Ich habe Angst.

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Schon immer wollte ich in jedem Fall (mindestens) zwei Kinder.  Ich hatte Visionen von tumulten aber glücklichen Familientreffen, von riesigen Geburtstags- und Weihnachtsfesten mit der gesamten Großfamilie. Und ich als Oma habe unzähliche Enkelkinder wuselnd um mich herum. 
Doch bis es soweit ist, muss man erst einmal selber Kinder bekommen, und am Besten gleich mehrere, damit das Großelterndasein gesichert ist. Und nun? Nun stehe ich vor dem zweiten Kind und habe Angst. Oder sollte ich besser das Wort „Respekt“ verwenden?

Die naiven Anfänge

Vor der Geburt des ersten Kindes war ich aufgeregt, aber wenig ängstlich. Ich freute mich auf die neue Herausforderung. Ich wusste, ich muss meine eigenen Bedürfnisse zurückstellen zu Gunsten des Kindes. Aber eigentlich ist es ja nicht weiter kompliziert. Man muss ein paar Minuten stillen und kann sich die restlichen drei Stunden, die das Baby schläft, um seine eigenen Belange kümmern. Und spätestens wenn es krabbeln kann, beschäftigt es sich auch viel selbst.
Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich oftmals sehr naiv an die Dinge herangehe? Das hat den Vorteil, dass ich – in diesem Beispiel im Falle des ersten Kindes – unvoreingenommen an meine junge Mutterschaft herangegangen bin. 
Das
Problem ist, dass ich nun weiß, wie es WIRKLICH ist. Ich weiß, dass ein
Baby nicht nur etwas trinkt und dann viel schläft. Ich weiß, dass ein
Kleinkind sehr viel Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Würde da
gerade mein erstes Kind im Bauch heranwachsen, wäre ich nun deutlich
nervöser.

Der Nervositätspegel steigt mit dem zweiten Kind

Meine Naivität habe ich also im Hinblick auf die Erziehung EINES Kindes abgelegt. Doch damit steigt gleichzeitig die Skepsis vor dem zweiten Kind. Und mein Kopf blubbert über vor lauter Fragen…
  • Wird das Stillen diesmal besser klappen?
  • Werde ich für mein zweites Kind genug Zeit finden, um ihm einen optimalen Start ins Leben zu geben?
  • Wird das erste Kind das neue Geschwisterchen annehmen? Oder wird es eifersüchtig?
  • Werde ich alle beiden Kinder unter einen Hut bekommen?
  • Werden sich die Kinder, wenn sie älter sind, auch vertragen?
Die Liste der Fragen könnte ich noch ewig so fortführen. In meinem Kopf rattert und rattert es, die Zweifel steigen. Ich frage mich, wie unser großer Wirbelwind das Baby besser akzeptieren kann (hier folgt zu gegebener Zeit ein extra Beitrag). Doch am meisten Sorgen bereitet mir die Frage, ob das Stillen diesmal besser funktioniert. Bei Wirbelwind habe ich länger gestillt, als sie anschließend geschlafen hat, sprich 1 1/2 h Stillen, dann exakt 35 Minuten schlafen, kurz etwas wach sein, und dann wieder von Vorne. Problematisch war es außerdem, weil sie sich nur Stillen ließ, wenn es richtig ruhig war. Gerade zu ihren Schubzeiten schrie sie ansonsten wie am Spieß meine tropfende Brust an, ohne zu trinken. Schon mit einem Kind war es also stressig genug. Doch mit zwei? Meine neue Hebamme versichert mir, dass es besser wird, denn sie wird mich optimal darauf vorbereiten (was ich von meiner damaligen Hebamme nicht behaupten konnte). Doch dennoch habe ich Angst, dass Wirbelwind wütend neben mir stehen wird, weil ich mal wieder das Baby anlege. Und dieses ist so abgelenkt, dass es wiederum nicht trinken will. Ein Szenario, das einfach nicht aus meinem Kopf will.

Wie wird Wirbelwind als große Schwester sein?

