Mythos Vier-Stunden-Rhythmus?!

Früher
dachte ich, Babys schlafen immer. Denn wenn man sie auf der Straße im
Kinderwagen erblickte, waren sie selten wach. Aber dass Babys deutlich weniger
schlafen und neben dem Trinken auch recht viele Wachphasen haben, sollte ich erst mit der Geburt von Wirbelwind erfahren. Und dass Wirbelwind keine Ausnahme war, sondern auch andere Babys so sind, zeigt mir nun auch Wölkchen. Heute möchte ich dieses Schlafverhalten einmal näher anschauen. Hierzu habe ich mir die Mühe gemacht und an zwei Tagen die Schlafzeiten notiert.

Wie lange ist ein Baby wach?

Wie
gesagt dachte ich, dass Babys fast immer schlafen und nur kurz zum
Trinken wach werden. Nachdem Wirbelwind so viel wach war, hatte ich
einmal das Internet befragt, wie lange denn Babys eigentlich schlafen
und war überrascht: Durchschnittlich 12 bis 18 Stunden schlafen sie über
den Tag und die
Nacht verteilt. Das klang für mich sehr wenig. Doch genau in der Mitte
befand sich damals Wirbelwind und – wie sich zeigen wird – auch Wölkchen.

Aber
die spannende Frage ist wahrscheinlich weniger, wie viel die Babys
insgesamt wach sind bzw. schlafen, sondern wie der Schlaf über den Tag und die Nacht verteilt sind. 
Ich persönlich finde es ja angenehmer, wenn die Babys weniger, dafür aber länger schlafen, als ständig kleine Power-Napping-Pausen einzulegen. Leider ist eher Letzteres bei uns der Fall. Doch seht einfach selbst…  

Wölkchens Schlafzeiten im Tagesablauf

Wir starten mit letzten Dienstag, den ich noch zum Wachstumsschub zähle. Warum, das werdet Ihr – denke ich – gleich an den Zeiten feststellen. Anschließend berichte ich Euch noch vom Donnerstag, der schon deutlich entspannter ablief.

Dienstag

bis 4:15 Schlafen
04:15 Trinken
04:30 Schlafen
06:45 Trinken
07:00 Schlafen
07:50 Gucken, trinken, nuckeln, meckern, schreien usw.
09:50 Schlafen
10:50 Gucken, trinken, meckern, schreien
11:30 Schlafen
11:45 Nuckeln
12:00 Schlafen (nur in meinen Armen, wacht beim Ablegeversuch auf)
13:00 Gucken, trinken
13:35 Schlafen
16:20 Trinken
17:10 Schlafen
17:40 Gucken, trinken, schreien
19:25 Schlafen
19:40 Trinken, schreien
21:00 Schlafen
21:15 Trinken, schreien
22:00 Schlafen
Fazit: 15 h und 20 min geschlafen (oder so ähnlich)

Donnerstag

Am Donnerstag war sie deutlich besser drauf. Man konnte sie auch einmal ablegen, und sie hat lange umhergeschaut, ohne zu meckern. Das war die Tage zuvor nicht denkbar. Die Ruhe war dann leider am Nachmittag raus, als wir eine Stippvisite beim Arzt hinlegten. Dennoch war sie entspannter, auch fand sie viel früher in ihren Nachtschlaf als sonst. Statt der üblichen 22 Uhr (anfangs war es sogar noch später), schlief sie diesmal bereits um 19:30 Uhr ein. Daran könnte ich mich gewöhnen. So komme ich doch noch dazu etwas zu schreiben!

bis 4:00  Schlafen
04:00 Trinken
04:30 Schlafen
06:50 Trinken, gucken, trinken
08:15 Schlafen
10:15 Trinken, schreien
11:15 Schlafen
11:50 Trinken, gucken, trinken
13:50 Schlafen

14:30 Trinken, nuckeln
15:40 Schlafen
16:10 Trinken, nuckeln, schreien
17:45 Schlafen
18:05 Trinken, nuckeln, schreien
19:35 Schlafen

Fazit: 14 h 50 Min

Die beiden Tage zeigen sehr gut, dass Wölkchen tagsüber sehr kurz schläft, für ihr Alter recht lang wach ist und lieber mehrere kurze Trinkpausen einlegt. Auch ist ihr Schlaf sehr leicht und unruhig, so dass sie schnell aufwacht. Dafür schläft sie nachts besser und schafft regelmäßig fünf bis sechs Stunden am Stück. Vereinzelt waren es sogar schon 7 1/2 Stunden.

