Erziehungssünden – oder: wie wir als Eltern unsere Kinder austricksen

Herzmutter Janina ruft zur Blogparade auf. Sie will wissen, welche Erziehungssünden wir als Eltern so begehen bzw. welche Strategien wir haben, um den Alltag zu meistern und uns vielleicht auch einmal eine kleine Auszeit zu nehmen.

Auch wenn die Parade ironisch-humorvoll angelegt ist, stell ich mir zunächst die Frage, was denn Erziehungssünden, was FALSCHE Erziehungsmethoden sind? Dafür müsste doch erst einmal geklärt werden, was eine RICHTIGE Erziehung ist. Und aus diesem Fenster möchte ich mich echt nicht lehnen. Denn da gibt es so viele Meinungen wie Kinder auf der Welt. Ich merke es ja bereits bei unserer kleinen Familie, selbst wir zwei Elternteile haben zwei verschiedene Ansichten darüber, wie man richtig erzieht. Von den Ansichten der Großeltern mal ganz zu schweigen.

Ich stelle mir hier daher die Frage: „Was mache ich ab und an im Umgang mit meinem Kind, das von der für mich sonst so richtigen Erziehungsmethode abweicht?

Und hier folgen sie, die dreizehn nackten Tatsachen: 

1. Anschreien

Ich hab ja eigentlich ein ruhiges Gemüt und bin bei uns in der Familie der Part, der eher schlichtet, gerade wenn sich Papa und Wirbelwind mal wieder aufschaukeln. Aber manchmal muss es einfach raus: wenn sich Wirbelwind in Gefahr begibt, wenn sie meine Nerven dermaßen überstrapaziert oder wenn ich schlichtweg mies drauf bin, dann wird auch mal gebrüllt. Doch meistens könnt ich es mir sparen, denn sie kichert sich regelmäßig hinterher einen ab.  

2. Handyvideos anschauen

Manche erlauben so etwas überhaupt nicht. Ich finde es ehrlich gesagt nicht schlimm: sie darf mein Handy benutzen. Gekonnt wischt sie dann zum Galerie-Ordner und ruft die Videos auf, die ich mit dem Handy gemacht habe. Seltener guckt sie auch mal bei Shoot Bubbles vorbei. Mehr erlaube ich aber nicht, reicht ja auch. Und ich muss zugeben: irgendwie bin ich auch etwas stolz darauf, dass sie das Handy bereits besser bedienen kann als meine Mutter. Und einen weiteren Vorteil hat es: ich habe eine halbe Stunde nur für mich, morgens zum Ausschlafen oder tagsüber zum Wäsche aufhängen oder Bloggen.  

3. Bestechen

Ich hatte es in meinem Beitrag „Meine Erziehungsregeln“ ja schon angesprochen: Bestechung ist bei mir ein häufig verwendetes Mittel. Jetzt werden einige Aufschreien, aber in den gängigsten Floskeln versteckt sich im bereits eine Bestechung: „Mach bitte erst einmal Pipi, dann gehen wir auf den Spielplatz.“ Diese harmlose Variante kann sich dann steigern bis hin zu: „Wenn Du noch etwas von Deinem Brot ist, dann darfst Du hinterher noch Fotos auf meinem Handy anschauen.“ Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Ist doch auch eine wichtige Lektion, oder? 

4. „Müll“ beibringen

Damit es auch mal etwas spaßig wird, bringen wir unserem Wirbelwind nicht immer ganz altersgerechte Sachen bei. Wenn man ihr sagt: „Hände hoch“, tut sie es. Oder ich hüpfe mit ihr die Treppen herunter. Auch beherrscht sie nun die Wörter: „Schnaps“ (heißt bei ihr „Naps“), Mumu und Schniedel.

5. Fernsehen

Wir haben es schleifen lassen. Ich geb`s ja zu. Meist schalten wir erst zum Baumhaus und Sandmann den Fernseher an. Manchmal sind wir aber so früh vom Spielplatz zurück und sie nicht mehr fähig sich selbst zu beschäftigen, dass wir die Flimmerkiste schon eher bemühen.  

6. TV-Essen

Wenn sie schon so kaputt ist, dass sie am Abendbrottisch nichts mehr zu sich nimmt, dann schummeln wir ihr beim Fernsehen noch etwas Brot oder Wurst unter.

7. Nuckel geben

Und als ob das noch nicht reicht, bekommt sie zum Fernsehen (natürlich NACH dem Essen) auch noch ihren Nuckel und Schmusehasen, so als Einstimmung auf die Nacht. 

8. Schlafhilfen

Und wenn wir einmal beim Schlafen sind. Manchmal kann sie sich von Spielsachen, die sie auf dem Wickeltisch noch in der Hand hatte, nicht trennen. Dann erlauben wir ihr diese mit ins Bett zu nehmen. So schlief sie bereits mit Büchern, einem digitalen Fotoanhänger oder einem Fuß-Gipsabdruck. 

