Quarantäne-Tagebuch

Ich habe beschlossen, ein Quarantäne-Tagebuch zu führen. Aus aktuellem Anlass. Es wird fortlaufend ergänzt.

Tag 0 (19.11.)

Am Donnerstag, den 19. 11. irgendwann am Nachmittag bingt das Handy. Der Klassenschat von Wirbelwind meldet sich. Es gibt eine positiv getestete Person in ihrer Klasse. Ab sofort Quarantäne für Wirbelwind bis Ende November. Benachrichtigung des Gesundheitsamtes folgt.

Quarantäne. Schon wieder. Erst einmal muss ich Wirbelwind und Wölkchen nach oben bekommen. Denn sie spielt gerade draußen. Immerhin konnte Wirbelwind nochmal frische Luft schnuppern für die nächsten 11 Tage. Seltsamerweise bin ich diesmal nicht ganz so geschockt, wie beim letzten Mal. Lag aber sicher auch daran, dass wir diesmal nichts mehr geplant haben, was abgesagt werden muss. Man macht ja keine Pläne mehr, heutzutage.

Der Freitag wäre auch gesichert, da ich zur Zeit sowieso zu Hause bin, da in meiner Schule auch ein Großteil der Kinder in Quarantäne ist. Ab nächster Woche würde es dann spannend werden. Wir werden sehen.

Auf Twitter starte ich eine Umfrage. Ich will wissen, wer aus meiner Timeline denn noch so Schulkinder in Quarantäne hat bzw. hatte. Auflösung folgt in Tag 1.

Tag 1 (20.11.)

Als ich aus dem Schlafzimmer trete, wuseln Wirbelwind und Wölkchen bereits im Wohnzimmer herum. Sie puzzeln. „Puzzeln“ als Symbol für „Hilfe-ich-kann-nicht-weg-und-ich-will-nicht-die-ganze-Zeit-fernsehen“. Der zweite Teil des Symbols trifft zumindest auf mich zu. Den Kindern wäre es wohl ganz recht.

Die Kinder spielen in ihrem Zimmer. Ich nutze die Gelegenheit und mache ein paar Fotos, um sie bei Ebay einzustellen. Als hätten sie es geahnt, kommen die Kinder an und belagern mich. Das ist der sechste Kindersinn, nehme ich an.

Mittags gibt es Brokkolisuppe. Die Kinder sind begeistert (keine Ironie). Manchmal sind die zwei Mäuse echt cool.

Meine Twitter-Umfrage ist zu Ende. Hier das Ergebnis:

Umgerechnet auf die 338 Stimmen (100%), die sich an Antwort eins (Quarantäne) und zwei (keine Quarantäne) beteiligt haben, liegt der Anteil der Eltern, die Schulkinder im Hause haben, die bereits von Quarantäne betroffen waren bzw. sind bei 28 Prozent. Das ist doch mal eine beachtliche Zahl, auch wenn die Umfrage selbstverständlich nicht repräsentativ ist.

Die Kinder spielen heute nicht so recht schön miteinander. Ständig ist ihr Spiel mit Stänkereien durchzogen. Ich bin kurz davor, die Weihnachtsgeschenke als Joker herauszuholen, als der Mann beschließt, mit Wölkchen einkaufen zu fahren. Ich setzte mich an eine Uni-Vorlesung und Wirbelwind kramt aus lauter Langeweile ein großes Blatt Papier hervor und kreiert ein Monster-Leiterspiel, das wir anschließend zusammen spielen.

Abends machen wir Sport. Über den Hockey-Verein von Wirbelwind wird dreimal die Woche Sport über eine Live-Konferenzschaltung angeboten. Zumindest etwas Bewegung heute.

Tag 2 (21.11.)

