Der zehnte Monat – Hochs und Tiefs

Wölkchen ist 10 Monate alt

Wir haben die zehn Monate voll. Zehn Monate, die gezeichnet sind von einer Achterbahn der Gefühle: Glück, Freude, Verzweiflung, Wut, Erleichterung, Liebe. Zehn Monate schlaflose Nächte. Zehn Monate Turboduschen. Zehn Monate Kuscheln. Zehn Monate Abenteuer. Nun ist unsere Familie komplett.

Aber ich schweife ab. Was ich eigentlich sagen wollte: so hat sich unser Wölkchen im zehnten Monat entwickelt… 


Motorische Entwicklung

Lehrbuchentwicklung

Das Baby geht in den Vierfüßerstand. 90% der Kinder können in der 40 Woche schaukeln (Vor- und Zurückwippen in der Vierfüßerhaltung). Mit 10 bis 11 Monaten lernen Babys das Krabbeln. Fortschritte im Krabbeln können sich stark interindividuell unterscheiden, je nach Kraft und Motivation des Babys sowie kulturellen Rahmenbedingungen. 
Ende des zehnten Monats kommt es über das Krabbeln zum Seitsitz: es stellt ein Bein beim Krabbeln auf. 90% der Kinder beherrschen mit 43 Wochen den Langsitz. 
Mit Unterstützung kann es sich aus dem Sitz zum Stehen hochziehen und schon für eine kurze Zeit stehen.
Es greift nun kleinste Gegenstände, z.B. einen Krümel, im „Pinzettengriff“, also mit den Spitzen von gestrecktem Daumen und Zeigefinger. 
Es möchte den Löffel beim Füttern und die Tasse beim Trinken halten.

Entwicklung von Wölkchen

Zunächst zur Grobmotorik: Vierfüßerstand und Krabbeln hat Wölkchen bereits im vergangenen Monat gemacht. Wenn sie durch etwas Niedriges hindurchkrabbelt, duckt sie sich. Das oben beschriebene Schaukeln allerdings hat sie nie gezeigt. Witzig am Krabbeln ist, dass sie dabei das linke Bein aufstellt. Wirbelwind hatte damals die gleiche Krabbeltechnik. Es sieht immer so aus, als wolle sie sich jeden Moment hinsetzen. Letzteres tut sie dann auch ab und an. Besonders gerne zeigt sie ihre Fähigkeiten, wenn man sie abends ins Bett legt.
Die wohl neuste Fähigkeit kann man beim obigen Bild „bewundern“: sie zieht sich an ALLEM hoch. Zunächst waren es flache Dinge, wie Gitarre oder meine Beine, dann tastete sie sich zu meiner Schulter und dem Sofa vor. Und nun ist sogar die überstehende Badewanne (siehe Titelbild) nicht mehr vor ihr sicher. Inzwischen wackelt sei dabei auch nicht mehr so viel herum, dass ich sofort einen Herzkasper bekommen. Und auch beim Krabbeln und Hinsetzen stößt sie sich nicht mehr ständig den Kopf. 
Wirbelwind fing damals etwas später an so mobil zu werden, dafür war sie aber deutlich sicherer. Oder war ich gelassener? Na vielleicht verklärt auch die Erinnerung ein wenig meine damalige Panik. ;-P

Feinmotorisch gab es auch Neuerungen: Beim Trinken aus der Trinkflasche oder auch einem (fast leeren) Glas, kippt sie ihren Kopf nach hinten. Sie hat gelernt, dass nur dann etwas dort herauszubekommen ist. Und irgendwann kann ich das Glas sicherlich auch voll machen, ohne dass Wölkchen anschließend das Wohnzimmer zum Schwimmbad umfunktioniert. 
Beim Pinzettengriff hat sie inzwischen soviel Kraft, dass sie eine Briefmarke vom Briefumschlag pulen kann.

