Die Aufmerksamkeits-Typen meiner Kinder

Die Aufmerksamkeitstypen meiner Kinder

Auf dem lesenswerten Blog „Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten“ bin ich auf einen sehr spannenden Beitrag gestoßen. Dort beschreiben die Autorinnen fünf Arten der Aufmerksamkeit, die Kinder mehr oder weniger stark einfordern. Ich habe mir das zum Anlass genommen, einmal etwas genauer auf die Aufmerksamkeitstypen meiner Kinder zu schauen. Natürlich ist es für Wölkchen noch recht früh, um etwas sagen zu können. Allerdings denke ich schon, dass hier eine Tendenz sichtbar ist.

Die fünf Arten der Aufmerksamkeit

Zunächst möchte ich Euch die fünf Arten beschreiben, wie sie im oben genannten Beitrag genannt werden, ehe ich auf Wirbelwind und Wölkchen zu sprechen komme.

1. Körperkontakt: Bei dieser Form der Aufmerksamkeit wollen die Kinder, dass man sie in den Arm nimmt und kuschelt.

2. Positive Rückmeldung: Manche Kinder wolle lieber anerkennende Worte und Geste, um zu wissen, dass sie gesehen werden.

3. Ungeteilte Zuwendung: Das Kind möchte, dass man ihm seine ganze Aufmerksamkeit schenkt, zum Beispiel in Form von Buchvorlesen oder ein Spiel spielen.

4. Kleine Geschenke: Es freut sich über Mitbringels der Eltern, unabhängig vom materiellen Wert.

5. Hilfe: Die Kinder wollen, dass man ihnen hilft, auch wenn sie es eigentlich selber könnten. Auf diese Weise fordern sie auch ihre Aufmerksamkeit ein.

Wirbelwind und ihre Aufmerksamkeitstypen

Gleich vorneweg. Wirbelwind ist ein – so empfinde ich es – sehr Aufmerksamkeit forderndes Kind. Sie möchte gesehen werden. Bereits als Baby spielte sie selten alleine, sondern forderte immer Spiele ein, die eine Interaktion mit mir oder auch anderen Personen erforderte. Im Musikkurs, da war sie noch kein Jahr alt, hielt sie der Leiterin immer wieder ein Tuch hin, dass sie wieder und wieder durch die Luft pusten sollte. Damals war das noch lustig. Eines der ersten Wörter, ich glaube gleich nach „da“ und „Mama“ war „ma“. Es stand für „nochmal“. Es war das wohl am häufigsten gebrauchte Wort im zweiten Jahr. Wenn ich es mir recht überdenke, sagt sie es auch heute, mit fast vier Jahren, noch sehr häufig, dann allerdings in der Langversion ;-).

Aber um zum Thema zurückzukommen: bei Wirbelwind sind drei Aufmerksamkeits-Typen besonders stark ausgeprägt: Positive Rückmeldung, ungeteilte Zuwendung und Hilfe. Ich möchte diese drei Punkte noch etwas erläutern.

Positive Rückmeldung (häufig): Auf dem Spielplatz ruft sie immer wieder „Mama, schau mal!“. Und dann hüpft sie auf dem Trampolin, klettert am Seil entlang oder macht andere, scheinbar banale Dinge. Ich nicke dann meistens, um zu zeigen, dass ich sie gesehen habe. Selten, wenn sie mir WIRKLICH etwas Verblüffendes gezeigt hat, gebe ich auch gerne mal mehr Rückmeldung.
Interessant ist auch, dass sie dieses Verhalten nicht nur mir und dem Papa gegenüber zeigt, sondern auch anderen Personen, wie Erziehern und Kindern. Gerne verschenkt sie an andere Kinder auch eine Kleinigkeit, wie Essen oder Spielzeug, als ob sie sich in die Gunst der anderen einkaufen möchte.