Die Kinder sind 6.30 Uhr wach. Das lag vielleicht auch daran, dass sie gestern besonders spät ins Bett sind. Ist Euch das auch schon aufgefallen? Je später ins Bett, desto früher sind sie am nächsten Morgen wach. Das hat doch System. Ich werde es mir für die nächsten Abende merken. 😉

Nach dem Frühstück bringe ich zwei Pakete zur Post, die ich über Ebay Kleinanzeigen verkauft habe. Anschließend dürfen die Kinder etwas Tablet schauen, während ich am PC nach weihnachtlichem Unterrichtsmaterial suche.

Mittags gibt es Flammkuchen, selbstgemacht aus Schmand, Speck, Zwiebeln und Käse, welche über einen Wrap-Teig verteilt und im Ofen kurz aufgebacken werden. Geht schnell und schmeckt allen. Sogar Wölkchen, die beim allerersten Versuch vor ein paar Monaten noch nicht so begeistert war.

Man merkt Wirbelwind langsam an, dass sie unausgeglichener wird. Sie fängt an ihre kleine Schwester zu necken. Ich beschließe daher, eine Bastelaktion zu starten. Wir basteln Raupen, die man später mit einem Strohhalm bewegen kann. Das hatten wir bereits im Frühjahr gemacht. Diesmal werden die Raupen aber verschönert oder sogar zu ganz anderen Tieren umgeändert, wie Schlangen, Einhörner und Hunde. Es macht Spaß und die Kinder sind abgelenkt.

Abends merke ich, wie mir der Hals anfängt weh zu tun. Ich fange an Halstabletten zu lutschen, die aber wenig bringen. Mürrisch gehe ich ins Bett.

Tag 3 (22.11.)

Heute schlafen die Kinder deutlich länger. Es scheint sich langsam ein Quarantäne-Rhythmus zu entwickeln. Erst 8 Uhr früh höre ich sie im Flur. Nach dem Frühstück folgt das erste Highlight des Tages: Wölkchens zweiter Milchzahn verabschiedet sich. Beim Zähneputzen fällt er ins Waschbecken. Den pantherartigen Reflexen von Wirbelwind sei Dank, konnte sie den Zahn noch vor dem Abfluss retten. Nun darf also die Zahnfee heute Nacht kommen. Ein Highlight in der aktuellen Zeit.

Meine Halsschmerzen sind weiterhin da. Außerdem habe ich sehr unruhig geschlafen. Das lag aber wohl vorwiegend daran, dass ich höllischen Muskelkater im Bauch hatte von der Hockey-Sportrunde am Freitag.

Also beschloss ich, nach dem Frühstück zur Corona-Teststation zu gehen, um mich testen zu lassen. Einerseits sind wir von unserer Schulleitung angehalten, bei Symptomen sofort uns testen zu lassen. Andererseits ist es auch eine Verantwortung meinerseits, genau dies zu tun. Schließlich habe ich mich vielen Kinder und KollegInnen zu tun. Ab der nächsten Woche soll ja der Unterricht wieder starten, nachdem in unserer Schule fast die gesamte Schülerschaft in Quarantäne war. Da muss ich nicht gleich wieder alles lahmlegen.

Für Sonntagvormittag ist relativ viel los. Ich warte bestimmt eine halbe Stunde, ehe ich mit meinem Auto auf den Parkplatz gelassen werde. Zumindest kann ich nun drin warten und muss nicht in der Kälte stehen. Es sind ca. 20 Personen vor mir. Aber es geht dann doch schneller als Gedacht. Nach einer dreiviertel Stunde wird mir das Stäbchen zweimal tief in den Rachen gesteckt (beim ersten Mal war es scheinbar noch nicht tief genug) und ich darf wieder gehen. Testergebnisse gibt es ab morgen Nachmittag, wird mir versichert. Drückt mir die Daumen, dass es ein freudiges Ergebnis wird.

Mittags gibt es Rotkohl, Gulasch und Knödel. Gulasch vom Mann selbst gemacht, der Rotkohl von mir. Wir mausern uns langsam zu richtigen Köchen. Der Rotkohl ist mir so gut gelungen, dass mir der Mann erlaubt, auch an Weihnachten den Rotkohl zuzubereiten. Lieb von ihm.