Immer wieder nehme ich die Momente skeptisch zur Kenntnis, in denen Wirbelwind ausdrücklich und vehement nach mir verlangt, obwohl der Papa direkt neben ihr steht. Ich sehe, dass sie mich braucht, dass sie an mir hängt. Ich sehe, dass sie manchmal ein richtiger Sturkopf sein kann. 
Umso überraschter war ich letztens, als die Erzieherin zu mir sagte, sie würde eine sehr gute große Schwester werden, weil sie sich im Kindergarten immer so schön um die Anderen kümmert. 
Das hat mir zu Denken gegeben, weniger weil ich es Wirbelwind nicht zutraue eine gute Schwester zu sein, sondern weil ich selber so sehr auf die möglichen Probleme fixiert bin, dass ich die guten Seiten gar nicht in Betracht ziehe.   
Ich weiß, dass es nicht gut ist, sich zu viele Gedanken darüber zu machen. Ich weiß ich sollte mich einfach freuen (und das tue ich auch). Und ich weiß, ich sollte auch an das Gute in allen von uns glauben und daran, dass jedes Familienmitglied seinen bestmöglichen Beitrag leisten wird, dass wir eine wunderbare Familie werden. Doch die Bedenken wollen nicht verschwinden.
Ich habe Angst.
Liebe Mehrfachmütter unter Euch: bitte sagt mir, dass alles halb so schlimm ist.

Mit diesem Beitrag nehme ich an der Blogparade von „Geliebtes Kind Motzibacke“ teil.

13 Comments

  1. 28 Januar 2015 at 9:08 pm

    Liebe Wiebke,
    ich finde Deinen Post wunderbar, weil ich das Ausdrücken ehrlicher Gefühle sehr schätze und für hilfreicher halte als Parolen wie "Das wird schon alles gutgehen". Respekt vor großen Herausforderungen finde ich genau richtig. Gerade das zeigt doch, dass Du nicht naiv an eventuelle Schwierigkeiten herangehst. Und die vielen Mamablogs zeigen ja auch, dass es Fälle gibt, wo es Probleme bei der Geburt des 2. Kindes, Geschwistereifersucht, große Rückfälle etc. gegeben hat, genauso wie es unzählige Familien gibt, wo es wunderbar geklappt und sich alles gefügt hat.
    Soweit ich weiß, geht die Große ja in die Kita. Somit hast Du ein paar Stunden nur für Dich und das Baby. Die restliche Zeit muss man abwarten, wie ihr euch am besten organisiert. Das wird eine Weile dauern. Du musst die Bedürfnisse des Babys, die ja ganz anders als die Deiner Großen sein können, erstmal kennenlernen. Da die Geburt im Sommer sein wird, werdet ihr sicher viel rausgehen und das Baby kann im Tragetuch, Kinderwagen o.ä. schlafen. Wenn der Papa da ist, wird sich die Große automatisch viel an ihn halten, wenn sie merkt, dass Du nicht so verfügbar bist wie früher. Sicherlich wird es auch zu Eifersucht kommen. Das gehört leider dazu. Bei uns hat es etwas über ein Vierteljahr gedauert, bis sich alle an die neue Situation gewöhnt hatten. Das ist völlig normal. Wir haben komplett am vertrauten Alltag unseres Großen (Kita, Freunde, Großeltern) festgehalten, um ihm Stabilität zu geben. Empfehlen kann ich Dir, eine regelmäßige exklusive Zeit mit Deiner Großen einzuführen, das wird euch beiden gut tun. Und wenn es am Anfang nur eine Stunde ist, weil das Baby Dich nicht länger weg lässt.
    Was das Stillen angeht, wirst Du sicherlich merken, dass Deine Erfahrungen Dir weiterhelfen werden. Das Stillverhalten kann komplett anders sein. Mein Großer war auch so ein ähnliches Stillbaby wie Deine Tochter. Die Kleine hatte viel kürzere Stillzeiten. Die kleinen Geschwister haben ja auch immer etwas interessantes zu sehen, also was die großen so treiben. Das entlastet wiederum die Eltern.
    Also ich denke, Respekt ist berechtigt, Gedanken machen sehr angebracht, um vorbereitet zu sein, und vor allem Geduld ist nötig, wenn die Umstellung eben doch länger als erhofft dauert. Ansonsten werdet ihr das gut hinbekommen, wenn sich alles erst einmal eingespielt hat. Es kommt alles mit der Zeit.
    Liebe Grüße,
    Frühlingskindermama