Und nur gut, dass ich nicht den heutigen Tag mitgeschrieben habe, das wäre eine lange Liste geworden. Sicherlich Hitzebedingt wollte Wölkchen so alle viertel Stunde etwas trinken. Dann wurde etwas geguckt, evtl. geschrien und nach vielleicht zwei Stunden schlief sie dann mal 15 Minuten. Dann ging das Spiel wieder von Vorne los. Ich bin gespannt, ob sie dafür heute Nacht einen neuen Schlafrekord aufstellt…

Mythos 4-Stunden-Rhythmus

Ihr seht also, mein Baby hat einen prima Vier-Stunden-Rhythmus 😛

Aber im Ernst: Auch wenn das „Stillen nach Bedarf“ immer weiter Verbreitung findet, schwirrt doch in den Köpfen der Leute diese Zahl im Kopf herum: 4. Vier Stunden sollte ein Baby von einer Mahlzeit zur nächsten durchhalten. Und auch ich hatte diese Vorstellung. Ich dachte man gibt dem Baby kurz die Brust, dann trinkt es sich satt und schläft die restliche Zeit tief und fest, bis es pünklich nach vier Stunden wieder die Brust verlangt. Oh, war ich blauäugig! Sicherlich wird es diese Babys geben, aber sie sind nicht die Regel.
Was hat es eigentlich mit dem Vier-Stunden-Rhythmus auf
sich, den Babys angeblich haben sollen? Ich frage mich, wie viele Babys
tatsächlich alle vier Stunden die Brust verlangen? Meine Hebamme meinte die vier Stunden stammen aus einer früheren Zeit, in welcher es noch schlechter verdauliche Fertigmilch gab. Sie lag den Babys schwerer im Magen und führten dazu, dass Babys eben nicht öfter trinken brauchten (und auch sollten). Muttermilch hingegen ist schneller verdaut. Es ist daher nur normal, dass ein gestilltes Baby nach kurzer Zeit wieder hungrig ist.
Hinzu kommt, dass Babys nicht zwangsläufig ihren Magen bis zur Oberkante auffüllen. Unser Wölkchen beispielsweise schluckt sehr schnell Luft, muss immer wieder absetzen, damit ich ein Bäuerchen machen kann. Und dann meckert sie wegen Darmproblemen oder einem bevorstehenden Stuhlgang und trinkt schlussendlich nicht weiter, weil sie schlichtweg müde ist, aber an der blöden Brust nicht einschlafen möchte. So vergehen ein… zwei Stunden und das Bäuchlein ist nicht wirklich voller als zuvor. Klar, dass man da nach ein paar Minuten Schlaf wieder vom Hunger wach wird.
Sicherlich ist es schwieriger auf diese Art und Weise Ausflüge zu planen oder vielleicht auch mal ohne Baby das Haus zu verlassen. Zwei Dinge behalte ich dabei aber immer im Hinterkopf: 

1. Die Stillzeit ist schneller vorbei, als gedacht.
2. Ich kann (theoretisch) fast überall unterwegs meinem Baby geben, was es braucht. 

In dem Sinne: Auf Wiedersehen, 4-Stunden-Rhythmus. Willkommen, 2-Stunden-Dauernuckeln-Kurzschlaf-Rhythmus 😉  
Habt bzw. hattet Ihr einen Vier-Stunden-Rhythmus bei Euren Kindern?
Eure Wiebke

8 Comments

  1. 17 Juli 2015 at 6:24 pm

    Hallo Wiebke,

    unser jüngster Sohn hatte tatsächlich einen 4-Stunden-Rhythmus – nachdem unser Kinderarzt uns geraten hatte, ihn wegen seiner Dreimonatskolik quasi "anzutrainieren". Ich konnte nicht stillen und führte den 4-Stunden-Abstand zwischen den Mahlzeiten ein. Ganz ehrlich glaubte ich nicht daran, dass es funktionieren würde; in dem Fall hätte ich den Versuch auch abgebrochen. Aber es klappte tatsächlich und sollte (angeblich) gegen die Bauchkrämpfe helfen. Schnell pendelte es sich auch so ein, dass unser Mini minutiös nach 4 Stunden nach seiner Flasche verlangte. Damit konnten wir zwar einerseits gut planen, waren aber auch ziemlich aufgeschmissen, wenn wir mal zehn Minuten zu spät nach Hause, sprich zur Flasche kamen 😉
    Bei unserem ältesten Sohn habe ich nach Bedarf gefüttert. Und ohne die ärztliche Empfehlung wäre ich auch ehrlich gesagt nie auf die Idee gekommen, einen künstlichen Rhythmus von 4 Stunden einzuführen, denn das ist es schon für mich. Aber uns (und unserem Mini) hat es nicht geschadet. Im Gegenteil.
    Liebe Grüße
    Christine

    • 19 Juli 2015 at 5:32 am

      Liebe Christine. Spannend zu lesen, dass es tatsächlich funktioniert. Ist schon praktisch zu wissen, wie viel Zeit man noch bis zur nächsten "Fütterung" hat 😉
      LG