Ungeteilte Zuwendung (häufig): Als Wirbelwind noch Einzelkind war, fiel es mir gar nicht so sehr auf. Doch dann, als Wölkchen da war, zeigte sie ein interessantes Phänomen: sobald ich das Baby angelegt hatte, rannte sie auf die Toilette und verrichtete ihr großes Geschäft, bei dem ich natürlich „ABWISCHEN!!!“ kommen musste.
Auch spielt sie gerne die Spiele, die mein Zutun erfordern. Das können Gesellschaftsspiele sein, aber auch unerklimmbare Leitern auf dem Spielplatz, die mein Eingreifen erfordern.
Sie mag es überhaupt nicht, wenn ich einfach so vorneweg gehe. Dann kommt sofort ein jammerndes „Maaaaamaaaa, waaaarte!“. Wenn ich es vorher allerdings erkläre, dass ich schon mal etwas vorgehe, dann geht es. Dann habe ich ihr zuvor ja die ungeteilte Aufmerksamkeit gegeben (so erkläre ich es mir zumindest).

Beim Laufrad- oder Fahrradfahren werden auch gerne mal die kleinsten Berge unbezwingbar, und Mama muss anschieben.

Das Zubettbringen versucht sie IMMER hinauszuzögern. Den Rücken kann ich gar nicht lang genug kraulen, oder sie möchte noch ein und noch ein Buch vorgelesen bekommen. Dabei weiß sie, dass es abends nur ein Buch gibt (aus eben genau dieser Erfahrung heraus haben wir da sehr strikte Regeln).

Körperkontakt (selten): Wirbelwind war nie der große Kuschler. Als Baby mochte sie die Manduca nicht, sondern schlief lieber im Kinderwagen oder in ihrem eigenen Bett. Kuscheln auf dem Sofa oder so mal zwischendurch, versuchte ich vergeblich.

Manchmal, seitdem Wölkchen da ist, möchte sie auch abends gerne kuscheln. Allerdings zähle ich das unter ungeteilte Zuwendung, nicht unter Kuscheln, denn ihr geht es hierbei nicht um den Körperkontakt an sich, sondern nur darum, dass ich ganz alleine für sie da bin. Und so artet das Kuscheln nach ca. 5 Sekunden in ein Rangeln oder Kitzeln aus.

Hilfe (häufig): Während Wirbelwind in der Autonomiephase sehr viel alleine machen wollte, änderte sich das mit der Geburt von Wölkchen. Plötzlich sollte ich ihr die Schuhe wieder an- und ausziehen oder die Jacke halten, obwohl sie das schon längt alleine gemacht hat. Am untersten Treppenabsatz jammerte sie, dass sie zu schlapp sei, um selber nach oben zu laufen. Ich sollte sie tragen. An dieser Stelle jammere ich mit „Ich bin auch soooo schlapp. Komm, wir schleppen uns gemeinsam hoch“. Dann hat sie ihre Aufmerksamkeit und auch ein Ernstnehmen ihres „Problems“ und gleichzeitig wird die Situation entschärft. Klappt bei uns prima.
Was mir zum Punkt „Hilfe“ noch einfällt: Wirbelwind verlangt nicht nur gerne Hilfe, sie bietet sie auch häufig an. Sie möchte den Tisch decken, kehren, wischen, den Buggy schieben, usw. Ich vermute, dass sie auf diese Weise ebenfalls versucht (anerkennende) Aufmerksamkeit zu erhalten, eben durch ihr hilfreiches Verhalten.

Wölkchen und ihre Aufmerksamkeitstypen

Wenn ich an die Babyzeit von Wirbelwind denke und nun Wölkchen erlebe, sehe ich deutliche Unterschiede. Merkmale, die sich bei Wirbelwind damals zeigten, sind auch noch heute erkennbar. Daher behaupte ich einmal ganz kühn, dass auch Wölkchen die jetzigen Tendenzen beibehalten wird.Ungeteilte Zuwendung (selten): Dieses Auffordern zum Spielen macht Wölkchen nicht. Sie beschäftigt sich deutlich besser alleine und verlangt viel weniger ungeteilte Zuwendung.