    • 29 Januar 2015 at 10:23 am

      Vielen lieben Dank für Deinen schönen und so ausführlichen Kommentar! <3
      Es tut mir auch sehr gut meine Ängste zu beschreiben und ich finde es auch wichtig, dies zu tun. Wenn man alles nur in sich hineinfrisst, platzt man doch irgendwann. Es stimmt, Wirbelwind wird ja in den Kindergarten gehen, damit werde ich zumindest tagsüber viel Zeit für das Baby haben. Ich hoffe, dass es anders herum für Wirbelwind aber auch zutrifft und ich die Extra-Zeit mit ihr finde.
      Ganz liebe Grüße, Wiebke

  2. 29 Januar 2015 at 12:32 pm

    Ich verstehe Dich zu gut. Ich habe auch Angst davor, wenn wir irgendwann zu viert sind. Und auch schon einen Artikel darüber im Anschlag…
    Ist das alles zu schaffen? Und kommt mein Großer nicht zu kurz? Das werden wir erst wissen, wenn es so weit ist. Und ich bin mir sicher, Du schaffst das! Nur bei mir selbst bin ich mir noch nicht so sicher…

  3. 29 Januar 2015 at 8:08 pm

    Hallo und liebe Grüße auch von mir. Ich bin seit drei Monaten dreifache Mama und meine Erfahrung ist tatsächlich: Alles halb so wild. Ich erkenne mich in Deinem Post wieder, denn all diese Gedanken hatte ich auch beim zweiten Kind. Bis ins Wochenbett hinein. Meine Große war so ein Mamakind…der Papa durfte nur übernehmen, wenn ich nicht im Hause war. Ich hatte auch Sorge, dass sie es ganz schlimm finden wird, wenn ich mich uns Baby kümmere und nicht verfügbar bin. Und dann war es halb so wild. Sie hat akzeptiert, dass die Mama gerade keine Zeit hatte, sie war jetzt große Schwester und wurde fast automatisch selbständiger. Wichtig wird es aber, in der ersten Zeit Hilfe zu haben und erst einmal nur von Tag zu Tag zu leben. Das neue Familiengefüge muss sich finden und für die Veränderungen brauchen alle Zeit. Da darf auch Eifersucht dabei sein….das ist normal. Ich habe mir an den Tagen mit einem schlechten Gewissen immer vor Augen geführt, dass die Maus zwar die Exklusivbehandlung verliert aber gleichzeitig viel wichtigeres gewinnt. Die Maus ist nun zum zweiten Mal große Schwester geworden und betont immer, wieviel Erfahrung sie mit Babys nun schon hat. 🙂 Also, nur keine Angst, es ist gut so.
    Martamam

    • 29 Januar 2015 at 8:38 pm

      Vielen Dank für Deinen Rückmeldung. Du hast mir gerade wirklich Mut gemacht! Es freut mich, dass es bei Euch so gut geklappt hat und ich hoffe, dass es bei uns auch so laufen wird. Wir werden es sehen…
      LG Wiebke

  4. 30 Januar 2015 at 7:12 am

    Liebe Wiebke!
    Ich kann deine Ängste gut verstehen. Meine beiden sind zwar recht weit auseinander (5,5 Jahre), aber auch ich habe mir Gedanken gemacht, wie es wohl werden wird. Kann ich beiden gerecht werden, wird die Große eifersüchtig sein,…
    Ich kann dir Mut machen. Es hat prima geklappt. Die Große ist eine prima Schwester und das war sie nicht nur in den ersten Wochen! Sicher müssen die Großen anfangs öfter mal warten, aber die Kleinen schlafen doch tatsächlich recht viel, so dass auch Zeit bleibt, die man mit den Geschwistern verbringen kann, so dass sie nicht das Gefühl haben, nicht mehr lieb gehabt zu werden. Anfangs haben mein Mann und die Großeltern öfter mal richtig schöne Sachen alleine mit ihr unternommen.
    Mach dir keine Sorgen und genieße deine Schwangerschaft! LG, Viola