Nachmittags dürfen die Kinder auf der ANTON-App „spielen“. Wölkchen macht die Aufgaben der ersten Klasse, Wirbelwind die ihrer, dritten, Jahrgangsstufe. So verdatteln sie bestimmt eine halbe Stunde. Wieder ein Stück geschafft.

Dann haben wir die beiden auf die Terrasse geschickt, wo sie immerhin eine viertel Stunde lang bei frostigen Temperaturen spielen. In diesem Moment bin ich so froh, dass wir den Luxus einer Terrasse haben. Jetzt huschen die zwei Mäuse noch in die Badewanne (sonntags ist Badetag), und anschließend dürfen sie das große Backen anschauen und für Jennifer aus dem Erzgebirge mitfiebern.

Tag 4 (23.11.)

(Werbung, da Marken zu erkennen)

Der Tag startet gegen 7.30 Uhr. Zum Frühstück verkünden die Kinder, dass sie heute mal etwas Gesundes essen wollen und holen Grießbrei und Schlagsahne heraus. Vielleicht sollte ich spontan den Punkt „gesunde Ernährung“ im Homeschooling-Plan ergänzen. Der Mann muss im Homeoffice arbeiten, solange mein Testergebnis nicht da ist. Er machte sich im Wohnzimmer breit, während ich im Schlafzimmer Stellung beziehe. Eigentlich habe ich ja ein wunderschönes Arbeitszimmer, aber ich befürchte, dass das WLAN mir abschmiert. Es steht ein Live-Seminar an. Die Kinder vertun sich ganz wunderbar im Kinderzimmer, wie man an der Lautstärke vernehmen kann.

Die Kinder werden dann zwischenzeitlich etwas beschäftigt mit einem Video von Wölkchens Ballettlehrerin. Etwas Bewegung tut uns allen gut. Ja, auch ich tanze mit.

Mittags schaue ich wenig optimistisch ins Internet, um mir meine Testergebnisse anzusehen. Ich gehe nicht davon aus, dass sie nach knapp 24 Stunden bereits online sind. Doch ich irre mich. „Negativ“ verkündet die Seite. Während ich mich freue und meinen Arbeitgeber informiere, dass ich am Mittwoch in der Schule erscheinen werde, packt der Mann seine Arbeitssachen zusammen und verschwindet auf Arbeit.

Ich mache mit den Kindern erneut Flammkuchen (wir hatten noch Zutaten da). Die Kinder helfen fleißig mit. Wirbelwind schneidet das erste Mal in ihrem Leben Zwiebel. Sie will mir eine Freude machen, weil ich von Zwiebeln immer so schnell heulen muss. Sagen wir mal so: jetzt weiß sie auch, warum. 😉

Nach dem Mittagessen helfe ich Wirbelwind bei den Homeschooling-Aufgaben. Sie hat noch nicht wirklich viel gemacht. Ist auch irgendwie klar, wenn die kleine Schwester mit herumwuselt. Zusammen schaffen wir es dann doch ganz gut. Nur etwas Mathe ist noch übrig.

Am Nachmittag gehen wir dann eine halbe Stunde auf die Terrasse. Die Kinder spielen Boule mit Murmeln, Fangen und Verstecken. Die armen Mieter unter uns (unter der Terrasse ist eine Wohnung) haben mit ihrer Geduld ein kleines Weihnachtsgeschenk mehr als verdient.

Mein Halsschmerzen sind weiter penetrant. Heiße Zitrone, Obst und Inhalieren habe ich heute alles schon auf meiner Checkliste. Ich hoffe bis Mittwoch geht es wieder, wenn ich vor der Klasse stehe.

Abends macht Wirbelwind wieder Sport mit ihrem Hockey-Verein per Live-Chat.

Im Klassenchat von Wirbelwind geht es heute auch rund. Es steht der Schule scheinbar das Gleiche an, wie auch schon „meiner“ Schule, nämlich dass fast die gesamte Schülerschaft, die in den Hort geht, in Quarantäne gesetzt wird. Ich frage mich, wie lange dieses Spielchen noch getrieben wird. Schulen offen lassen um jeden Preis. Aber Kinder sind ja nicht relevant im Infektionsgeschehen.

