Seit einer Woche geht Wirbelwind wieder in die Schule. Seit gestern nun auch Wölkchen in den Kindergarten. Wirbelwind ist es gewohnt allein in die Schule hineinzugehen. In der (gewohnten) Klasse gibt es keine Abstandsregelungen, in der Schule keine Maskenpflicht. Außer eines geänderten Stundenplanes merkt Wirbelwind also nicht viele Veränderungen.
Anders ist es bei Wölkchen. Die Eltern dürfen den Kindergarten nicht mehr betreten. Die Erzieherin kommt zur besprochenen Zeit nach unten (Achtung: pünktlich sein!) und holt das Kind ab. Bei der Abgabe muss ich eine Maske tragen. Vielleicht käme Wölkchen mit dieser Veränderung noch gut zurecht, wenn es nicht noch eine weitere krasse Veränderung gäbe: Wölkchen ist in einer komplett anderen Gruppe. Da die Erzieherinnen nicht mehr zwischen den Gruppen wechseln dürfen, haben sie die Kinder nach der Betreuungszeit sortiert. Drei andere Kinder aus ihrer alten Gruppe sind dabei, mit denen sie allerdings keinen guten Draht hat. Eine gute Freundin von ihr wird erst nächste Woche dazu kommen. Viele fremde Gesichter und eine ihr fast fremde Erzieherin, gekoppelt mit der ungewohnten Abgabe vor der Tür. Ihr könnt Euch denken, was das mit den Kindern anrichtet.
Gestern noch war sie hoch motiviert, schaute bei der seltsamen Übergabe aber doch recht irritiert. Beim Abholen strahlte sie jedoch über das ganze Gesicht. Heute dann die komplette Kehrtwendung. Sobald die Erzieherin zur Tür hinaus trat, klammerte sich Wölkchen an mich und jammerte „Ich will wieder nach Hause“. Mir brach das Herz. Ich erinnerte sie daran, dass es ihr gestern doch so gut gefallen hatte, aber es half nichts. Weinend übergab ich sie der Erzieherin, die sie damit lockte, dass alle Kinder oben schon nach ihr fragten und ein „Kino“ vorbereitet hätten, das sie ihr zeigen wollen“. Netter Versuch. Leider ohne Erfolg. Ich trat die Flucht an, um den Schmerz zu verkürzen. Bei ihr und bei mir.
Parallel erreichten mich Nachrichten meiner Schwester. Sie liegt im Krankenhaus und hat Herzprobleme. Meine Schwester, meine zweite Hälfte. Mein Herz schmerzte dann auch. Zwar anders, aber dennoch ganz deutlich.
Die ganze beschissene Zeit während der Corona bedingten Ausgangsbeschränkungen war ich nicht einen Tag so mies drauf, wie jetzt gerade. Mich überfordert die Gesamtsituation gerade so dermaßen.
Uni von zu Hause aus. Prüfungen, die nachgeholt werden müssen. Prüfungen, die in diesem Semester noch anstehen. Schule und meine neuen Aufgaben als halbe Klassenleiterin. Das für sich ist okay. Es ist viel, aber okay. Weil es ist nicht emotional geladen. Ich muss mich anstrengen, ranklotzen und ackern. Aber ich schaffe das. Denn ich habe ganz tolle, verständnisvolle Kinder und einen Mann, der mich, wo er kann, unterstützt.
Aber diesen emotionalen Ballast, den kann ich nicht „abarbeiten“. Und den kann mir keiner abnehmen. Den muss ich selber verarbeiten. Das braucht Zeit und Zuversicht. Zuversicht, die ich gerade nicht habe. Ein weinendes Kind im Kindergarten. Und ich weiß, dass es die nächsten Wochen nicht einfacher werden wird. Eine kranke Schwester viel zu weit weg. Und meine Machtlosigkeit.
Ach alles Kacke.
Tut mir leid, aber besser wird der Beitrag jetzt nicht mehr. Das musste jetzt mal raus. So, wie es gerade in meinem Kopf war.
Lasst es Euch gut gehen! Ich versuche auch mein Bestes. Aber erst mal gehe ich ne Runde heulen. Muss auch mal sein.
Eure Wiebke