Körperkontakt (häufig): Dafür ist ein ganz anderer Aspekt bei Wölkchen sehr stark ausgeprägt, der bei Wirbelwind fast überhaupt nicht vorhanden ist: der Körperkontakt. Von Beginn an war Wölkchen deutlich körperbetonter als Wirbelwind. Sie liebte es herumgetragen zu werden und fühlte sich ganz eng an Mama oder Papa gekuschelt äußerst wohl. Alleine schlafen, das klappte bei ihr nur selten. Auch jetzt, nach fast einem Jahr, kuschelt sie noch sehr gerne. Nuckel rein, Schmusetuch in die Hand gedrückt, und sie kuschelt sich an mich, als hätte ich sie seit Monaten nicht umarmt. Es ist ein herrliches Gefühl und eine Aufmerksamkeit, die ich sehr gerne gebe.

Aufmerksamkeit geben

Welche Art von Aufmerksamkeit fällt mir leichter oder auch schwerer zu geben? Es klang ja bereits heraus, dass das Kuscheln mir sehr leicht fällt. Es ist eher eine passive Aufmerksamkeit, die man spendet, Man kann den Kopf ausschalten und sich einfach treiben lassen.
Positive Rückmeldung und ungeteilte Zuwendung hingegen fällt mir deutlich schwerer zu geben, da es ein sehr aktives Vorgehen meinerseits erfordert. Und ich muss aufpassen, wie ich die Rückmeldung gebe, um Wirbelwinds Forderungen nicht noch weiter zu verstärken.
Ich hoffe, dass mir das in der Zukunft nicht auf den Kopf fällt, wenn ich Wölkchen mehr Aufmerksamkeit schenke, als Wirbelwind, weil es mir bei ihr einfach leichter fällt. Was diese Unterschiede daher für die Geschwisterbeziehung und ihr Verhältnis zu mir als Mutter bedeutet, das werden wir wohl dann in den nächsten Jahren herausfinden.

Kleines Fragezeichen zum Schluss

Nur eine Sache frage ich mich: Wenn man dem Kind sehr viel Aufmerksamkeit gibt, quasi den Tank ganz weit auffüllt. Kann es sein, dass dann dieser Tank größer wird, quasi wie ein Magen, der sich bei Dauerbeanspruchung weitet? Ich meinte damit: kann es sein, dass sich Kinder an die starke Form der Aufmerksamkeit gewöhnen und diese immer weiter einfordern? Gibt es ein Zuviel an Aufmerksamkeit (auch wenn es die „Richtige“ ist)?

Wenn Ihr eine Antwort habt, dann bin ich gespannt sie zu erfahren!

Eure Wiebke

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Die Aufmerksamkeitstypen meiner Kinder

3 Comments

  1. 28 Mai 2016 at 7:38 pm

    Hallo, du beschreibst hier sehr gut meine beiden Kinder 🙂 🙂
    Bei uns ist es echt sehr identisch.
    bzgl deiner Abschluss frage, ich denke der Tank vergrößert sich dadurch nicht.
    Wenn der kuschel Speicher des Babys aufgefüllt ist, spielt es zb problemlos alleine auf der decke.
    jedoch denke ich dass der "tank" auch stark von der tagesverfassung abhängt.
    Zb habe ich an manchen Tagen schon eine pelzige Zunge von meinen gefühlten 1000 Rückmeldungen und Madame ist trotzdem noch sehr unzufrieden mit sich und der Welt. Während es an anderen Tagen problemlos läuft..

    • 29 Mai 2016 at 4:50 pm

      Das ist ja witzig, dass es bei Euch sehr ähnlich ist. Ist auch das Zweitgeborene kuschelbedürftiger?
      Es stimmt, die Tagesfassung ist auch sehr entscheidend. Vielleicht kann man es so beschreiben, dass an bestimmten Tagen die Kinder schlechter auf ihren Speicher zugreifen können und daher mehr Aufmerksamkeit benötigen? Ist schon spannend, wie Kinder "funktionieren" 😉
      LG Wiebke

    • 29 Mai 2016 at 5:54 pm

      Ja bei uns ist auch nr2 der kuschler (ist aber ein Bub )
      und seit er auf der Welt ist kommt die große auch mal "drücken". was sie vorher nie gemacht hat 😉

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