Das Glas halbvoll sehen – Quarantäne mit Kindern

Das Glas halb voll sehen - Quarantäne mit Kindern

Mit Kindern zu Hause

Seit Montag bin ich mit den Kindern zu Hause. Jeden Tag merke ich, wie mein Nervenkostüm dünner wird. Wie ich die Kinder immer wieder (mit mehr oder weniger gutem Erfolg), mir eine Auszeit zu gönnen. Die Aussicht auf ein tristes Wochenende und vier weitere Wochen von Zurückhaltung von „Aufeinanderhocken“, trüben meine Laune zusätzlich ein. Ich merke, wie ich dünnhäutiger werde, bei kleinen Dingen ausraste, weil ich sie die letzten Tage bestimmt bereits zwanzigmal wiederholt habe.

Ich muss dazu sagen, dass meine Kinder beide erkältet sind. Wirbelwind seit einer halben Ewigkeit (quasi durchgängig seit Januar, die Ärztin konnte aber nichts Ungewöhnliches feststellen). Seit letzter Woche nun auch – mal wieder – Wölkchen. Seitdem ich nun weiß, dass sich der Corona-Virus bei Kindern auch als einfacher Schnupfen zeigen kann, klingeln bei mir die Alarmglocken. Den ganzen Tag lang bitte ich die Kinder, sich die Hände zu waschen und nicht unnötig Dinge anzufassen bzw. weder mir noch sich selber im Gesicht herumzufummeln.

Aaaaargghhhhh!!!!!

Kontakt zu Personen außerhalb der Familie untersage ich ganz. Und genau dieser „Ich muss aufpassen, dass die Kinder ihre Rotze nicht überall verteilen“-Faktor bringt mich aktuell echt zum Verzweifeln. Die Aussicht auf die nächsten Wochen (dann hoffentlich irgendwann gesund), macht es nicht besser.

Alles eine Frage des Blickwinkels (?)

Tja und dann, dann kommt die Klatsche direkt in mein Gesicht und zeigt mir, wie gut es mir eigentlich geht. Dass ich echt sowas von Glück habe. Manchmal wird plötzlich alles relativiert. Ein kurzer Anruf genügt. Eine nahe stehende Person erzählt mir von einem Schicksalsschlag. Ich falle aus allen Wolken.

Und dann sehe ich es. Ich sehe, dass ich verdammtes Glück habe. Ich habe einen Arbeitgeber, der mich – ohne Forderungen zu stellen – zu Hause lässt. Weil ich Kinder zu betreuen habe. Aber auch aus Sicherheit, weil in der Firma meines Mannes ein Corona-Fall aufgetreten ist. Ich kann mich um meine Kinder kümmern, ohne dass täglich das Damoklesschwert des Homeoffice über mir schwebt. Zwar muss ich etwas für die Uni machen, aber das bekomme ich auch abends hin, wenn die Kinder schlafen.

Wir haben eine großzügige Wohnung mit großer Terrasse. Auch wenn die Ausgangssperre irgendwann Realität wird, werden wir genug Freiraum haben, um uns nicht zu sehr auf den Senkel zu gehen.

Ich habe zwei Kinder. Ja. Der Grund, weshalb ich manchmal an die Decke gehe, ist auch der, warum mir die Decke nicht auf den Kopf fällt. Denn diese beiden grandiosen Mäuse haben die letzte Woche so wundervoll gemeistert. Wenn die Rotznasen nicht gewesen wären und ich demnach entspannter, dann wäre mir das wohl auch schon eher bewusst geworden. Sie haben die Veränderungen ohne zu Murren aufgenommen. Sie haben akzeptiert, dass wir nur noch in den Hof gehen, um dort etwas Rad zu fahren. Sie haben akzeptiert, dass sie die nächsten Wochen ihre Freunde nicht treffen, dass sie weder Kita noch Schule betreten werden. Sie haben hingenommen, dass auch Ausflüge in andere Einrichtungen, wie Kino oder Spielemuseum ausfallen. Stattdessen haben sie jeden Morgen den Plan studiert und sind mit mir zusammen die Punkte des Tages durchgegangen. Sie haben sich komplett an die Situation angepasst, besser als ich es wahrscheinlich jemals kann. <3

Und seien wir mal ehrlich: Sicherlich möchte ich auf mal meine Ruhe haben. Aber 5 Wochen abgeschieden von der Außenwelt können ganz schön langweilig werden. Wie froh bin ich, da meine Rasselbande um mich herum zu haben. Mit ihr wird es die nächsten Wochen sicherlich nicht langweilig.

Und soll ich Euch was sagen? Mit dieser Erkenntnis war der heutige Tag so viel entspannter. Vielleicht durften die Kinder heute etwas lauter sein als sonst. Aber sie haben es sich verdient. Sie haben mit mir gespielt, mit sich selbst gespielt. Gebastelt, gemalt, geschrieben. Und manchmal sogar hinterher wieder aufgeräumt. Und ich habe sie heute ganz besonders oft geknuddelt und meinem verdutzten Wirbelwind vor dem Schlafengehen ins Gesicht gesagt, wie toll sie das heute und die anderen Tage zuvor gemacht hat. Vielleicht sollte ich das meinen Kindern öfter sagen. Damit sie nicht mehr so überrascht ist, was für wundervolle Töchter sie sind. Und das nicht nur derzeit, sondern immer. Jeden Tag.

Eure Wiebke

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