Tag 5 (24.11.)

Früh bringt der Mann mein Auto in die Werkstatt. Es bekommt eine neue Pumpe für die Wischanlage. Ich jammere derweil vor ich hin. Meine Stimme hat sich in den Keller verabschiedet. Die Nase ist dicht. Ich beschließe, mich nun doch für den Rest der Woche krankschreiben zu lassen. Das schlechte Gewissen mit dabei, weil ich weiß, dass wir nicht wirklich viel Möglichkeiten haben, mich zu vertreten. Während ich beim Arzt sitze, dürfen die Kinder ihre Fernsehzeit aufbrauchen. Was sie auch tun. Ich selber erfahre auf Twitter zu diesem Zeitpunkt traurige Neuigkeiten. Die wundervolle „MamaMaus“ liegt im Sterben und sendet letzte Grüße.

Wieder zurück mache ich Wirsinggemüse, während die Kinder – Überraschung – auf der Terrasse spielen. Danach setzt sich Wirbelwind dann doch mal an ihre Homeschooling-Aufgaben. Ich bin immer wieder überrascht, wie ehrgeizig sie sich daran setzt, auch wenn ihr dann zuweilen die Geduld fehlt, es ordentlich bis zum Ende zu führen 😉

Ich darf mein Auto abholen. Wirbelwind löst derweil noch Aufgaben für Mathe und Wölkchen harkt bei der Nachbarin Blätter zusammen. Ich glaube das ist der Punkt, an dem Wirbelwind ihre Quarantäne das erste Mal so richtig doof findet. Immerhin bringt ihr ihre kleine Schwester Gummibärchen mit.

Ich selbst muss auf dem Weg zur Werkstatt sehr tief durchatmen und einige Tränen wegwischen. Das erste Mal habe ich Zeit, über die Twitternachricht nachzudenken. Es ist so unfassbar, so unvorstellbar und unwirklich. Ich durfte Mamamaus vor zwei Jahren persönlich kennenlernen und finde alles nur irreal. So, wie sich das gesamte Jahr schon zeigte, so endet es scheinbar auch.

Nachmittags basteln wir ein Lebkuchenhaus. Zumindest hat der Mann ein vorgebackenes Bastelset besorgt. Sonst hätten wir dieses Meisterwerk wohl nicht erstellen können. Aber so waren die Kinder abgelenkt und mit Begeisterung dabei. Ich fürchte nur, dass das Haus nicht noch einen Monat überleben wird.

Ich lege mich das erste Mal an diesem Tag auf das Sofa. Kranksein ist irgendwie was anderes, wenn man Kinder hat.

Nach dem Abendbrot geht es für die Kinder ganz unspektakulär ins Bett.

Tag 6 (25.11.)

Der Tag startet ganz wundervoll. Die Kinder haben mir Frühstück gemacht. Sie haben sich vorgenommen, gaaaaanz lieb zu sein, damit ich nicht so viel sprechen muss, um meine Stimme zu schonen.

Nach dem Frühstück macht Wirbelwind ihre Schulaufgaben. Ich setze mich an die Unterrichtsvorbereitung für meine Vertretung für Donnerstag und Freitag. Weil ich noch eine Frage habe, rufe ich in der Schule an. Die Schulleitung „bewundert“ meine tiefe Stimme und ist sich nicht sicher, ob ich nächste Woche schon wieder vor der Klasse stehen kann. Gleichzeitig ist sie erleichtert, dass es „nur“ eine Erkältung ist.

Mittags kocht Wirbelwind für uns Nudeln. Anschließend sind wir lange draußen auf der Terrasse. Ihr seht schon, unsere Tage sind sehr abwechslungsreich 😉

Nachmittag holen die Kinder die Weihnachtsmützen heraus und wollen, dass ich ein Fotoshooting mit ihnen mache. Bekommen sie. Die Weihnachtssachen tragen sie ja eh schon. Und so entstand zu später Stunde dann noch dieses Bild.

