„Ich mag nicht in die Schule!“

Mein Kind möchte nicht in die Schule gehen.

Ich saß mit Wirbelwind auf dem Sofa, als diese Worte fielen. Sie hatte gebeten das Lied zu üben, welches die Kinder ihren Erzieherinnen als Überraschung zum Abschied beim Zuckertütenfest singen wollen: „Ade, Du schöne Kindergartenzeit“. Schon nach der ersten Zeile hatte sie einen Kloß im Hals, kämpfte sich aber tapfer bis zum Ende. Dann kuschelte sie sich an mich und meinte aufgelöst: „Mama, ich mag nicht in die Schule gehen!“

Noch vor ein paar Wochen klang das ganz anders. Doch allmählich scheint es ihr zu dämmern, dass sich hier so einiges ändern wird. Dass so überhaupt niemand aus ihrer Kindergartengruppe mit in ihre Schule, geschweige denn in ihre Klasse kommt, macht es nicht leichter. Doch was sie am meisten beklagt ist der Wegfall ihrer liebsten Bezugsperson im Kindergarten: ihre Lieblingserzieherin, die sie von Beginn an, seit sie 14 Monate alt ist, begleitet hat. „Dann kann ich nicht mehr mit ihr kuscheln“, meinte sie nun traurig.

Ich versuchte Wirbelwind aufzumuntern und fragte sie, was denn toll an der Schule sei. Die Antwort kam prompt: „Die Pausen!“. Ich musste schmunzeln, auch wenn die Situation gerade gar nicht zum Lachen war. Wahrscheinlich hat sie sogar recht. Aber ich versuchte es dennoch weiter und fing an einige Vorteile der Schule zu skizzieren:

  • Die Lehrerin scheint sehr nett zu sein. (Wirbelwind schien wenig beeindruckt.)
  • Unterricht kann Spaß machen. Dass es nicht mehr so wie früher ist, wo man die ganze Zeit still sitzen und zuhören musste. Dass man nun auch im Unterricht Spiele spielt und in Gruppen arbeitet, auch mal aufstehen darf. (Wirbelwinds Miene verzog sich kein bisschen.)
  • Und einen ganz wesentlichen Vorteil hat die Schule auch noch: man lernt Lesen und Schreiben. Dann kann man selber Bücher lesen und sie könne ihrer Brieffreundin schreiben (eine Freundin aus dem Kindergarten, die weggezogen war). (Wirbelwinds Reaktionen waren so überschwänglich wie ein gekochtes Stück Brokkoli.)
  • Du bekommst ganz viele neue Mitschüler, mit denen du dich anfreunden kannst. (Sie schaute weiter skeptisch drein. Nein, sie war nicht überzeugt.)

Und dann fiel mir auch nichts mehr ein. Denn ganz tief im Inneren weiß ich ganz genau, was Wirbelwind bedrückte und wie sie sich fühlte. Mir ging es genauso. Die Freunde, die netten Erzieherinnen, das freie Spielen. All das gehört zu einer Ära, die mein Wirbelwind jetzt zurücklassen muss. Dass ihr diese Veränderung schwer fällt, ist vollkommen nachvollziehbar. Da kann die süß gefüllte Schultüte noch so freudig winken. Sie überdeckt eben nicht den bitteren Beigeschmack, den der Wechsel mit sich bringt. Vieles wird anders. Ganz anders. Ein neuer Ort, neue Menschen vor und zwischen ihr und eine ganz neue Struktur mit völlig neuen Aufgaben und Anforderungen. Auch wenn Wirbelwind aktuell nur erahnen kann, was auf sie zukommt, scheint sie doch ganz gute Antennen dafür zu haben, dass es in jedem Fall anders wird. Und Veränderung verursacht eben erst einmal Angst. Das liegt in der Natur des Menschen.

Ich kann nur hoffen, dass wir die letzten Tage im Kindergarten und insbesondere das Zuckertütenfest gut überstehen. Ich hoffe so sehr, dass Wirbelwind die Zeit genießen kann und nicht zu sehr angesichts der kommenden Veränderungen in ihrer Traurigkeit gefangen ist. Und ich hoffe, dass die ersten Tage in der Schule einen so positiven Eindruck hinterlassen, dass sie motiviert und zuversichtlich die neuen Aufgaben angeht.

Drückt Ihr uns die Daumen?

Eure Wiebke

 

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Mein Kind mag nicht in die Schule

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