9. Süßes geben

Wer macht das nicht. Natürlich bekommt unser Kind auch Süßes. Schokolade allerdings nicht. Und das akzeptiert sie auch. Dafür bettelt sie umso häufiger nach Gummibärchen. Und ich gebe nur allzu gerne nach. Letztens im Garten durfte sie sogar ne halbe Tüte auffuttern, damit ich in Ruhe die Hecke bearbeiten konnte. Ist eben auch ein guter Zeitvertreib, so eine Nascherei. Und der nächste Punkt schließt sich da nahtlos an. 

10. Mit Essen spielen

Ich habe in letzter Zeit das Mit-dem-Essen-Spielen auf den Höhepunkt gebracht, denn ich kann zaubern. Einmal lag ein leerer Knete-Becher herum und ich wollte Wirbelwind Gummibärchen geben. Da habe ich spontan und unbemerkt ein Bärchen in den umgestülpten Becher verschwinden lassen. Kurz noch Wirbelwinds Aufmerksamkeit sicherstellen, mit der Hand über den Becher kreisen, Zauberformeln aufsagen und mit einem lauten triumphierenden Ausruf den Becher anheben. Ein Bärchen ward geboren. Sie ist total darauf abgefahren und verlangt nun öfter: „Knete Becher Essen“ oder „Bärchen zaubern“. Manchmal stellt sie auch selber den Becher vor sich hin, kreis mit den Händen darüber, murmelt etwas und schaut erwartungsvoll drunter. Aber bislang ohne Erfolg. Hat halt nicht jeder so eine Zauberkraft 😉 

11. Verheimlichen

Damit ich mir keine langen Diskussionen anhören muss, mach ich manche Dinge heimlich, zum Beispiel meine E-Mails per Handy checken. Denn wenn Wirbelwind sieht, wie ich auf das Handy starre, will sie ja gleich wieder Fotos anschauen. Oder ich habe Heißhunger auf Süßes. Also heimlich in die Schokolade gebissen oder den Joghurt verdrückt. So weit ist es schon gekommen… 

12. Anlügen

Im Prinzip ist Verheimlichen ja auch eine Lüge. Aber es kommt noch besser und ich lüge meinem Kind direkt ins Gesicht. Ich behaupte zum Beispiel etwas sei alle, obwohl es noch da ist, ich aber keine Lust habe es holen zu gehen oder ihr einfach nicht so viel geben möchte (wir erinnern uns an die Gummibärchen. In diesem Fall habe ich keine Zauberkraft mehr).

13. Windelfrei

Manche sehen auch das als Erziehungssünde: wenn ein zweijähriges Kind noch nicht trocken ist. Hier im Osten waren die Kinder mit spätestens 1 ½ Jahren stubenrein. Auch meine Schwester hatte es bereits in diesem Alter forciert, mit zwei Jahren brauchten ihre Kinder tagsüber längst keine Windel mehr. Die Großeltern hätten auch gerne ein ausgetrocknetes Enkelchen. Wir setzen Wirbelwind zwar unregelmäßig auf den Topf, aber ein Gefühl für ihre Exkremente hat sie noch nicht. Das zeigte sich letztens, als sie mal ohne Windel und Hose herumlaufen durfte. Erst hat sie auf ihren Teppich gepinkelt und uns später ins Wohnzimmer geschissen. Klappt ja prima. Und das, wo wir ihr alle 10 Sekunden sagen: Denk dran, Du hast keine Windel um.

 

Oh da ist ja doch mehr zusammen gekommen, als ich dachte.
Janina, ich hoffe Du bist stolz auf mich 😉

6 Comments

  1. 7 Juni 2014 at 12:50 pm

    Jaaaaa! Sehr sehr sehr stolz 🙂 Wunderbar geschrieben… Musste ich gleich an die große Glocke hängen *g* Wir haben immernoch sehr viele Gemeinsamkeiten *g* Liebe Grüße, Janina

    • 7 Juni 2014 at 9:13 pm

      Oh schön, dass es Dir gefällt. Bin schon gespannt auf die Auswertung. Die 15 weden ja anscheinend voll.

  2. 12 Juni 2014 at 12:19 pm

    Hallo!
    Ganz spontan auf deinen Blog gekommen und froh drüber, er ist wirklich sehr hübsch und toll zu lesen – ja das habe ich gleich getestet (und dabei wollte ich nur E-Mails checken 😉 ).
    Ohje, was ich wohl so alles zusammen bekommen würde…
    …aber ich denke, es hält sich in Rahmen, so wie bei Dir 😉

    Liebe Grüße
    aus dem HeldenNest

  3. 17 Juni 2014 at 7:41 pm

    Das klingt alles seeeehr bekannt! Mach ich, bis auf die Handyvideos und das TV-Essen, auch alles ab und zu mal.
    Liebe Grüße, Kristine

  4. Anke
    Antworten
    28 Dezember 2017 at 12:34 pm

    Sehr gut geschrieben…kann ich alles so unterschreiben. Wie beruhigend, dass ich nicht die einzige Mama-Sünderin bin 🙂

Ich freue mich über einen Kommentar

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