Der Mann kommt von Arbeit. Abendbrot. Bett.

Tag 7 (26.11.)

Ich brauche eine ganze Weile, ehe ich morgens fit werde. Alles zu, Husten und Kopfschmerzen. In dem Moment bin ich froh, dass ich krank geschrieben bin und ich zudem keine Kinder in Schule oder Kita bringen muss.

Vormittags setzt sich Wirbelwind an ihre Schulaufgaben. Sie braucht diesmal ziemlich viel Hilfe von mir, wobei ich das Gefühl habe, dass hier etwas die Geduld fehlt, sich die Aufgaben selbst zu erschließen. Aber das ist ja auch legitim. Auf dem Bild basteln wir alle gemeinsam einen Würfel.

Vor dem Mittagessen schicke ich die Zwei für 10 Minuten auf die Terrasse. Heute nur wenig „Auslauf“.

Mittags gibt es Möhrengemüse, Gulasch (aus der Dose) und Kartoffeln. Die Kinder stürzen sich auf das Gemüse und Wirbelwind leckt förmlich ihren Teller ab mit den Worten „lecker“. Das freut mich sehr. Allerdings bin ich jetzt vom Kochen so geschafft, dass ich beschließe Mittagsschlaf zu machen und die Kinder vor dem Fernseher zu parken. Sagen wir mal so: ich habe zwei Stunden geschlafen. Die Kinder wurden heute also gut beschallt.

Wir machen ein kleines Teetrinken und essen Kaki. Anschließend spielen die Kinder in ihrem Zimmer. Wölkchen verkündet kurze Zeit darauf, dass es jetzt in ihrem Kinderzimmer schneit. Tja, in der Quarantäne werden eben auch die Naturgesetzte außer Kraft gesetzt. Ich nicke und lege mich wieder auf das Sofa. Wird schon wieder wegtauen, dieser Schnee.

Der Klassenchat von Wirbelwind meldet sich. Das ist kein gutes Zeichen. Denn darüber gab es die letzten Tage einfach zu viele schlechte Nachrichten. Heute wird erklärt, dass es Klassenleiterunterricht geben wird, wenn die Schule am 3.12. wieder öffnet. Ich bin etwas irritiert, weil wir ja eigentlich zum 1.12. wieder in die Schule sollten und nun scheinbar die ganze Schule geschlossen wurde? Die Informationskanäle sind etwas lückenhaft. Wir warten gespannt auf den Brief vom Gesundheitsamt, der uns endlich einmal schriftlich bescheinigen wird, bis wann nun unsere Quarantäne gehen wird.

Viel passiert nicht mehr an dem Tag. Abendbrot, Kuscheln, Lesen, Bett.

Kurzes Zwischenfazit zu Wirbelwind: Insgesamt ist mir aufgefallen, dass sie ruhiger geworden ist. Sie wirkt weniger hibbelig, scheint sich mit der Quarantäne-Situation abgefunden zu haben. Wölkchen hingegen wirkt recht unruhig. Sie dürfte zwar raus. Aber da Wirbelwind ja die ganze Zeit drin bleiben muss, ist sie eben auch viel drin. Vielleicht schaffe ich es, morgen mit ihr mal einen Spaziergang zu machen.

Tag 8 (27.11.)

Es ist Freitag. Eine Woche Quarantäne liegen hinter Wirbelwind. Sie hält sich tapfer, auch wenn es für sie schwierig ist zu sehen, wenn einer von uns anderen die Wohnung verlässt.

