Ich dreh` durch!

Quarantäne und anderer Scheiß

So ein Tag.

Kennt Ihr diese Tage, an denen Euch bereits die winzigste Kleinigkeit aus der Reserve lockt, Euch zum Weinen und Meckern bringt?

Heute ist so ein Tag.

Die Kinder haben sich gefreut, dass heute Halloween ist. Ich habe Ihnen in Anbetracht der fehlenden Alternativen eine familiäre Halloweenparty bei uns zu Hause versprochen. 8 Uhr morgens stiegen sie als Hexen verkleidet in mein Bett, um die Party steigen zu lassen.

Ich habe sie aus meinem Zimmer verscheucht und eine Stunde gelesen. Ich konnte nicht aus der Tür hinaustreten.

9 Uhr raffte ich mich dann doch auf. Die Kinder haben Frühstück gemacht. Mein Blick schweifte jedoch zu den zu kleinen Äpfeln aufgepusteten Halloween-Luftballons. Ich war sauer. Was für eine Verschwendung! Anstatt mich über das Frühstück zu freuen, motzte ich meine Kinder an, was Ihnen einfällt, die Luftballonpackung aufzubrauchen. Und dann die Luftballons noch so halbherzig aufzupusten, dass wir davon heute Abend gar nichts mehr sehen würden.

Grummel.

Am Frühstück nehme ich kaum teil. Stattdessen püriere ich die Kürbissuppe, die ich gestern aufgesetzt habe. Frust ablassen. Wirbelwind verschwindet in ihrem Zimmer, um mir kurz darauf das Geld für die Luftballons in die Hand zu drücken. Ich lehne ab und merke erst jetzt, wie bedrückt Wirbelwind über mich und meine Stimmung ist. Wie sehr sie es sich selbst zuschreibt.

Plötzlich wird mir klar, dass nicht die Kinder das Problem sind. Natürlich nicht. Und auch nicht die Luftballons, oder das abrupte Wecken heute Morgen. Nein, es hat sich ganz schön was angestaut in mir die letzten Wochen…

Scheiß Herbstferien

Es ist das letzte Wochenende, bevor die Schule wieder nach den Herbstferien startet. Eigentlich haben wir uns Großes vorgenommen: Bereits Anfang des Jahres haben wir für die Herbstferien eine Reise nach Malta gebucht. Es sollte unser Jahresurlaub werden. Als Familie. Im Sommer waren wir „nur“ auf Kur ohne den Mann. Und es sollte die erste Flugreise für die Kinder werden, die sich nichts sehnlicher wünschen, als endlich einmal zu Fliegen.

Als nun im Herbst die Zahlen wieder in die Höhe schnellten, hatten wir ein ungutes Gefühl und überlegten, die Reise abzusagen. Als Malta dann zum Risikogebiet erklärt wurde, wurde uns die Entscheidung abgenommen. Die Reise wurde abgesagt. Stattdessen verbrachten wir die Herbstferien im trüben Deutschland. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Einen Lichtblick gab es zumindest für Wirbelwind: Ihre Schulfreundin wollte diesen Freitag bei uns übernachten. Und am Samstag sollte sie mit ihren Schulfreunden im Rahmen einer Geburtstagsfeier klettern gehen. Beides Aktionen, die ich in dieser Zeit vertreten konnte, zumal sich die Kinder am Montag in der Schule sowieso wiedersehen würden. Doch es sollte anders kommen.

Am Donnerstag ereilte uns dann die Nachricht, dass im Ferienhort von Wirbelwinds Schule ein Corona-Fall aufgetreten ist. Die Person war auch zu dem Zeitraum im Hort, indem auch Wirbelwind dort war (vor 10 Tagen!). Die Folge: Quarantäne bis zum 4. 11.

Schock. Verständnis. Fassungslosigkeit. Auch jetzt haben wir immer noch keine Nachricht vom Gesundheitsamt und keine persönliche Information vom Hort erhalten. Nur eine Sammelinfo über den Klassenchat. Wirbelwinds Freundin wurde zur Übernachtung ausgeladen, die Geburtstagsfeier in der Kletterhallte abgesagt. Während die Kinder es mit Fassung tragen, könnte ich nur heulen. Ich hatte es Wirbelwind so sehr gewünscht. Nachdem wir nun schon nicht in den Urlaub fahren konnten, war das das Highlight der Ferien. Klar sind die Maßnahmen sinnvoll, notwendig und nachvollziehbar. Dennoch schmerzt es.

Das Quarantäne-Karussell dreht sich weiter

Wirbelwind wird nun die ersten drei Tage nach den Ferien noch zu Hause bleiben. Ich werden den Montag und Dienstag abfedern, Mittwoch der Mann. Denn dann bin ich auch in der Schule.

Das ist wohl auch ein Grund dafür, dass ich gerade viele Bauchschmerzen habe. Was wird mich erwarten? Im offiziellen Schreiben heißt es, dass für die Grundschule weiterhin keine Maskenpflicht besteht, auch wenn sie empfohlen wird. Wahrscheinlich werde ich nur merken, dass wir uns mitten in einer Pandemie befinden, weil ich alle 20 Minuten die Fenster aufreißen muss. Dennoch überwiegen Unsicherheit und unterschwellige Angst, den ganzen Winter über immer wieder in Quarantäne geschickt zu werden: Wirbelwind, Wölkchen oder ich. Wir alle drei sind in verschiedenen Einrichtungen präsent. Einmal hat es ja nun schon „geklappt“. Das Quarantäne-Karussell dreht sich weiter. Und die Insassen drehen durch.

Ich weiß, wir alle müssen mit Einschränkungen klar kommen in dieser Zeit. Und ich weiß, jeder von Euch trägt ähnliche Bedenken, Entbehrungen und Bauchschmerzen mit sich herum. Ich hoffe für Euch, dass Ihr gut damit umgehen könnt. Ich arbeite noch an mir.

Und jetzt entschuldigt mich, ich muss erst einmal meine wundervollen Kinder drücken. Ganz fest.

Und eine ganz ehrliche Frage an Euch:
Wie schafft Ihr es, Euch in dieser Zeit zu beruhigen und zu motivieren?

Eure Wiebke

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