Sensorische und psychische Entwicklung

Lehrbuchentwicklung

Der sprachliche Ausdruck wird vielfältiger, es flüstert, schreit und lacht. Es plappert in langen Lautfolgen, die in Rhythmus und Tonlage der Muttersprache ähneln. Es möchte sich mitteilen. Alle Kinder beginnen ihre Sprachentwicklung mit einem universellen Lautrepertoire: den Basisvokalen a, i, u und den Basiskonsonanten p, t, k, m und n. Lob und Anerkennung werden erkannt.
Die „Fremdelphase“ hat ihren Höhepunkt erreicht. 
Es spielt gerne Verstecken und in die Hände klatschen.

Entwicklung von Wölkchen

Kommunikation
In ihrer Tonlage ist Wölkchen sehr experimentierfreudig. Ich habe das Gefühl, dass sie Wirbelwind nachahmt, die ja auch nicht gerade die Stillste ist. Zumindest erinnern mich manche Rufe sehr an die Große. Sie sagt „Mama“, wenn ihr etwas nicht passt, ohne dabei jedoch mich als Person zu meinen. Sie sagt „da“, wenn wir irgendwo ankommen oder Kuckuck spielen und es ihr vorsagen. Neuste „Wörter“ sind „ra“ und „rä“, was ich schon erstaunlich finde, da „r“ jetzt nicht so zu den beliebtesten Babykonsonanten gehören.
Auch habe ich das Gefühl, dass sie bereits sehr viel versteht, was man ihr so sagt. Wenn ich zum Beispiel „Ausflug“ rufe, bevor ich sie anziehe oder „Händewaschen“ nach dem Essen, dann freut sie sich wie eine Schneekönigin. Wenn ich abends nach dem fertigmachen „Gute Nacht“ sage, winkt sie anschließend unaufgefordert in die Runde. 
Auch das „Nein“ versteht sie. Sie ist ja ein recht neugieriges Persönchen, liebt Kabel und Steckdosen. Als sie letztens freudig einen Stecker aus der Steckdose zog, gab ich mehrere ernste „Neins“ von mir. Irgendwann interpretierte sie es scheinbar so, dass sie etwas falsch gemacht hat, und fing an zu weinen. Die arme Maus. Aber bei Steckdosen verstehe ich keinen Spaß.
Die Zeigegeste, die im vergangenen Monat bereits als neue Fähigkeit von 9-Monatigen Babys angepriesen wurde, beherrscht Wölkchen immer noch nicht. Aber sie freut sich sehr nach meinem Finger zu greifen, wenn ich ihr etwas zeigen möchte. 😉

Zusammenhänge
Das Verständnis für Abfolgen bzw. Prozesse wächst. Wenn ich meine Jacke anziehe und meine Mütze aufsetzte, freut sie sich, weil sie weiß, dass wir jetzt einen „Ausflug“ machen. Wenn sie etwas in der Hand hält und man ihr Oberteil ausziehen möchte, dann wechselt sie selbstständig das Spielzeug von einer Hand zur anderen, damit die Hand frei ist, um durch den Ärmel zu kommen.
Gerade beim Zubettbringen merkt man, dass sie die Reihenfolge bereits verinnerlicht hat und auch einfordert. Wenn beispielsweise nach der Flasche nicht sofort der Nuckel folgt, gibt es ordentlich Protest. Und während ich sie anschließend im Arm Wiege und ihr Gute-Nacht-Lied singe, liebäugelt sie bereits mit ihrem Bett. 
Was sie besonders fasziniert, ist die Gravitationskraft. (Dieser Umstand war auch maßgeblich für das letzte Wort im Blogpostittel verantwortlich.) So ein Hochstuhl ist für solche Forscherzwecke besonders gut geeignet. Und sicherlich hat sie bereits festgestellt, dass Erbsen ganz anders klingen, wenn man sie herunterfallen lässt, als eine Gabel oder ein Stück Brot. Aber so ganz sicher scheint sie sich noch nicht zu sein. Sie ist noch in der Testphase.

