Wirbelwind war wieder beim Zahnarzt – ein Staun-Moment!

Kind beim Zahnarzt tapfer

Wirbelwinds Name hallte durch den Lautsprecher. Sie legte das Puzzle zurück ins Regal und schloss zu mir auf. Ich hatte bereits die Klinke in der Hand und öffnete die Tür des Wartebereiches. Am Endes des Flures stand die Zahnärztin. Mit Mundschutz und Handschuhen schaute sie wartend zu uns hinüber. Ich ging mit Wirbelwind den langen Gang entlang, zeigte auf die Ärztin und erklärte ihr, wer das war. Wirbelwind wirkte fröhlich.

Bereits vor zwei Monaten waren wir beim Zahnarzt und ich staunte über die Einfühlsamkeit des Zahnarztes und Wirbelwinds guter Laune. Nun gut, es wurde auch nicht gebohrt. Wie würde sie reagieren, wenn es doch einmal so weit sein würde? Tja gleich würde ich es erfahren. Denn der Zahn von damals machte weiterhin Probleme.

Die Behandlung

Ich betrat zuerst den Behandlungsraum und setzte mich auf einen Stuhl am Fußende. Die Zahnärztin ließ den Behandlungsstuhl herunterfahren, so dass Wirbelwind hinaufklettern konnte. Die Arzthelferin klippte ihr ein pinkfarbenes Lätzchen an, was Wirbelwind gut gefiel. Die Ärztin war deutlich reservierter, als der Vertretungs-Zahnarzt vom letzten Mal. Sie erklärte zwar viel und ging auch auf sie ein, alles in Allem ging sie jedoch sehr routiniert und zügig vorwärts. Ich konnte es mir nicht verkneifen manche Arbeitsschritte kindgerecht zu erläutern und vom Fußende in die Behandlungsszenerie einzuwerfen.

Wirbelwinds Füße wippten nervös auf und ab, während sie abwechselnd mich und die Zahnärztin anlächelte. Als dann doch der Bohrer kam, hielten die Füße für kurze Zeit inne. Ganz konzentriert achtete sie auf das ungewohnte Gefühl im Mund. Dann war der Spuk schon wieder vorbei. Sie schaute zu mir und ich lächelte sie an. Stolz schwang mit. Mein Wirbelwind machte das so toll!

Fertig. Oder doch nicht?

Nun wurde eine Paste nach der anderen in das Loch gefüllt, gestopft und gemacht. Mit einem Speziallicht wurde die Füllung gehärtet. Fertig? Nicht ganz. Denn nun wurde Wirbelwind gefragt, ob sie die Füllung beim Zubeißen merkt. Ja tut sie, war die Antwort. Also wurde wieder etwas abgeschleift. Dann fragte die Zahnärztin erneut. Man sah, wie es in Wirbelwinds Kopf ratterte. Sollte sie zugeben, dass es noch unangenehm war und nochmal den Bohrer in den Mund bekommen, oder sollte sie sagen, dass alles gut sei? Sie bleib bei der Wahrheit. Mit einem verlegenen Grinsen eröffnete sie uns, dass weiterhin etwas beim Beißen störte. Wieder der Bohrer, und wieder mein grinsender Wirbelwind, welches der Ärztin beichtete, dass da immer noch etwas störte. Die Zahnärztin holte das Blaupapier heraus und machte sich erneut ans Werk. Und auch jetzt war es noch nicht gut. Die Zahnärztin war begeistert von Wirbelwinds Direktheit. „Sie macht das sehr gut und sagt genau, was sie möchte. Das ist prima.“ Noch einmal nachgebohrt und schließlich verkündete Wirbelwind stolz: „Jetzt ist es vieeeeel besser“. Damit gab sich die Ärztin zufrieden und Wirbelwind durfte den Zahnarztstuhl verlassen.

Am Empfang durfte sich Wirbelwind wieder etwas Kleines aussuchen. Sie entschied sich diesmal für eine kleine Milchzahnschachtel in Zahnoptik. Na nun wird der Zahn ja hoffentlich noch etwas halten 😉 Mit den Worten „Das hat Spaß gemacht“ verabschiedete sie sich von der Arzthelferin und wir verließen, ich leicht Stirn runzelnd, die Praxis.

Mein Staun-Moment

Tja nun wollt Ihr sicherlich wissen, warum mich dieser Zahnarztbesuch so beeindruckt hat und ich ihn als Wirbelwind-Staun-Moment festhalte? Es liegt wohl daran, dass ich zweieinhalb Jahre zuvor eine ganz andere Erfahrung gemacht habe. Wirbelwind war knapp zwei Jahre alt und ich hatte sie zu einer Routineuntersuchung von mir mitgenommen, damit sie einmal die Praxis kennen lernen konnte. Nachdem ich fertig war, fragte die Ärztin, ob sie einmal in Wirbelwinds Mund schauen sollte. Wirbelwind stand da, sah, wie sich die Ärztin ihr näherte und brüllte los. Sie schrie und schrie. Ein Hineingucken war unmöglich. Wir brachen das Experiment ab und verabschiedeten uns.

Über zwei Jahre dauerte es, ehe Wirbelwind erneut hier beim Zahnarzt aufschlug. Dazwischen schaute zweimal im Jahr der Zahnarzt im Kindergarten vorbei und attestierte, dass alles Bestens sei. Ja, im Kreise der anderen Kinder durfte der Arzt ganz ohne Gebrüll in ihren Mund schauen.

Und nun saß Wirbelwind auf dem Zahnarztstuhl und war so ruhig, und das obwohl gebohrt wurde. Sie lächelte und attestierte mir im Nachhinein sogar, dass sie Freude daran hatte. Mein Wirbelwind. Ja, ich war stolz und bin es immer noch. Tja und ich bin etwas verwirrt, das gebe ich auch zu. Aber die Freude überwiegt. Und Erleichterung angesichts des schweren Starts.

Und nun blicke ich positiv in die nächsten Termine, vertraue auf meinen tapferen Wirbelwind und ihre Fähigkeit diese Situation auch zukünftig so souverän zu meistern. Und insgeheim hoffe ich, dass wir dann ohne Bohren auskommen, weil ich ab sofort besonders gründlich bei Wirbelwind nachputzen werde.

Eure Wiebke

4 Comments

  1. 24 Januar 2017 at 10:17 pm

    Tapfere kleine Maus.

  2. 27 Januar 2017 at 11:37 pm

    Hut ab! Da hat sie mir echt was voraus. Ich habe mit 20 Jahren noch kein einziges Loch gehabt, immer nur empfindliche Zähne. Irgendwann in den nächsten Jahren soll dann den Weisheitszähnen an den Kragen gegangen werden (sobald die sich bequemen, aus dem Knochen raus zu gucken) und an einem hinteren Backenzahn sehe ich seit einigen Wochen einen dunklen Fleck. Es tut nicht weh, allerdings habe ich trotzdem die Befürchtung, dass es Karies sein könnte. Das bereitet mir echt Magengrummeln… Ich will Karies bei Kindern ja nicht gutheißen aber aus Sicht der Psyche würde es mir glaube ich weniger Angst machen wenn ich als Kind auch mal so eine Erfahrung gemacht hätte wie dein Wirbelwind.

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