Mein Kind ist im Kindergarten angekommen

Im Kindergarten angekommen

„Sie ist jetzt hier angekommen“, flüstert mir die Erzieherin im Kindergarten zu. Zuversichtlich schaut sie mich an und lächelt. Erleichterung zeigt sich in ihrem Gesicht. Auch sie hatte diesen Moment wohl genau so herbei gesehnt, wie ich. Ich nicke zustimmend und lächle zurück. Auch ich hatte das Gefühl, dass Wölkchen angekommen ist. Es ist Anfang Februar. Vier Monate sind seit dem Start der Eingewöhnung vergangen. Es war ein langer Weg, der auch den Erzieherinnen zeigte, dass es eben Kinder gibt, die etwas länger brauchen, um mit der neuen Umgebung, den Menschen und den Regeln vertraut zu werden.

Der lange Weg der Eingewöhnung

Fünf Wochen nach dem Beginn, Anfang November, galt Wölkchen als eingewöhnt. Doch obwohl sie ab diesem Zeitpunkt von 9 bis 15 Uhr im Kindergarten verbrachte, dort spielte, aß und schlief, schien sie noch nicht wirklich angekommen zu sein. Im Oktober und November gab es kaum einen Tag, an dem sie während der Abgabe nicht weinte oder zumindest traurig drein schaute. Und immer musste ich sie hochnehmen und direkt in die Arme der Erzieherin geben. Durch die Tür ist sie bis dahin noch nie selbstständig gelaufen. Wenn ich sie am Nachmittag abholte, stolperte sie aufgeregt und jammernd zugleich durch den Raum auf mich zu. Sie schien so von ihren Gefühlen überrannt, dass sie nicht wusste, wie sie auf mein Erscheinen anders reagieren sollte. Nachdem ich sie in meine Arme geschlossen hatte, drehte sie sich regelmäßig um, verkündete weinend „düss“ und winkte den Erzieherinnen zum Abschied. Es war ein ambivalentes Verhalten von Wölkchen, hin- und hergerissen zwischen Kindergarten und Mutter.

Der berühmte Schalter

In der Woche vor der Weihnachtspause wurde es dann schlagartig besser, als hätte sich bei Wölkchen ein Schalter umgelegt. Ich konnte sie bereits an der Tür herunterlassen und sie lief in die geöffneten Arme der Erzieherin. An einem Tag lachte sie sogar die Erzieherin an! Leider kam dann die Schließzeit und Wölkchen hatte zwei Wochen Zeit, um sich erneut vom Kindergarten zu distanzieren. Nach der Weihnachtspause setzte sich – welch` Überraschung – das Klammern fort. Es brauchte ein paar Tage, wenn nicht sogar Wochen, ehe sie wieder auf dem Niveau von Ende Dezember war. Irgendwann lief sie wieder alleine in den Raum. Nicht immer, aber eben öfter. Sie freute sich die bekannten Erzieherinnen zu sehen und die inzwischen vertrauten Kinder, die sie teilweise auch bereits mit ihren korrekten Namen benannte. Erstaunlich, wo sie noch nicht einmal ihren eigenen Namen beherrschte. Beim Abholen lief sie aufgeregt auf mich zu. Zwar lachte sie nicht, aber sie weint auch nicht mehr.

Im Kindergarten angekommen

Das war der Zeitpunkt, an welchem mir die Erzieherin das Ankommen meines Wölkchens eröffnete. Sie bemerkten, dass Wölkchens Traurigkeit verflogen war und sie sich nun auf den Kita-Alltag einließ.

Die folgenden Tage sollten noch mehr Neuerungen passieren: Bei der Abgabe nahm sie nun selbstständig ihren Nuckel heraus und übergab ihn mir, damit ich ihn zusammen mit ihrem Tuch in ihr Fach legen konnte. Dann lief sie oftmals alleine hinein. (Ja, es gab auch weiterhin Tage, an denen sie von mir hinein getragen werden möchte.) Beim Abholen zeigte sie weiterhin dieses aufgeregte „Auf-Mama-Zurennen“, wie auch bereits die Wochen zuvor.

Doch dann gestern gab es beim Abholen DEN Fortschritt: Ich schaute zur Tür hinein, Wölkchen blickte auf, sah mich an und… senkte wieder ihren Blick! Sie fummelte weiter an ihrem Spielzeug herum und wollte das Steckspiel unbedingt noch zu Ende bringen und wegräumen! Erst dann, nachdem auch die Erzieherin sie nochmal darauf hingewiesen hatte, dass ich doch auf sie warte, kam sie auf mich zugelaufen! Ich habe gestaunt. Ich staune immer noch. Anschließend flitzte sie zu ihrem Umkleideplatz, kletterte auf das Bänkchen und räumte ihr Fach leer, um den begehrten Nuckel hervorzufischen. Zufrieden grinste sie mich an. schnappte sich Jacke, Schuhe und Hose und zieht sich an, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.

Kleine Versöhnung

Warum hat mich dieses Ereignis so gefreut? Natürlich ist es erst einmal seltsam, wenn das Kind nicht sofort auf einen zugelaufen kommt. Es zeigt ja auch, dass man irgendwie nicht so vermisst wurde. Geht jetzt die Bindung zum Kind flöten? Doch diese Gedanken habe ich eigentlich kaum. Über die Bindung zu Wölkchen mache ich mir keine Sorgen. Dafür sorgt sie nachts auch jetzt noch genug 😉 Nein vielmehr deute ich das Weiterspielen als ein Zeichen dafür, dass sie mir und ihrer Umgebung vertraut. Sie hat verstanden, dass ich immer für sie da bin, auch wenn ich eben nicht immer physisch anwesend bin. Und sie weiß auch, dass ich noch in ein paar Minuten an der Tür sein werde, wenn sie noch in Ruhe ihr Spiel zu Ende gespielt hat. Und auch wenn ich in diesen Moment gerade etwas viel hinein interpretiere, so ist es doch ein schöner, tröstlicher Gedanke.

Wie lange haben Eure Kinder gebraucht, um im Kindergarten anzukommen?

Eure Wiebke

2 Comments

  1. Vera
    Antworten
    24 Februar 2017 at 7:44 pm

    Meiner hat 10 Minuten gebraucht bis er fragte wannnich endlich gehe. Er war der einzige, der weinte, als er mittags wieder nach Hause musste. Seit dem geht er ganz selbstverständlich. Er war allerdings auch schon 3,5 Jahre alt, als wir endlich einen Platz bekamen.

    • 25 Februar 2017 at 10:41 pm

      Oh das ist wohl die schönste Lösung, wenn das Kind sich gleich so wohl im Kindergarten fühlt, dass man überflüssig wird 😉 Freut mich, dass es bei Euch so gut geklappt hat.
      LG Wiebke

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