Mit fünf Jahren Schwimmen lernen – ein Staunmoment

Mit fünf Jahren Schwimmen lernen - mein Staunmoment

Es ist Ende August. Wölkchen ist 5 Jahre und zwei Monate alt, ihre Schwester Wirbelwind 8. Wir sind im Schwimmbecken, in dem Wölkchen nur auf der Eingangstreppe stehen kann. Das Becken selbst ist zu tief. Mit Schwimmflügeln schwimmt sie dennoch enthusiastisch durch das Becken. Es macht ihr viel Spaß, genauso wie Wirbelwind.

Schon vor ein paar Tagen hat Wölkchen aus einem inneren Antrieb heraus die Schwimmflügel abgelegt, hat sich auf die Treppenstufe gestellt und sich einen halben Meter durch das Wasser gleiten lassen, ehe sie hektisch die Umrandung umklammerte. Mehr traute sie sich nicht, obwohl ich versuchte, begeistert und nicht ängstlich zu schauen.

Erste Schwimmversuche

Diesmal war mehr Mut da, vielleicht auch, weil ich mich diesmal komplett im Hintergrund hielt. Die Zwei schwammen bereits eine ganze Weile im Becken, Wirbelwind mit Schwimmbrille, Wölkchen mit Schwimmflügeln. Alles wie gehabt. Ich saß am Rand und las ein Buch. Als ich irgendwann aufschaute, merkte ich, dass Wölkchen die Schwimmflügel abgelegt hatte. Sie waren alleine im Becken und hatten ihre Ruhe, keine anderen Kinder, die herumtobten und das Wasser wellig machten.

Sie standen an der Treppe und ich sah, wie Wirbelwind die Arme unter Wölkchens Körper hielt, so wie ich es vor ein paar Jahren bei Wirbelwind getan habe. Wie ein Motivationstrainer, der die letzten Reserven aus seinen Sportlern herauskitzeln möchte, feuerte Wirbelwind ihre kleine Schwester immer wieder an. Diese gab sich redlich Mühe, die ihr inzwischen vertrauten Schwimmbewegungen durchzuführen. Nun änderte Wirbelwind ihre Strategie und ließ Wölkchen alleine probieren. Sie stellte sich an die Treppe und visierte das Geländer an. Sie holte tief Luft, pustete ihre Backen auf, den Mund fest verschlossen. Dann schwang sie die Beine nach oben, die Arme nach vorne und … schwamm. Zwei Züge brauchte sie bis zum Geländer. Immer wieder wiederholte sie diese Übung, unter lauten Anfeuerungsrufen von Wirbelwind. Der Abstand zum Geländer wuchs von Mal zu Mal, und die Schwimmzüge wurden ebenfalls mehr. Fünf konnte ich zählen.

Mir hatte das schon vollkommen gereicht. Ich war komplett aus dem Häuschen, nassgeschwitzt und gleichzeitig etwas bestürzt darüber, dass ich diesen Moment nicht mit meinem Handy festhalten konnte, weil ich es schlichtweg nicht mithatte. Wirbelwind wollte jedoch noch weiter gehen.

Schwimmen im tiefen Wasser

Nun forderte sie Wölkchen auf, sich an der Stange am Becken entlang zu ziehen und so in den tieferen Bereich zu kommen. Ich achtete darauf, dass sie direkt am Rand blieb, wo ich sofort zur Stelle war. Und auch Wirbelwind wicht ganz gewissenhaft nicht von ihrer Seite. Zweimal zog sich Wölkchen an der Stange entlang durch das Becken, dann versuchte sie es mit ihren neu errungenen Schwimmbewegungen. Im tiefen Wasser ließ sie die Stange los, setzte ihr Luftballongesicht auf (einatmen, Backen aufplustern, Mund zu lassen). Und ehe ich mich versah, schwamm mein kleines, knuffiges, süßes, zartes, winziges Wölkchen einmal quer durch das Becken! Sie strahlte über das ganze Gesicht, als sie angekommen war und wieder zu Atem kam. Ich glaube sie hatte tatsächlich die ganze Strecke über die Luft angehalten. Wie ich übrigens auch. Stolz in allen Gesichtern.

Mama staunt

Dieser Staunmoment gilt einerseits natürlich Wölkchen, die über sich hinausgewachsen ist und den Ehrgeiz und das Durchhaltevermögen besessen hat, es immer wieder zu versuchen, nicht den Mut zu verlieren und nicht aufzugeben. Aber gestaunt habe ich ganz besonders über Wirbelwind, mit welcher Ausdauer sie bei Wölkchen geblieben ist und wie sie mitgefiebert hat. Es war eine wunderschöne Szene, die beiden so vertraut und innig zu erleben. So selbstverständlich eigentlich, aber dann eben doch ganz besonders. Ich habe gestaunt über jede einzelne Tochter, aber auch über das WIR, das in diesem Schwimmbad plötzlich so überdimensional über ihnen schwebte. Große und kleine Schwester mit einem gemeinsamen Ziel.

Eure Wiebke

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