Auf der Suche nach der Leichtigkeit des Seins

Auf der Suche nach der Leichtigkeit des Seins

Kurze Anmerkung vornweg: Wie Ihr ja vielleicht in den letzten Beiträgen (z.B. bei diesem hier zur Rolle der Bindung bei Neurodermitis) von mir gemerkt habt, knabbere ich zur Zeit sehr an mir und meinem Verhalten, insbesondere den Kindern gegenüber. Immer wieder wird mir gesagt, dass ich mir einfach zu viel Gedanken mache, dass sich alles schon geben wird, wenn man einfach mal loslässt und nicht ständig darüber nachgrübelt. Auf Twitter wurde darüber hinaus darauf hingewiesen, dass ich mit meinem Beitrag Schuldgefühle hervorrufe, die bei Männern quasi nicht zu finden sind. Vielleicht stimmt das. Vielleicht grübeln Männer nicht so viel über sich und die Welt nach. Aber das ist mir – ehrlich gesagt – egal. Denn hier geht es immer um mich und um meine Gedanken. Ich möchte mich sortieren, möchte mein Verhalten anpassen und einfach glückliche und gesunde Kinder. Ich wollte keine gesellschaftspolitische Botschaft aussenden à la „Mütter, ihr müsst Euch mehr anstrengen, Ihr seid an allem Schuld!“. Wenn dann solche Schlüsse daraus gezogen werden, dann kann ich es nicht ändern. Beabsichtigt war es nicht. Denn es ging tatsächlich nur um mich. Ja, das nehme ich mir heraus, auf meinem Blog. Einfach mal über mich zu schreiben und zu reflektieren, meine zahlreichen Gedanken zu sortieren.


Und da sind wir eigentlich schon beim Kernanliegen dieses Beitrags: Ich reflektiere und grübele den ganzen Tag. Früher, zu Teenie-Zeiten, machte ich mir Gedanken darüber, wie ich bei anderen ankomme, wie ich wirke, ob ich auch von allen gemocht werde. Heute mache ich mir vor allem Gedanken darüber, ob es meinen Kindern gut geht und ob ich mich Ihnen gegenüber korrekt verhalte. Der Schwerpunkt hat sich verlagert, aber eines bleibt: Ich bin ein Grübler. Ich bin so überhaupt nicht spontan. Bevor ich eine Entscheidung treffe, überlege ich mir genau, welche Konsequenzen das haben könnte. Ich möchte immer alles geplant und möglichst risikoarm gestalten. Das ist wohl auch der Grund, warum ich noch 34 Blogbeiträge im Entwürfeordner habe: weil irgendein etwas daran aus meiner Sicht noch nicht ausgereift ist.

Wie mir „Mr. Pups“ die Augen öffnete

Das ewige Nachdenken und Alternativen hin- und herwälzen führt dazu, dass ich mich auch gegenüber meinen Kindern recht zurückhaltend zeige. Besonders deutlich wurde es mir vergangene Woche, als ich mit einer befreundeten Mutter auf dem Spielplatz war. Ihr Kind schlug vor „Mr. Pups“ zu spielen. Nach unseren fragenden Blicken lachte es und erklärte das Spiel: Die Mutter sollte ihr Kind anpupsen. Ich hatte bereits die Worte „Oh so ein Spiel möchte ich nicht spielen“ auf den Lippen, als die andere Mutter einfach nur meinte „OK“ und begann ihr Kind anzupupsen. Mit unechten Pupsen, versteht sich. Aber sie scheuchte ihr Kind quer durch den Park und das Kind hatte wahnsinnige Freude. Und ich stand bewundernd daneben. Ich bewunderte die andere Mutter für ihre Ausgelassenheit. Mit welcher Energie sie sich dem Spiel des Kindes hingab. Sie tat es einfach. Sie dachte nicht: „Welche Konsequenzen könnte es haben, wenn ich mein Kind anpupse? Das ist doch nicht gesellschaftskonform!“ Nein, sie fegte pupsenderweise über die Wiese. Einfach so.

