Gestern war es so weit. Es stand das erste Entwicklungsgespräch von Wölkchen im Kindergarten an. Bei Wirbelwind kenne ich es inzwischen. Ich weiß wie sich Wirbelwind im Kindergarten verhält. Ich weiß, wie die Gespräche mit ihrer Erzieherin ablaufen. Ich weiß also, was mich erwartet. Das war nun nicht der Fall. Denn Wölkchens Start in den Kindergarten war holprig und mein Zusammentreffen mit den Erziehern nicht immer glücklich. Das haben wir inzwischen geklärt, dennoch bin ich mit etwas Skepsis in das Gespräch gegangen.
Das Portfolio
Als ich komme, ist noch niemand da. Die Erzieherin hatte mich bereits darauf vorbereitet, dass sie es nicht pünktlich schaffen würde. Ich schlug daher vor, zunächst Wölkchens Ordner anzuschauen, oder besser gesagt: das Portfolio, wie es hier genannt wird. Also blätter ich mich durch den Ordner und betrachte die liebevoll gestalteten Fotos und Geschichten. Sie geben mir einen Einblick in den Kita-Alltag und ich bin sehr dankbar darüber, dass sich dieser „Brauch“ in den Kindergärten durchgesetzt hat. Ich lese ihre Lerngeschichte und finde Wölkchen so sehr darin wieder.
Dann kommt die Erzieherin und wir machen es uns gemütlich. Sie holt ihre dreiseitigen, handgeschriebenen Blätter heraus und beginnt mir von Wölkchen, ihren Fähigkeiten und ihrem Verhalten in der Gruppe zu berichten. Dabei ist sie immer positiv und wertschätzend. Ich sehe , wie viel Mühe sie sich gegeben hat in der Vorbereitung des Gespräches.
Wölkchens Entwicklung
„Sie ist angekommen“, eröffnet sie das Gespräch und lächelt mich freudestrahlend an. Zwar ist sie anfangs noch etwas schüchtern, wenn sie den Raum betritt. Dann schaut sie sich erst einmal um und überlegt, ob denn immer noch alles am selben Platz ist, wie immer. Aber dann taut sie auf und spielt mit den anderen Mädchen. Insbesondere Rollenspiele sind im Kommen. Das Handy ins Körbchen, dann um den Tisch laufen und sich von allen verabschieden, zum Beispiel. Oder Kochen und Saubermachen. Sie hat auch schon Freundinnen gefunden.
Die Erzieherin berichtet weiter, dass Grob- und Feinmotorisch alles in Ordnung sei. Außerdem staunt sie, dass sich Wölkchen sehr lange mit einer Sache beschäftigen kann. Beispielsweise saß sie ganz lange an einem Fädelspiel und fädelte mit großer Geduld und Ausdauer den Faden durch die Knopflöcher. Diese Ausdauer merke ich, ehrlich gesagt, in unserem verflixten Alltag weniger. Das liegt aber wohl daran, dass das Spiel zusammen mit Wirbelwind einfach ein anderes ist, als unter Gleichaltrigen, die noch viel nebenher spielen. Bei uns zu Hause wird es lauter, körperlicher und kurzweiliger, einfach weil Wirbelwind hier das Spielen vorgibt. Umso schöner ist es zu erfahren, dass es im Kindergarten etwas anders läuft.
Hörst Du noch ganz richtig?
Dann erzählt sie mir etwas, das mich erst wunderte, weil es mir nicht so aufgefallen war. Es aber dann doch irgendwie plausibel ist, weil das so sehr nach mir klingt. „Sie ist manchmal etwas verpeilt“, eröffnet mir die Erzieherin. „Dann ist sie in ihrer eigenen Welt und gar nicht richtig da. Letztens beispielsweise sind wir die Treppe herunter gelaufen, um in den Garten zu gehen. Dreimal am Tag läuft sie diese Stufen herunter. Aber als die Treppe eine Biegung machte, ist Wölkchen einfach gerade aus gelaufen.“ Ich stelle es mir bildlich vor und muss herzhaft lachen. Ja, das ist mein Wölkchen. Immer für eine Überraschung gut. Die Erzieherin erläutert weiter, dass sie manchmal einfach nur im Raum sitzt und nicht reagiert. Um sicherzugehen, dass sie nichts mit den Ohren hat, hatte sie sich einmal hinter sie gestellt und gerufen: „Wölkchen, dreh` dich mal um!“ Keine Reaktion. „Wööölkchen, drehe Dich mal zu mir um!“. Wieder keine Reaktion. Und dann: „Wölkchen, möchtest Du ein Gummimännel?“ So schnell konnte die Erzieherin gar nicht gucken, wie Wölkchen sich zu ihr umdrehte. Hörtest bestanden und ein Gummibärchen bekam sie noch obendrauf. 😉
Ordnung muss sein
Eine weitere Anekdote liefert mir die Erzieherin. Sie erzählt, dass die Puzzle und kleinteiligen Sachen immer nur am Tisch gespielt werden sollen, damit sie nicht im Raum verloren gehen. Das wissen die Kinder auch. Aber das heißt nicht, dass sie alle daran halten. Letztens kam die Erzieherin in den Raum rein und Wölkchen stand vor ihr. Sie stutzte, überlegte und dann sammelte sie in Windeseile die Teile eines Puzzles vom Boden auf, welche sie dort verstreut hatte. Irgendwie süß, mein Wölkchen.
Music is in the air
Zuletzt erzählt die Erzieherin noch eine wirklich wunderschöne Geschichte. Wölkchen sei sehr musikalisch, berichtet sie mir. Wie ich mich freue das zu hören. Sie liebt Bewegungsspiele, ist immer als Erste mit dabei, wenn etwas gemacht wird. Als die Praktikantin zur Abschlussprüfung ein Spiel mit Instrumenten durchführen wollte und dafür fünf willige Kinder brauchte, hatten sie sofort Wölkchen im Visier. Denn sie ist ein Garant dafür, dass das Spiel erfolgreich wird. Bei diesem Spiel erhielten verschiedene Gegenstände ein Instrument als Pendant. Den Kindern wurde dann beispielsweise das Instrument vorgespielt, und sie sollten erkennen, welcher Gegenstand damit gemeint ist. Zur Trommel, die ein pochendes Geräusch verursacht, gehörte der Ball. Zur langsam rasselnden Röhre gehörte die ebenso langsame Schnecke usw. Alles hatte prima geklappt und mein Wölkchen hatte riesigen Spaß an dem Spiel. Das werde ich zu Hause wohl auch einmal ausprobieren.
Das Gespräch ist zu Ende und ich bedanke mich bei der Erzieherin für ihre Arbeit. Mit einem Lächeln im Gesicht verlasse ich den Raum und nehme mein Wirbelwind und Wölkchen in Empfang. Meine zwei kleinen, großen Mäuse.
Hattet Ihr bei Entwicklungsgesprächen schon einmal seltsame Offenbarungen?
Eure Wiebke
Carina
Liebe Dank für eure schön verfassten Informationen und die Offenheit!
Der „Verflixtealltag.de“ ist immer wieder eine gute Anlaufstelle für mich als junge Mutter!
DANKE! 🙂
LG – Carina