An diesem Tag muss Wirbelwind ihre restlichen Homeschooling-Aufgaben beenden. Es sind deutlich mehr, als gedacht. Und so sitzen wir – mit kurzer Unterbrechung zur Mittagspause – bis zum frühen Nachmittag. Ich schwanke in meiner Begleitung ihrer Homeschooling-Aktivitäten zwischen Begeisterung (wie toll sie dran bleibt und sich immer wieder selbst motivieren kann weiter zu machen) und Verzweiflung (weil sie die Aufgaben oft sehr schluderig erledigt und dadurch viele Fehler macht). Als Wirbelwind um eine erste Pause bittet, entsteht folgende Situation:

Mittags soll Wirbelwind eigentlich auf die Terrasse. Etwas frische Luft schnappen. Sonne tanken. Allerdings hält sie es dort ganze 5 Minuten aus, ehe sie unter einem Vorwand wieder in der Wohnung verschwindet. Und wer sitzt noch draußen und wartet treudoof, dass sie wieder kommt? Genau: Icke. Zumindest kann ich so etwas frische Luft atmen. Ich fühle mich besser und meine Stimme hört sich wieder halbwegs normal an.

Am Nachmittag mache ich mit Wölkchen einen Spaziergang, während der Mann mit Wirbelwind den Schwibbogen aufstellt. Ich merke, wie Wölkchen den Ausflug und die Zweisamkeit genießt. Es ist auch für sie nicht leicht.

Abends ist wieder Hockey-Training. Hier habe ich eine Wandlung festgestellt. Beim ersten Mal hat sie wenig mitgemacht, war schnell erschöpft bzw. hatte keine Lust sich anzustrengen und die Übungen bis zum Schluss durchzuhalten. Heute sieht das ganz anders aus. Sie macht eifrig mit, von Anfang bis Ende. Man merkt, dass sie die Bewegung genießt und den Austausch mit anderen. Gleichzeitig bricht es mir etwas das Herz, genau diese Erkenntnis zu haben.

Tag 9 (28.11.)

Die Kinder sind bereits um 7 Uhr wach. Der Mann schnappt sich Wölkchen und geht mit ihr zum Bäcker. Ich werde sanft und bekuschelt um halb neun geweckt. Ich fühle mich sehr schlapp. Ich glaube ich habe es mit dem Sport am Vortag übertrieben.

Ich beschließe äußerst kurzfristig meine Schwester und meine Mutter mit einem Adventskalender zu überraschen. Da sie beide in einer anderen Stadt wohnen, sollten die Päckchen heute noch in die Post. Eile ist angesagt. Zumindest sind die Kinder so beschäftigt. Sie schreiben die Zahlen für die kleinen Päckchen und basteln noch etwas für die Oma. Fünf Minuten vor Schließung bringt der Mann die Päckchen zur Post. Ich glaube heute werden sie nicht mehr abgeholt. Nun ja, dann hätten wir uns den Stress auch sparen können.

Mittags möchte Wirbelwind wieder Nudeln kochen. Diesmal gibt es noch eine Soße von mir dazu, damit nicht wieder der Ketchup herhalten muss. Die Kinder freuen sich, dass der Käse diesmal schmilzt.

Anschließend dürfen die Kinder etwas fernsehen. Als der Fernseher wieder aus ist, verkünde ich, dass ich kurz in den Keller gehen und noch eine Weihnachtsbox holen möchte. Wölkchen fragt, ob sie mit kann und betont, dass Wirbelwind ja oben bleiben muss, wegen der Quarantäne. Auch wenn sie sich sonst nicht viel anmerken lässt, ist das der Moment, an dem sie losweint. Wölkchen ist bestürzt. Sie wollte ihre Schwester nicht zum Weinen bringen. Und so habe ich zwei traurige Kinder auf einmal.

Nachdem ich die Kiste hochgeholt habe, basteln wir einen Adventskranz. Da mir der Ring als Basis fehlt, bastle ich mir selber einen aus Zeitungspapier. Aber zumindest den Draht und das Tannengrün habe ich da. In der untersten Weihnachtsbox finde ich sogar noch vier Kerzenhalter. Und so entsteht dieser Adventskranz.

Ein Funfact am Rande: Da wir in der Küche nur sehr schummeriges Licht haben, habe ich für das Foto den kleinen Küchentisch in den Flur gehievt, wo es schön hell ist. Vielleicht haben die letzten Wochen doch auch Spuren bei mir hinterlassen.

 

Fortsetzung folgt …

 

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