Ich glaube in diesem Moment ist mir besonders bewusst geworden, wie zurückhaltend ich gegenüber meinen Kindern bin. Und – ja so bin ich – frage mich, was ich meinen Kindern damit vermittle. Wie viel Spaß ist uns schon durch die Lappen gegangen, weil ich Bedenken hatte, etwas zu tun? Wie viel haben sich inzwischen auch meine Kinder nicht getraut zu tun, weil sie meine Zurückhaltung angenommen haben? Ich merke ja täglich, wie sehr mich dieses Verhalten hemmt. Und nun bin ich auf dem besten Wege, genau das auch meinen Kindern zu vermitteln (und nein, das ist nicht nur eine Frage der Persönlichkeit).

Auch hier nehme ich wieder etwas für mich mit. Ich möchte gegenüber meinen Kindern spontaner sein. Das kann doch nicht so schwer sein, oder? Ich muss eigentlich nur auf die Wünsche meiner Kinder eingehen, ohne sofort meine „Wenns“ und „Abers“ zu streuen. Heute morgen habe ich mit den Kindern schon einmal eine heiße Sohle aufs Parkett (äh den Teppich) gelegt. Sie fanden es toll und haben gejauchzt vor Freude. Und wir haben spontan die Lauf- und Fahrräder zum Weg zur Kita genommen, an Stelle des Autos. Zwar dachte ich erst, dass wir es zeitlich nicht schaffen, und es eigentlich viel zu kalt ist, aber wir haben es gemacht, kamen pünktlich an und ich habe diesen Morgenspaziergang sehr genossen. Vielleicht schaffe ich es. Vielleicht schaffe ich es meinen Kindern mehr Leichtigkeit mit auf den Weg zu geben, als ich es jemals haben werde. Damit sie später ebenso pupsend ihren Kindern hinterher rennen. Ja, das fände ich wirklich wundervoll, so absurd es auch gerade klingt.

Und zumindest bei diesem Beitrag drücke ich spontan auf „Veröffentlichen“. Das ist doch mal ein Anfang, oder?

Eure Wiebke

2 Comments

  1. Mr. Pups
    Antworten
    19 Januar 2018 at 1:25 pm

    Liebe Wiebke, deine Kinder können sich glücklich schätzen dich als ihre Mutter zu haben! Wir kennen uns jetzt ungefähr 4 Jahre und ich konnte deinen Weg beobachten. Ich finde es toll, welche Erkenntnisse du gesammelt hast, wie ehrlich du mit dir selbst bist und finde auch, dass sich dies in deinem Verhalten bemerkbar macht. Sieh es als kostenlose Lebensberatung -manch anderer gibt viel Geld für Persönlichkeitsentwicklungsseminare und anderes Gedöhns aus-. Das die eigenen Wahrheiten oft schmerzvoll sind, bleibt dabei nicht aus, aber nur diese haben das Potenzial wirkliche Veränderungen in Gang zu bringen. Ich wünsche dir eine innere Haltung von Akzeptanz! Ich glaube nicht, dass Wirbelwind eine unsichere Bindung hat. Sie hat jetzt die Chance zu lernen das was ihr wichtig ist einzufordern, mit deiner Hilfe. Und lass dir von Mr. Pups gesagt sein, es gibt nichts was entspannender sein könnte, als mit seinen Kindern alberne Sachen zu tun und zu vergessen, dass man eigentlich erwachsen ist.

  2. 19 Januar 2018 at 3:21 pm

    Versuch 2 :-(.
    Ich kann Dich wirklich sehr gut verstehen, ich bin genauso. So oft kommt von mir ein wenn oder aber und ich frage mich im Nachhinein jedesmal ob ich es nicht einfach hätte machen lassen sollen. Was wäre so schlimm dran gewesen? Richtig, nichts! trotzdem erwische ich mich jedesmal wieder dabei. Auch ich arbeite daran lockerer zu werden. Liebe Grüße, Nicole.

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