Corona und ich – Gedanken in der Corona-Krise

Gedanken in der Corona-Krise

Seit zwei Wochen bin ich nun mit den Kindern zu Hause. Seit 1 1/2 Wochen darf ich mit ihnen nicht mehr auf den Spielplatz oder in andere Einrichtungen, die vielleicht den Kindern Abwechslung und den gestressten Eltern ein paar Minuten Entspannung geben könnten. Seit einer Woche gilt die Ausgangsbeschränkung, die es uns nur noch erlaubt, sich in unserem näheren Umfeld aufzuhalten, von Ausnahmen, die auf mich nicht zutreffen, abgesehen.

Zwei Wochen nonstop Kinderbetreuung. Eine Woche eingefercht in den eigenen vier Wänden und dem Hof. Und ich muss ganz deutlich sagen: ich kann nicht mehr.

Sinnhaftigkeit der Maßnahmen in Deutschland

Bislang hielt mich die Hoffnung aufrecht, dass der Spuk schneller als gedacht wieder vorbei sein könnte. Dass die Ausgangsbeschränkung in einer Woche gelockert wird. Doch gestern drang dann die Nachricht zu mir, dass dem nicht so sein wird. 20. April, das sind noch weitere drei Wochen. DREI WOCHEN!!!

Wofür die Maßnahmen sind, sehe ich ein. Keine Frage. Dennoch schaue ich irritiert auf Schweden wo es scheinbar auch anders funktioniert. Ich schaue auch irritiert auf die Regelungen in unserem Land, wo Tests nur punktuell durchgeführt werden und Menschen mit Symptomen aber ohne nachgewiesenen Kontakt in Ungewissheit gelassen werden. Diese Menschen dürfen dann weiter einkaufen gehen und ihre Viren verteilen. Denn sie wissen es ja nicht, zeigen nur Symptome ohne Nachweis. Die #stayathome-Kampagne ist ja schön und gut. Aber Essen braucht man dann eben doch. Und so breitet sich Covid-19 weiter aus. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das auch gewünscht, schließlich soll in der Bevölkerung irgendwann auch eine gewisse Immunität erreicht werden, um das normale Leben wieder zu erreichen. Was wir beeinflussen können ist eben das Tempo, um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Verstanden. Meine Frage ist nur, ob mit konsequenteren Tests nicht auch ein freieres Leben möglich wäre, mit weniger Einschränkungen?!

Ich kann nicht mehr

Das lässt sich wohl nun nicht mehr ändern. Die Konsequenzen für die gesamte Bevölkerung und für die Wirtschaft sind jedoch verheerend. Sicher wollen wir die älteren Leute und Risikogruppen schützen. Ich selber habe Eltern, die dazu zählen. Die ich nun seit Wochen nicht mehr gesehen habe. Die ich auch nicht an Ostern – wie ursprünglich geplant – besuchen kann.

Hat jemand aber schon einmal über die psychischen Folgen nachgedacht, die solch drastische Maßnahmen für viele mit sich bringen? Ich selber bin eine psychisch stabile Person, würde ich mal behaupten. Manchmal etwas aufbrausend, oft ruhig. Manchmal nachdenklich. Aber meist positiv gestimmt. Ein ganz normaler Mensch eben. Und ich lag gestern auf dem Sofa, dachte über all das nach. Erinnerte mich an das beklemmende Gefühl, als ich vormittags einkaufen war. Dachte an Wirbelwind, die den Tränen nahe fragte, ob wir jetzt Ostern die Eier alleine suchen müssen? Und dass das doch kein Spaß mache. Las von meiner kranken Schwester, telefonierte mit meiner Mutter. Sah Nachrichten. Scrollte mich durch die sozialen Medien, die von nur diesem einen Thema dominiert sind. Und richtete mich gedanklich auf weitere drei Wochen Isolation ein. Und dann drückte es in meinem Herzen. Nicht nur sinnbildlich, sondern ganz real. Ich hatte reale Schmerzen in meiner Brust, weil es einfach alles zu viel ist. Weil ich mir Sorgen mache und mich so machtlos fühle. Weil ich nicht weiß was schlimmer ist: die totale Fremdbestimmung zu Hause mit Dauer-Kinder-Bespaßung, die fehlenden sozialen Kontakte von Angesicht zu Angesicht, oder die beklemmende Stimmung draußen: die leeren Straßen, die leeren Spielplätze, die leeren Cafés, die Sondermaßnahmen in den Läden.

Verdammt, wie sollen wir das alle schaffen, ohne durchzudrehen? Wie soll ich meinen Kindern Optimismus vermitteln, wenn ich ihn selber nicht mehr in mir spüre? Wenn die Kinder von sich aus merken, auf was sie alles verzichten müssen? Wenn mein siebenjähriges Kind als erstes morgens das Radio anschaltet, um auf den neuesten Stand vom Corona-Virus gebracht zu werden?!!

Was macht das mit uns und mit den Kindern?!!

Ich habe gehört, dass die Verdopplung der gemeldeten Corona-Fälle in nicht weniger als 10 Tagen erfolgen darf (momentan sind wir bei ca. 4 Tagen). Wenn das eintritt, gibt es vielleicht Hoffnung auf Lockerung der Ausgangsbeschränkung.

Ich warte also ab und verfolge weiter die Nachrichten. Genau wie meine Kinder. Genau wie alle anderen in diesem Land. Genau wie fast alle auf diesem Kontinent. Und versuche dabei nicht durchzudrehen. Genauso wie alle anderen. Ich hoffe wir schaffen das.

Eure Wiebke

 

Gedanken in der Corona-Krise

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