Das Ende der Eingewöhnung

„Das ist jetzt nicht wahr!“, sprudeln die Worte aus meinem Mund. Und noch während ich ihren Nachhall höre, beiße ich mir auf die Lippen. Mit einem Lächeln versuche ich der Erzieherin zu signalisieren, dass ich einfach positiv überrascht bin und es toll finde, was sie mir da gerade berichtet hat. Sie scheint meine Worte auch so zu deuten. Sie lacht und ist ebenfalls sichtlich erleichtert, dass der Tag eine so schöne Wendung genommen hat. Beide Seiten waren wohl angespannt. Es ist Mittwoch. Wölkchen hatte das erste Mal im Kindergarten Mittagsschlaf gemacht.

Erzieherinnen-Nähe zu meinem Kind

Fünf Minuten zuvor, als Wölkchen gerade vom Mittagsschlaf aufgewacht war, wurde sie aus ihrem Bettchen genommen, getröstet und sanft auf dem Wickeltisch abgesetzt. Die Erzieherin plaudert mit ihr über ihre Kleidungsstücke und Wölkchen plaudert zurück. Es ist eine Unterhaltung, die süßer nicht sein kann. Sie gibt mir Zuversicht, denn sie zeigt mir, welches Vertrauen Wölkchen bereits zu den Erzieherinnen aufgebaut hat. Sie sind fertig und die Erzieherin nimmt Wölkchen hoch, gibt ihr einen Spitznamen und küsst sie auf die Wange. Diesen liebevollen Umgang, den hatte ich mir anfangs so sehr gewünscht. Nun war er da. Ja, vielleicht brauchten auch die Erzieherinnen die Eingewöhnung, um mit Wölkchen warm zu werden. Ich schaue beide an und fühle etwas, das ich vor vier Wochen noch nicht gespürt hatte: ich spüre, dass es sich richtig anfühlt. Ich hatte das Gefühl, dass Wölkchen hier gut aufgehoben ist, dass – so gut es eben in einer Kita geht – auf ihre Bedürfnisse geachtet wird.

Mittagsschlaf im Kindergarten – so einfach?

Ich gebe mich zu erkennen und lunse hinter der Glasscheibe hervor. Wölkchen freut sich sichtlich mich zu sehen. Sie wird mir übergeben. Und während ich erleichtert Wölkchen an mich drücke, erzählt mir die Erzieherin, wie der Mittagsschlaf abgelaufen ist. Sie hatten mit Wölkchen ganz lange gewartet, als allerletzte haben sie sie in ihr Bettchen gelegt. Ihre Bettnachbarin schlief bereits, als sie den abgedunkelten Raum betraten. Interessiert schaute Wölkchen auf die anderen Kinder, legte sich dann allerdings bereitwillig hin. Die Erzieherin setzte sich zu ihr und blieb bei ihr, bis sie eingeschlafen war. Wölkchen hatte nicht geweint. Sie hatte es einfach gemacht. Es ist wahrlich verrückt.

Ich bedanke mich bei der Erzieherin für den ausführlichen Bericht und tat ihr noch einmal meine Erleichterung kund. Sie schien mich sehr gut zu verstehen, weil auch sie nicht einschätzen konnte, wie Wölkchen wohl reagieren würde. Als sich die Erzieherin von uns verabschiedet, winkt Wölkchen ihr mit einem fröhlichen „düss“ zu. Mein Herz schmilzt endgültig dahin und ich bin so unglaublich erleichtert, dass alles gut verlaufen ist.

Dreimal hat sie inzwischen dort geschlafen, und jedes Mal hatte es gut funktioniert. War es das? War das die Eingewöhnung? Ab wann ist ein Kind eingewöhnt? Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die Eingewöhnung fertig ist, wenn das Kind entweder ohne zu Weinen den Gruppenraum betritt, bzw. sich dort schnell wieder beruhigen lässt. Sollte das stimmen, dann ist Wölkchen nun eingewöhnt.

Rückblick auf 5 Wochen Eingewöhnung

Wölkchens Eingewöhnung ist nun offiziell beendet. Fünf Wochen lang wurde sie in den verflixten Kita-Alltag integriert, mal mehr und mal weniger sanft.

In der ersten Woche war ich dabei. Die erste Freude über die offene Art von Wölkchen erlischte schnell, als ich die Distanz der Erzieherinnen zur Wölkchen spürte.

In der zweiten Woche blieb ich weiterhin an Wölkchens Seite. Erst am Donnerstag verließ ich unter viel Protest für kurze Zeit den Raum. Ich blickte auf eine aufwühlende und verwirrende Woche zurück, da sie neben anfänglich negativen Gefühlen am Ende doch eine positive Wendung nahm. Positiv in der Hinsicht, dass sie sich von den Erzieherinnen nach meinem Fortgehen beruhigen ließ.

In der dritten Woche wurde ich für jeweils eine Stunde im Mehrzweckraum geparkt, während Wölkchen immer offener mit den anderen Kindern, den Erzieherinnen und dem massigen Spielzeug spielte.

Dann in der vierten Woche durfte Wölkchen auch im Garten spielen, ihre Schwester dort entdecken, und mit zu Mittag essen. Manchmal weinte sie bei der Abgabe überhaupt nicht, dann gab es wieder Tage, an denen sie sowohl am Anfang, als auch am Ende jammernd in meinen Armen lag. Doch sie beruhigte sich immer wieder schnell. Das machte mir Hoffnung.

Und dann kam in der fünften Woche die große Neuerung: der Mittagsschlaf. Dass er so komplikationslos verlaufen würde, hätte ich nun wirklich nicht gedacht. Auf Twitter schrieb ich noch:


Tja, die Wette habe ich wohl verloren. Zum Glück.

Eure Wiebke

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