr zu erklären, was denn da diese lauten Geräusche machte. Dann ging es in den Kindergarten.

3. Akt: Der Hauptteil

Diese Option hatte ich nun am Mittwoch nicht. Wir saßen, wie gesagt, gemütlich auf dem Sofa und schwelgten in Erinnerungen, als das Bohren erneut begann. (Inzwischen wusste ich, dass sie eine Mauer abtrugen und neu aufzogen.) Auch diesmal weinte Wirbelwind los. Zähneputzen ging nur im Wohnzimmer. Das Bad war vom gestrigen Tag gebrandmarkt. Ich packte ein paar Sachen für das Überlebenspaket zusammen (Essen, Trinken, Geld, Handy, …) und wir flüchteten ins Grüne. Wir waren mit einer Freundin samt Kind auf einem neuen Spielplatz verabredet. Viel zu früh trudelten wir dort ein. Kein Kind weit und breit, nur hohe Kletterseile, die für Kinder ab 6 Jahren gedacht waren. Der Reinfall! Wirbelwind, sowieso schlecht gelaunt, hangelte etwas überfordert an den niedrigeren Seilen herum. Irgendwann kamen Freundin und Kind dazu, doch rechte Spielplatzstimmung wollte nicht aufkommen.

Nach zwei Stunden ging es dann weiter zum Mittagessen, natürlich unterwegs, nach Hause konnten wir ja nicht. Inzwischen war es 13 Uhr durch und Wirbelwind brauchte ihren Mittagsschlaf. Sie sollte im Auto schlafen, während ich nach Hause fuhr. Sie bemühte sich redlich, blinzelte mir aber, als ich das Auto zu Hause parkte, immernoch mit halbwachen Augen entgegen. Da kein Baulärm zu hören war, fragte ich sie, ob wir hoch wollen zum Mittagsschlaf, oder ob sie jetzt doch noch im Auto schläft. Sie bevorzugte das Auto, so sehr hatte sie sich morgens erschreckt. Und tatsächlich: ihr Wille, ja nicht in die Wohnung zu gehen war so groß, dass sie im stehenden Auto einschlief. Ich machte es mir ebenfalls bequem zwischen Pedalen und Lenkrad, aber schlafen konnte ich nicht. Das Handy gab auch seinen Geist auf und so wartete ich, bis Wirbelwinds berühmte 35 Minuten verstrichen sind, die sie als „Powernapping“ benötigte.

Und pünktlich wie die Maurer (die Analogie passt jetzt gerade zu gut) erwachte sie aus ihrem Schlaf. Die schlechte Laune hielt aber leider an. Wir gingen nach oben, um Toilettengänge zu erledigen und noch etwas für unseren altbewährten Spielplatz zu besorgen. In der Wohnung angekommen schickte ich Wirbelwind auf die Toilette. Genau in dem Moment, in dem sie im Bad steht, fängt das Bohren wieder an. Wieder im Bad. Wirbelwind brüllte wie am Spieß und war überhaupt nicht mehr zu beruhigen. Ich heulte gleich mit, weil sie mir so Leid tat. Ich drückte sie fest, sie drückte ihren Kopf an meinen und hielt gleichzeitig völlig überfordert ihre kleinen Händchen an die Ohren. Wir gingen in das entfernteste Zimmer in der Wohnung, wo ich das Töpfchen hintrug und sie wieder anzog. Immernoch heulend verließen wir wieder die Wohnung und flüchteten auf den Spielplatz. Dort drückte sie sich zitternd eine halbe Stunde an mich. Der Tag wurde immer besser.

Natürlich musste Wirbelwind dann noch „Kackern“ und ich durfte sie zunächst in die Natur scheißen lassen, um dann anschließend ihren Haufen aufzuheben. Der Tag wurde noch besser.

Wirbelwind war immernoch kalt und wir entschlossen zum IKEA zu fahren, um dort die Zeit totzuschlagen. Am Eingang strahlte uns dann ein Bauschild entgegen mit der Bitte den Baulärm, der durch Arbeiten am Dach entstehe, zu entschuldigen. Der Höhepunkt des Tages war erreicht.
Der Lärm war zum Glück nicht zu laut, so dass wir uns ins Kino verkrümeln und die Kinderabteilung unsicher machen konnten. Dann musste Wirbelwind nochmal auf die Toilette und präsentierte mir einen Durchfall de Luxe. So sehr hatte sie der ganze Tag mitgenommen! Ein zaghaft angeknabberten Hot Dog später ging es nach Hause.

4. Akt: Epilog

Die Bauarbeiter waren weg und wir konnten uns wieder frei bewegen. Nur ins Bad wollte sie auf keinen Fall an dem Abend. Zähne wurden im Wohnzimmer geputzt, das Geschäft wurde in ihrem Kinderzimmer im Töpfchen verrichtet. Eine Dreiviertelstunde eher als sonst verabschiedeten wir sie in den Schlaf, wo sie sofort einschlief.

Ich legte mich erschöpft auf das Sofa und konnte mich nicht mehr bewegen. Auch ich ging eher ins Bett, wurde dann nachts aber wegen einem extrem harten Bauch eine Stunde wach gehalten. Ja auch mein Körper hatte den anstrengenend Tag erst einmal zu verarbeiten.
Heute geht es mir wieder gut und die Bauarbeiter haben sich noch nicht gezeigt. Ich bin guter Hoffnung, dass der Lärm bis zur Geburt des Babys abgeschlossen ist (ich HOFFE es!!!!!), sonst kann ich meinen Wunsch einer ambulanten Geburt an den Nagel hängen.

So, jetzt geht es zum Yoga. Hoffentlich kann ich dort noch etwas entspannen.

Eure Wiebke

2 Comments

  1. 28 Mai 2015 at 12:53 pm

    Bei solch anstrengenden Tagen ist man echt froh, wenn sie hinter einem liegen :/ Hoffe das Yoga hat dir ein bisschen beim Entspannen geholfen 🙂

Ich freue mich über einen Kommentar

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