  5. 31 Januar 2015 at 8:58 pm

    Liebe Wiebke,

    Meine beiden Mädels sind nur 14 Monate auseinander. Die Kleine ist jetzt 4,5 Monate alt und ich kann dir sagen: JA es ist anstrengend. Guck, dass du Hilfe hast, vor allem dass es jemanden gibt, den du rufen kannst wenn mal nix mehr geht, wenn der Papa wieder arbeitet und du zum ersten Mal so richtig allein mit beiden bist.
    Am schwierigsten ist es, weil Malou (die Große) vieles (wie "Ich nehme kurz den Teebeutel raus und komme gleich wieder zu dir") einfach noch nicht versteht.
    ABER es ist auch ganz wunderbar <3
    Die Große liebt ihre kleine Schwester unheimlich, geht inzwischen sehr sanft mit ihr um und bringt mir den Schnuller oder kommt streicheln, wenn die kleine weint.
    Erstaunlicherweise klappte gerade das Stillen bisher meist sehr gut, wenn ich mit beiden allein war. Malou trank ähnlich langsam wie du es beschreibst und wir hatten anfangs auch ein paar Probleme zu überwinden. Bei der kleinen war alles gleich anders. Ihre ersten Züge waren so tief und kräftig, wie die der Großen es erst waren als diese mindestens iese zwei Wochen alt war. Auch so ist sie schon eine ziemlich schnelle Trinkerin. Du siehst, es kann also auch wirklich ganz anders kommen als beim Ersten 😉

    Es ist wirklich toll beide einander angrinsend zu sehen und klar werden sie sich nicht immer vertragen. Ich schätze das gehört dazu. 😉 Ich habe selbst eine jüngere Schwester, und wir haben uns richtig gezofft. Trotzdem verstehen wir uns noch heute sehr gut ^^

    Ich wünsche dir eine gute Schwangerschaft und Geburt und dass du trotz aller Anstrengungen die da kommen mögen immer wieder die Zeit und die Kraft findest dich zu besinnen und dankbar zu sein, weil im Großen und Ganzen doch alles sehr gut ist. (Ich übe das gerade)

    Herzlich,
    Melly

    • 3 Februar 2015 at 9:26 am

      Der Papa wird die ersten zwei Monate Elternzeit nehmen, so dass er mich da – denk ich – gut unterstützen kann. Anders könnt ich es mir auch gar nicht vorstellen. Schon beim ersten Kind haben wir es so gemacht und ich war unendlich dankbar für seine Unterstützung.
      LG Wiebke

  6. 17 August 2016 at 6:14 am

    Liebe Wiebke,
    vielen Dank, dass du mit diesem wunderbar ehrlichen Ausdruck deiner Gefühle, Sorgen und Ängste, zum zweiten Kind, an meiner Blogparade teilnimmst.
    Ich bin auf Schmatzipuffer genauso naiv zugegangen, wie du auf Wirbelwind. Bevor ich Mama wurde gingen mir eins zu eins, dieselben Gedanken durch den Kopf und dann polterte Schmatzipuffer in unser Leben und zeigte mir, wie naiv ich war und nun bewegen mich dieselben Ängste wie dich und lassen mich an meinem Wunsch zweifeln. Meine Blogparade hat mir aber zum Glück gezeigt, dass es keinen Grund für Ängste gibt. So viele Beiträge die zeigen, dass es auf die unterschiedlichste Art und Weise klappt, natürlich gibt es auch immer Probleme, aber so ist das Leben wohl. Wäre sonst ja auch langweilig. Wie denkst du denn jetzt darüber, wo Wölckchen bereits ein Jahr bei Euch ist?

    Liebe Grüße,
    Kathi

    • 17 August 2016 at 7:26 am

      Liebe Kathi, meine Befürchtungen haben sich, ehrlich gesagt, etwas bewahrheitet. Die ersten Monaten waren sehr hart, da Wölkchen ja nunmal kein so "leichtgängiges" Baby war. Nach einem halben Jahr wurde es besser und inzwischen ist alles im grünen Bereich 😉 Allerdings hat sich Wirbelwind viel besser verhalten, als ich dachte. Eifersüchteleien sind im Rahmen und teilweise geht sie wirklich sehr schön auf ihre kleine Schwester ein. Auf jeden Fall würde ich es immer wieder machen, ein zweites Kind bekommen meine ich 😉 Aber zu naiv sollte man eben nicht herangehen. LG Wiebke

    • 22 August 2016 at 9:18 am

      Liebe Wiebke,
      das beruhigt mich jetzt etwas, dass es hart wird, ist mir nun nach Schmatzipuffer klar. Er bewahrt mich immer wieder aufs Neue davor zu naiv zu denken. ?
      Aber 6 Monate ist eine Zeit, die hart, aber möglich ist und das Wirbelwind so schön auf Wölkchen eingehen kann freut mich sehr.
      Vielen Dank für deine Erfahrungen!
      Liebe Grüße,
      Kathi

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