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Wie verdattert schaute ich auf das Mädchen, das gerade den Spielplatz betrat. Es hatte tatsächlich Handschuhe an. Im August. Na gut, vor ein paar Tagen hatten wir 12 Grad und Dauerregen. Aber Handschuhe sind da vielleicht doch etwas übertrieben. Zumal es heute deutlich wärmer war. Während ich auf die Handschuhe starrte, fiel mir die Farbe auf: ein zartes Blau strahlte mich an. Mit eben diesen blauen Handschuhen war das Kind nun im Begriff die Seile des Kletterparkours zu erklimmen. Ganz schön unpraktisch. Mein Blick wanderte weiter zum Rücken des Mädchens und nun machte es auch bei mir Klick. Denn von ihrer Schulter wehte ein zarter Umhang in eben dem gleichen Handschuhfarbenblau.
Fantastisch
Sie hatte sich als Elsa verkleidet! Oder um es in den Worten von Wirbelwind zu sagen: Sie WAR Elsa. Denn bei Wirbelwind spielt man nicht eine Rolle, man IST die Person. Wenn wir den Fernseher anschalten und die olympischen Schwimmer anschauen, dann sucht sie sich eine Badekappenfarbe aus und IST der Schwimmer. Wenn wir einen Trickfilm schauen, werden auf die gleiche Art und Weise die Protagonisten den Zuschauern zugeteilt. Wirbelwind IST Zóe, Robin Hood, Peter Pan, Elsa. Ich bin übrigens Anna, wegen der braunen Haare. Fiktion und Realität liegen in diesem Alter noch so herrlich nah beieinander, vermischen sich zu einem einzigen bunten Irgendwas.
Elsa, wohin man sieht
Doch zurück zu unserer Elsa auf dem Spielplatz. Als mir klar wurde, dass es sich um die Verkleidung zur Eiskönigin handelte, schaute ich neugierig zu Wirbelwind. Ganz gespannt war ich darauf, wie sie wohl reagieren würde, schließlich gibt es derzeit kein anderes Thema. Alles muss Elsa-blau sein oder, noch besser, sie persönlich abbilden. Erst durch sie habe ich erfahren, WAS alles Elsas Kopf zieren darf: Seifenblasen, Bettwäsche, Ball, Haarreifen, Haarsträhnen, Kleidung von Socken bis Mütze, Besteck, Lebensmittel, Möbel, Deko aller Art, Stifte, Malbücher, Brotdose, Duschbad usw. Ich werde wahnsinnig. Und nun bin ich nicht mal mehr auf dem Spielplatz vor Elsa sicher.
Elsa-Trance
Wirbelwind starrte, wie erwartet, auf das Elsa-Mädchen. Ungläubig. Fassungslos. Der Mund öffnete sich leicht. Und wenn ich neben ihr gestanden hätte, hätte ich wohl ein leises „oh“ vernehmen können. Die nächsten Minuten waren ein wahres Schauspiel und ich genoss meine Sicht von der Bank sehr. Man konnte beobachten wie Wirbelwind dem Mädchen, äh ich korrigiere, dem Umhang hinterher schwebte. Wie die neugierige Tochter des Gastwirts an der goldenen Gans klebte, so klebte auch Wirbelwind an ihr. Keinen Millimeter wich sie ihr von der Seite, während beide den Kletterparkour weiter erklommen. Oben angekommen standen sie schweigend beieinander. Als das Mädchen wegschaute, nutzte Wirbelwind die Gunst der Stunde und strich ehrfürchtig über den Handschuh des Mädchens.
Der Bann – oder soll ich besser sagen: das Eis – war gebrochen. Nun konnte Wirbelwind wieder sprechen und hielt einen kleinen Plausch. Gemeinsam kletterten die beiden Mädchen weiter, rutschten die Rutsche hinunter, unterhielten sich unten noch kurz weiter und schon trennten sich wieder ihre Wege. Der Elsa-Zauber hatte nun scheinbar seine Wirkung verloren.
Wirbelwind wendete sich wieder einem älteren Jungen zu und begann mit ihm Fangen und Verstecken zu spielen. Alles wie immer.
Eure Wiebke
X-MAL ANDERS Ullrich-Turner-Syndrom
Meine Tochter IST auch immer und spielt nicht nur eine Rolle. Charmant finde ich das Blau, was Anna &Elsa begleitet, aber es fröstelt mich immer etwas, wenn mir die unglaublich vielen Produkte auffallen. Ich finde den Film ganz nett, störe mich auch nicht an der kindlichen Begeisterung, bin aber froh, dass noch andere Charaktere dargestellt werden.
Ein bisschen Entzauberung eröffnet auch neue Möglichkeiten.
Viele Grüße Anne
Wiebke Verflixter Alltag
Liebe Anne, ja, den Film finde ich auch ganz nett. Habe ihn letztens zum ersten Mal gesehen. Ich dachte, ich sollte vielleicht mal endlich anschauen, was da die ganze Zeit um mich herum vermarktet wird 😉
LG Wiebke