Von Durchfall, Schlafmangel, Rabenmüttern und Mama-Premiumzeit

Wirbelwind war krank. Am Samstag früh offenbarte sich nichts Gutes in ihrem Töpfchen. Ein kleinwenig gespuckt hatte sie auch. Sonst ging es ihr gut. Da sie auch in der Nacht von Sonntag zu Montag den Gang zur Toilette brauchte, meldeten wir sie vom Kindergarten ab. Und so durfte ich drei Premiumzeit-Tage mit Wirbelwind verbringen. Und das meine ich ganz ohne Ironie.
Denn
einen Vorteil hat es, wenn das Kind nicht in den Kindergarten geht: man
muss es auch nicht hinbringen. Kein Zeitdruck, nur Wirbelwind, Wölkchen
und ich. 

Wölkchen freute sich über die Ablenkung. So mit mir alleine ist es ihr inzwischen so derart langweilig, dass sie meckert, bis ich den Fernseher anschalte. Nun war Wirbelwind da und wirbelte um sie herum. Die ein oder andere (ungewollte) Kopfnuss steckte sie tapfer weg und gackerte umso lauter über die Grimassen und Späßchen ihrer großen Schwester. 

Montag

Am Montag waren wir vormittags auf dem Spielplatz, wo Wölkchen artig schlief, während ich für Wirbelwind da sein konnte. Dieser Vorteil hat nur einen Haken: Wölkchen schläft im Kinderwagen nur ihre halbe Stunde. So auch diesmal.
Zu Hause spielten wir Memorie. Das Spiel liebt Wirbelwind derzeit sehr, schließlich muss Mama da mitspielen. Einmal geballte Aufmerksamkeit bitte. 
Mittags gab es Nudeln. Die gehen immer. Auf die Frage „Was willst du essen?“ folgt unweigerlich „Nudeln!“ Also dann eine Packung in den Topf gekippt, Wasser rein, Salz rein, das Baby wickeln gehen, den Topf überkochen lassen, die Nudeln in eine Schüssel geben, ohne Soße und fertig ist die Sterneküche: 

Gegen 13 Uhr sind wir erneut losgetigert. Diesmal sollte es auf den Weihnachtsmarkt gehen. Als der Kinderwagen an der Bushaltestelle stand (!) schloss Wölkchen langsam ihre Augen. Ein Tag mit Wirbelwind ist anscheinend sehr kräftezehrend 😉 In der Stadt angekommen steuerten wir das Karussell an, als Wirbelwind einen fahren lies. Sie beteuerte, dass sie nur gepupst hatte. Ganz sicher war sie sich dann anscheinend aber nicht, da sie in einem Geschäft, das wir noch kurz ansteuerten, folgendes tat:

Unser Wirbelwind ist schon ne Nudel!

Leider schlief Wölkchen auch diesmal nur eine halbe Stunde, so dass unser Ausflug auf den Weihnachtsmarkt sehr kurz ausfiel. Bereits um 18 Uhr war sie dann völlig übermüdet im Bett und die Nacht entsprechend zermürbend.
 

Dienstag

Am Dienstag sollte Wölkchen daher mehr schlafen. Also ging ich mit ihr bereits etwas früher mit der Manduca raus. Wirbelwind wollte nicht mit, und so parkte ich sie vor dem Fernseher. Während sie den kleinen Maulwurf anstarrte, spazierte ich bei schönstem Wetter durch den Park. Etwas schlechtes Gewissen hatte ich dabei, denn schließlich war es das erste Mal, dass Wirbelwind alleine zu Hause blieb, wenn auch nur für eine dreiviertel Stunde. 
Als ich wieder nach Hause kam, guckte Wirbelwind aus der Wohnzimmertür in den Flur und meinte: „Bist Du noch gar nicht weg!“ und verschwand wieder vor dem Fernseher. Das Gespür für Zeit ist bei ihr noch nicht sonderlich stark ausgeprägt. Mein schlechtes Gewissen war wie weggeblasen.
Nach unzähligen Memorie-Zessions gingen wir mittags – diesmal alle zusammen – mit dem Kinderwagen raus auf den Spielplatz. Als Wölkchen eingeschlafen war, spielten wir fangen und Eisladen. Später, als Wölkchen bereits wieder wach war, „Ich sehe was, was Du nicht siehst“.
Zwei Stunden später, wir saßen selbstverständlich wieder Memorie-spielend auf dem Wohnzimmerboden, meinte ich mit Blick auf die Uhr, dass Wölkchen wieder schlafen müsse und wir nochmal rausgehen. „Wir waren doch gerade erst draußen!“, war ihre Antwort. Ich konnte sie dennoch überreden und sie backte mir unzählige Sandkuchen, während Wölkchen an mich gekuschelt etwas schlief.
Das Zubettbringen von Wölkchen war diesmal ein Kinderspiel. Sie hatte tagsüber auch gut geschlafen und war nicht so übermüdet, wie am Tag zuvor.  