  2. 17 Juli 2015 at 6:48 pm

    Ups, mein Kommentar wurde gefressen.
    Nochmal: Baby 2.0 schlief bisher einmal aus Versehen durch, dementsprechend ist er auch mit 12 Monaten noch weit von einem 4-Stunden-Rhythmus entfernt. Tagsüber -er isst ja schon richtige Mahlzeiten – gibt es auch alle drei Stunden Essen.
    Wer sich diese 4-Stunden-Regel ausgedacht hat, ist heute bestimmt 200 Jahre alt oder einfach nur faul. Ich weiß nicht, warum auch manche Hebamme das heute noch empfehlen.
    Ich glaube, man ließ sie früher schreien (weil Babys schreien ja schnell wegen Hunger oder Nähebedürfnis) und legte 4 Stunden fest. Die armen Kinder.
    Liebe Grüße
    Sarah (mamaskind.de)

    • 19 Juli 2015 at 5:34 am

      Danke für Deinen Kommentar. Ich stimme Dir zu. Schreienlassen wär für mich auch keine Option.
      LG Wiebke

  3. 18 Juli 2015 at 9:22 am

    Huhu!
    Unser Kieselchen ist jetzt 8 Wochen alt und ich hatte auch die ganze Zeit im Hinterkopf dass man doch mindestens 2h Pause zwischen den Stillmahlzeiten haben sollte. Es ist deswegen total beruhigend zu lesen, dass das Kieselchen nicht die Einzige mit einem sehr eigenwilligen (momentanen) Rythmus an Powenaps und Kurzmahlzeiten ist. Vielleicht sollte ich auch mal ein kleines Tagesprofil notieren, um einen Überblick über die Gesamtschlafenszeit zu bekommen. Eigentlich ne gute Idee.
    Ich habe jetzt auch aufgehört mich selbst zu stressen weil ich am Anfang dacht ich kann nur aus dem Haus gehen wenn die Kleine versorgt und gestillt ist und friedlich schläft. Mit deine 2 Punkten hast du da vollkommen recht: das nächste Stillen kommt immer schneller als man denkt …. aber …. ich hab die Brüste ja immer dabei und kann sie Ihr auch (fast) überall geben, was ich jetzt auch tue und hurra, die Ausflüge in die Stadt sind endlich wieder ohne Stress möglich und zum Glück bin ich bis jetzt auch von fiesen Kommentaren wegen Stillen in der Öffentlichkeit verschont geblieben 🙂 Ich bin da ja schon öfter über "interessante" Diskussionen im WWW gestossen, was das Stillen angeht.
    Ich bin gespannt auf deinen Bericht mit dem nächsten Wachstumsschub. Ich hab das Buch "Oje – ich wachse" auch geschenkt bekommen und find es super. Hauptsächlich weil es mich stark beruhigt hat, dass alles nur eine Phase ist und dass man schon ungefähr darauf vorbereitet ist, was als nächstes passiert und wann etwa. Wir hatten den 8. Woche Schub Ende letzte Woche/ Anfang diese Woche verteilt auf 2 mal 2 Tage, wo alles Durcheinander war. Seit Mittwoch ist jetzt alles wieder entspannt :))
    Liebe Grüsse,
    Julia

    • 19 Juli 2015 at 5:38 am

      Liebe Julia, schön zu hören, dass es bei anderen auch so läuft. Bei Wirbelwind damals hatte ich auch solch ein Tagesprotokoll geführt, weil ich wegen der Stillerei und den wenigen Schlafzeiten total verunsichert war.
      Ich bin auch gespannt, wie der nächste Schub ausfällt.
      LG

  4. 18 Juli 2015 at 9:54 pm

    Bereits bei Deinen ersten Worten musste ich schmunzeln, denn genau das waren meine ersten Gedanken als der Löwenjunge frisch auf der Welt war. (Vor fast 6 Jahren übrigens :-))
    Er kam tagsüber mit (für mich zu wenig) kurzen Schlafpausen aus und war so "wach" wie kein anderer in unserer Familie. Rückbildungsgymnastik: 9 Frauen machen brav ihre Übungen mit schlafendem Baby auf der Yogamatte liegend. Eine Frau guckt stillend zu, macht danach ihre Übungen während die Hebamme vorne ein neugierig drein blickendes Baby (rate mal von wem) auf dem Schoß sitzen hat…
    Dann kam das Winterkind. Der hat die ersten Monate seines Lebens so ziemlich verpennt. War ungewohnt und schön. Er ist bis heute ein sehr gemütliches Kerlchen der immer noch gerne und viel schläft.
    Ich hoffe Du bekommst einigermaßen genug Schlaf?
    Liebe Grüße
    Tanja

    • 19 Juli 2015 at 5:53 am

      😀 Die Sache mit dem Stillen während der Rückbildung kenn ich von Wirbelwind.
      Schon interessant, wie unterschiedlich die Babys sind!
      Nachts geht es. Irgendwann muss Wölkchen ja mal schlafen 😉
      LG

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