Soziales
Wölkchen ist in ihrer ganzen Erscheinung irgendwie viel menschlicher geworden. Sie scheint Späße zu verstehen und lacht über alles, was nicht der Normalität entspricht, zum Beispiel über ihre Füße, wenn sich die Socken unter der Strumpfhose gelöst haben. Oder sie lacht, wenn sich meine Nase (auch wenn unbeabsichtigt) ihrer Taille nähert, weil ich einfach schon zu oft darin hineingestupst habe, um ihr ein Quieken zu entlocken. Auch kann sie sich nun hinter einem Tuch verstecken, indem sie es an beiden Händen festhält und nach oben über ihren Kopf zieht. Am Schönsten finde ich aber den kurzen Moment bei den Tagesschläfchen, zu denen ich mich mit ihr zusammen hinlege. Der Moment, wo sie ihren schweren, müden Kopf gegen mich reibt oder ihn auf meinem Bauch ablegt. Das hat Wirbelwind nie gemacht. Und das darf Wölkchen gerne ihr Leben lang tun.

Körperliche Entwicklung

Zum Schluss noch ein paar Fakten zur körperlichen Entwicklung.

Lehrbuchentwicklung

Mädchen haben im Alter von 10 Monaten im Schnitt ein Gewicht von 8,5 Kilogramm und eine Größe von 72 cm.

Entwicklung von Wölkchen

Wölkchen misst nun stattliche 77 cm, mit einem Kopfumfang von 44 cm. Damit sind Kopfumfang und Körperlänge um jeweils ein Zentimeter im Vergleich zum Vormonat gewachsen. Sie ist rund 8,5 Kilogramm schwer. Wirbelwind war damals 79 cm groß und 8,8 Kilogramm schwer. Der Kopf maß 45 cm.
Pünktlich zum letzten Tag des 10. Monats ist der vierte Zahn durchgebrochen: es ist oben der innere rechte Schneidezahn, der sich nun zu dem äußeren linken Schneidezahn und den zwei Zähnchen unten gesellt.
Ja, sie schielt immer noch etwas. Aber ich habe das Gefühl es wird besser.

Es gehört zwar nicht wirklich zur körperlichen Entwicklung, aber zum Körper: den gesamten letzten Monat über war Wölkchen erkältet. Kaum war eine Rotznase versiegt, begrüßte uns die nächste. Und bei Wölkchen heißt Rotznase Wasserfall. Ist jetzt nicht appetitlich, ich weiß, aber das muss auch mal gesagt werden. Den Papiertaschentücherverbrauch rechnet auch niemand in die Lebenshaltungskosten ein. Von den Tüchern, die sie zerreißt und aufisst, möchte ich ja noch gar nicht reden. 

Sonstiges

Essen

Grundsätzlich hat Wölkchen bereits viel probiert. Von Erbsen über Schnitzel, Früchteriegel und Kieselsteinen war bereits fast alles dabei. Nur mit Milchprodukten sind wir noch vorsichtig. Allerdings nimmt sie alles derzeit nur in homöopathischen Mengen zu sich. Gibt man ihr Besteck in die Hand, isst sie etwas mehr. Ansonsten ernährt sie sich derzeit von Wasser und Flaschenmilch.

Schlafen

Wölkchens Schlaf ist deutlich fester geworden nachts. Selbst wenn sie kurz aufjault im Schlaf, grunzt sie ohne unser Zutun friedlich weiter. Ihre Schlafenszeit ist von 19 bis 7 Uhr. Wie oft sie nachts aufwacht, das ändert sich allerdings immer mal. Manchmal wacht sie nur einmal auf, so zwischen zwei und drei Uhr. Aber meistens sind es noch zwei Mahlzeiten, die sie nachts benötigt, dann so gegen 23 und nochmal gegen vier Uhr. Da ich 23 meist eh noch nicht im Bett bin, macht das schlaftechnisch für mich keinen wirklichen Unterschied.
Seit einer Woche haben wir Wölkchen ausquartiert. Sie schläft nun in ihrem Bett in einem eigenen Zimmer. Wie es dazu kam, das schildere ich mal in einem anderen, gesonderten Beitrag.

Zum Schluss noch Wölkchens Steckbrief zum Ende des zehnten Monats:

Eure Wiebke

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