 

Mittwoch

Und noch ein Tag verbrachte Wirbelwind zu Hause. Zwar hatte sie schon seit Montag keinen Durchfall mehr, aber die Anweisung des Kindergartes war klar: 2 Tage länger zu Hause bleiben, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren.
Weil es so gut klappte, durfte auch am Mittwoch Wirbelwind vor dem Fernseher sitzen bleiben, während ich mit Wölkchen nach unten ging, um sie zum Schlafen zu bewegen. Diesmal gab es Leo Lausemaus. Ich instruierte sie noch, dass ich ihre Jacke bereitgelegt hatte und sie jederzeit zu mir runter kommen könne, wenn was ist. Ich watschelte also durch den Regen und überlegte gerade, ob ich es wagen sollte mit dem schlafenden Baby nach oben zu schleichen, da öffnet Wirbelwind die Tür, geht zielsicher Richtung Spielplatz, um mich zu suchen. Ich fange sie ab und sie erklärt mir völlig aufgelöst, dass Leo Lausemaus ausgegangen ist. Wir gingen hoch. Wölkchen starrte mich mit verschlafenen Augen an. 
Die fehlenden fünf Minuten Leo Lausemaus durfte Wirbelwind dann noch anschauen. Anschließend spielten wir noch etwas – na, wer errät es? Richtig, Memorie. 
Zum Mittagessen gab es Spinatpizza aus der Tiefkühltruhe, für das Baby passend dazu Spinatbrei, immerhin der war selbstgekocht. Als ich gerade schön am Füttern war und der Mund entsprechend grün verschmiert, fing sie an zu Drücken. Der Kopf färbte sich rot und brachte einen Kontrast zum grünen Spinat hervor, den ein Grafikdesigner nicht besser hätte kreieren können. Am Wickeltisch offenbarte sich, dass das Werk noch nicht vollbracht war, und so wurde ich zur Geburtshelferin. „Ja, weiter so. Noch einmal drücken, dann hast Du es!“. Das „Baby“ war dann schnell geboren, alle waren glücklich und zufrieden.
Frisch entleert machte Wölkchen ein kurzes Mittagsschläfchen, während ich Wirbelwind badete. Sie sollte ja schick sein für den Weihnachtsmann, der bei Papa auf Arbeit heute erscheinen sollte. 
Nachmittags fuhren wir dorthin. Ein großes, trubeliges Familien-Weihnachtsfest erwartete uns. Es gab viel zu sehen – fand auch Wölkchen. Und so beschloss sie ihren dringend nötigen Nachmittagsschlaf auszulassen und lieber dem bunten Treiben zuzusehen. 
Die Quittung kam dann am Abend, als sie sich nur schwer ins Bett bringen ließ. Das hatten wir vor zwei Tagen doch schon einmal! Auch Wirbelwind war sehr müde und – wie die letzten zwei Tage – vorzeitig im Bett. Der fehlende Mittagsschlaf machte sich doch sehr bemerkbar.  

Mein Fazit

Vor ein paar Monaten hätte ich es wohl als äußerst belastend empfunden den Tag mit beiden Kindern alleine zu verbringen. Doch inzwischen ist es das nicht mehr. Im Gegenteil. Ich genoss die Zeit mit Wirbelwind. Ich hatte sie nur für mich. Kein übermüdetes Kind am Ende eines langen Kitatages, kein Papa, der reinredet. Einfach nur Wirbelwind und ich. Äh und Wölkchen. Aber sie schläft inzwischen tagsüber ganz gut (solange man draußen ist, und nicht auf einer Weihnachtsfeier) und ist in den Wachphasen gut drauf, solange sie Abwechslung bekommt. Daher ist das nicht weiter schwierig. Und Wirbelwind hielt sich artig zurück, wenn ich stillen musste oder mal kurz in Ruhe etwas am PC machen wollte. Ihr hatte die Mama-Premiumzeit wohl auch gefallen.
 

Eure Wiebke

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