Es ist soweit. Der erste Schultag nach den Osterferien. Bei einem Inzidenzwert von über 200 betrete ich die Grundschule mit mulmigem Gefühl. (Über Sinn und Unsinn der offenen Schulen unter den Bedingungen möchte ich an dieser Stelle aber nicht diskutieren.)
Verunsicherung unter den Lehrkräften
Als ich das Lehrerzimmer um 6:45 Uhr öffne, herrscht bereits reges Treiben. Mehrere Lehrkräfte sind schon dabei, den Corona-Schnelltest durchzuführen. Auch ich hole mir mein Material im Sekretariat ab und lege los. Inzwischen bin ich routiniert darin, da wir bereits die Woche vor Ostern begonnen hatten, uns selbst zu testen. Der Test selbst läuft recht unspektakulär ab, wichtiger ist bei allen Lehrkräften das Thema: wie klappt es bei den Kindern? Haben sie alle Formulare dabei? Was mache ich mit den Röhrchen? Wie gehe ich vor?
Denn: ab heute sollen auch in Grundschulen zweimal die Woche die Kinder getestet werden. Bei uns wird es montags und donnerstags sein. Eltern können auch ihr Kind zu Hause testen und bei negativem Ergebnis mit einer qualifizierten Selbstauskunft in die Schule schicken. Wer es weniger kostenintensiv mag, schickt sein Kind erst in die Schule, wo wir das Ganze dann im Klassenraum durchführen. Eine Einwilligungserklärung muss uns hierbei vorliegen, sonst dürfen wir nichts machen. Alle Lehrkräfte sind alleine in der Klasse. Nur ich unterstütze eine Klassenlehrerin einer ersten Klasse.
Wir Lehrkräfte wurden mit einem Video vorbereitet, in dem erklärt wurde, wie die Tests durchzuführen sind. Der erste Schreck: Während im Video jedes Kind eine Halterung für die Flüssigkeitsröhre hat, liegt im Testkit nur eine Halterung für sechs Röhrchen bei, die für die gesamte Klasse reichen soll. Die Klassenlehrerin der Klasse, in der ich heute mit helfe, war pfiffig und hat aus Eierkartons Halterungen für jedes Kind gebastelt. Zum Glück.
Die Vorbereitung
Noch bevor die Kinder eintreffen, bereiten wir den Klassenraum vor. Auf jeden Platz kommen ein Tuch, eine Papphalterung, das Wattestäbchen (verpackt) und der Teststreifen (verpackt). Nachdem die Kinder sich die Hände gewaschen haben, setzen sie sich an ihren Platz.
Zunächst müssen wir die Einwilligungserklärungen einsammeln. Vier Kinder haben einen Test bereits zu Hause gemacht und die entsprechende Bestätigung mitgegeben. Ein Kind hat den Test zu Hause gemacht, aber statt der Bestätigung die Einwilligung mitgebracht. Es muss sich also bei uns nochmal testen. Bei einem Kind fehlt die Einwilligung. Ich flitze ins Lehrerzimmer und telefoniere den Erziehungsberechtigten hinterher. Als das geklärt ist, geht es endlich los.
Der Test
Wir geben jedem Kind ein Röhrchen aus, das es in die Papphalterung steckt. Nun muss die Flüssigkeit ins Röhrchen. Hier folgt die erste Schwierigkeit: die Kinder bekommen den Verschluss nicht aufgedreht. Also laufe ich durch die Reihen und drehe es jedem Kind auf. Puh, geschafft? Denkste. Das erste Kind hat bereits seine Flüssigekeit neben das Röhrchen gekippt. Nur gut, dass wir noch ein Ersatzfläschchen haben, weil ja vier Kinder sich das Spektakel als Beobachter anschauen dürfen und ihre Tests nicht brauchen (auch hier: Glück gehabt, denn sie hätten nicht gereicht).
Als nächstes müssen die Kinder die Stäbchen öffnen. Das gelingt ganz gut. Sie schaffen es auch alle, nur am hinteren Teil anzufassen, und nicht den Watteteil zu besudeln. Jetzt wird es kritisch: die ca. 20 cm langen Stäbchen müssen in die winzigen Näschen gesteckt werden. Bei zwei Kindern kommen die Tränen. Sie waren wohl zu tief drin. Die anderen wirkten deutlich entspannter. Bleibt zu hoffen, dass sie es dennoch gründlich gemacht haben. Nachdem alle Kinder nach eigenen Angaben ihre acht Umdrehungen gemacht haben, muss das Stäbchen nun in das Röhrchen mit der Flüssigkeit. Warten und Drehen. Nun noch die Kappe drauf und ab auf den Teststreifen. Obwohl ich an der Tafel aufgemalt habe, wo hingeträufelt werden muss, konnten wir ein Kind gerade noch so davon abhalten, auf die falsche Seite zu tröpfeln. Puh, das war knapp. Nun heißt es warten…
(Man füge an dieser Stelle gedanklich die Jeopardy-Melodie ein.)
Die Klassenlehrerin freut sich derweil, dass sich kein Kind das Stäbchen ins Ohr gesteckt hat.
Neugierig gehen wir nun durch die Reihen. Bei allen Kindern ist nur ein Strich bei C zu sehen. Alle Tests zeigen also „negativ“ an. Erstes Aufatmen, weil wir uns das Prozedere mit dem „Absondern und Eltern informieren“ ersparen. Zumindest heute.
Nun wird aufgeräumt. Alle Utensilien kommen in einen Müllbeutel. Die Kinder waschen sich noch einmal die Hände und wir starten mit dem Tag. 30 Minuten nach Unterrichtsbeginn.
Nachtrag
Kleine Anmerkung zum Ende: In Sachsen herrscht keine Maskenpflicht innerhalb der Klasse. Daher wird der Test im Klassenraum durchgeführt, bei Anwesenheit aller Kinder. In Klassen mit Maskenpflicht ist das in dieser Form nicht durchführbar, daher ist dieser Beitrag nicht repräsentativ für das Vorgehen in ganz Deutschland.
Und noch ein Nachtrag zum Kopfschütteln: In einer anderen Schule zeigte ein Test ein positives Ergebnis an. Das kann ja mal passieren. Also machte die Lehrerin einen zweiten Test, der jedoch auch positiv war. Die Lehrerin informierte jedoch nicht die Eltern darüber, sondern ließt das Kind (wir erinnern uns: ohne Maske) während der gesamten Unterrichtszeit im Raum. Ich kann nur hoffen, dass der PCR-Test, der hoffentlich heute noch gemacht wurde, negativ ist!
Soweit der Ausflug in die Grundschule in Pandemiezeiten. Ich hoffe, so viele Ausflüge muss ich mit Euch nicht mehr hierhin machen. Lasst es Euch gut gehen.
Eure Wiebke