Vom Tag, an dem mich mein Kind aus dem Rhythmus brachte…

Quelle: Pixabay.com
Ich wusste der Tag würde kommen. Der Tag, an welchem sie meine Klugheit überlisten würde. Der Tag, an dem sie mehr wüsste als ich. Der Tag, an dem sie mir all meine Verfehlungen vor den Latz knallen würde. Ich wusste der Tag würde irgendwann kommen. Irgendwann.
Wer hätte
gedacht, dass dieses „Irgendwann“ genau nach 2 Jahren, 6 Monaten und 6
Tagen eintreten würde? Ich definitiv nicht. Wie eine Jongliermeisterin
warf ich Argumentationsbälle der Superlative durch die Luft und fing sie
gekonnt wieder auf. Am Ende konnte Wirbelwind nur staunen über meine
maßlose Intelligenz und schließlich klein beigeben und ihr Fehlverhalten
einsehen bzw. genau das Verhalten zeigen, zu welchem ich sie soeben
überreden musste. Eine richtige Zirkusattraktion könnte man daraus
machen.

Gestern zum Mittagsschlaf beispielsweise lief es wie folgt ab: Wirbelwind wollte nicht so recht einschlafen. Ich warf gekonnt meine Argumentationsbälle in die Luft und sagte: „Wenn Du jetzt nicht einschläfst, dann zeigt es mir, dass es zu hell hier drinne ist und ich komme wieder und mache die Rollos runter.“ „Nein, nicht Rollo runter machen.“ „OK, dann schlaf` endlich ein.“ Ich verließ den Raum und musste ihn erst eineinhalb Stunden später wieder betreten. 
Heute sah es dann irgendwie anders aus. Wir waren immernoch bei den Großeltern. Der Papa war bereits zu Hause, wir wollten heute Nachmittag mit dem Zug hinterherfahren. Ich nahm Anlauf und warf die ersten Bälle in die Luft: „Es ist wichtig, dass Du jetzt schläfst. Wir wollen doch nachher mit dem Zug fahren, und da musst Du ausgeschlafen sein. Mit dem Auto ist das was anderes, dort kannst Du ja bei der Fahrt schlafen. Wenn Du jetzt nicht schläfst, ruf ich den Papa an, dann soll der uns mit dem Auto abholen.“ Ja, die Bälle hatte ich besonders hoch geworfen, aber ich war der Überzeugung, dass sie die Zugfahrt in jedem Fall einer Autofahrt vorziehen würde. Doch ich hatte die Rechnung ohne Wirbelwind gemacht. Sie antwortete im weinerlichen Ton: „Papa anrufen!“ Bämm, die Bälle purzelten einer nach dem anderen wie Betonklötze auf den harten Boden der Realität. Das war wohl nichts. Nur mühevoll konnte ich noch andere Bälle hervorsuchen und mein Kunststück so weit fortsetzen, dass sie am Ende zumindest einschlief. 
Doch ich muss vorsichtiger werden. Wirbelwind macht seinem Namen alle Ehre. Sie leistet Gegenwind.
In dem Sinne hoffe ich, Ihr habt die Feiertage gut überstanden, im besten Fall ohne Gegenwind, von welchen Seiten auch immer, sondern mit viel besinnlichen und glücksbringenden Momenten im Kreise Eurer Liebsten. 
Eure Wiebke

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